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Rechtsanspruch und Realität
Umfrage: Was passiert, wenn Arbeitnehmer eine Pflege-Auszeit nehmen wollen?
Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist immer eine Herausforderung für den Arbeitnehmer.
Foto: djd/randstad/thx
(djd/pt). Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird sich nach einer Schätzung des Bundesgesundheitsministeriums von derzeit 2,46 Millionen bis zum Jahr 2050 fast verdoppeln. "Immer mehr Bundesbürger werden deshalb direkt oder indirekt mit dem Thema Pflege konfrontiert sein - sei es, dass sie selbst pflegebedürftig werden oder einen pflegebedürftigen Angehörigen haben", betont Martin Blömer vom Verbraucherportal Ratgeberzentrale.de.
Arbeitnehmer sollen bei plötzlichem Pflegefall zehn Tage pausieren können
Angesichts der wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung des Themas Pflege will die Große Koalition mit einer mehrstufigen Pflegereform die Leistungen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen deutlich ausbauen. Als wichtigen Bestandteil der Reform hat die Bundesregierung beispielsweise einen Gesetzentwurf beschlossen, wonach Angehörige von Pflegebedürftigen ab 2015 eine bezahlte Pflegeauszeit aus dem Job nehmen können. Bei einem plötzlichen Pflegefall in der Familie sollen Arbeitnehmer künftig zehn Tage lang bezahlt pausieren können. Sogar bis zu zwei Jahre können sie im Job kürzertreten: Es gibt einen Rechtsanspruch auf sechs Monate Pflegezeit, also auf eine komplette Auszeit, sowie auf bis zu 24 Monate Familienpflegezeit mit einer Reduzierung der Arbeitszeit auf bis zu 15 Stunden.
Pflegezeit: 77 Prozent der Arbeitnehmer vertrauen auf Unterstützung des Chefs
Aber wie sieht es in der Praxis aus, wenn jemand das Recht auf Pflegezeit in Anspruch nehmen will? Dieser Frage ging eine Arbeitnehmerbefragung im Rahmen des Randstad Arbeitsbarometers nach. Die Umfrage wurde gemacht, bevor das neue Gesetz auf den Weg gebracht wurde und macht deutlich: 77 Prozent der deutschen Arbeitnehmer vertrauen auf die Unterstützung ihrer Arbeitgeber, wenn sie aus persönlichen Gründen eine Auszeit nehmen müssten. "Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist immer eine Herausforderung. Hier gilt es, individuelle Lösungen und Modelle zu erarbeiten, die für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen praktikabel sind", erklärt Petra Timm, Pressesprecherin bei Randstad Deutschland. Das Thema Pflegezeit müsse durch offene Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer behandelt werden - denn der Umfrage zufolge würden immerhin 50 Prozent der befragten Arbeitnehmer im Zweifel ihren Job kündigen und sich für die Familie entscheiden.
Die meisten Senioren möchten in den eigenen vier Wänden versorgt werden. Osteuropäische Pflegekräfte leisten dazu seit Jahren einen wichtigen Beitrag.
Foto: djd/Promedica Plus Franchise GmbH
Jeder Fünfte kümmert sich um einen Pflegefall
Bereits heute hat mehr als jeder zweite Bundesbürger (56 Prozent) pflegebedürftige oder pflegende Menschen in seinem Umfeld. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK). Demnach kümmern sich zwei von zehn Befragten selbst regelmäßig um nahestehende Pflegebedürftige, die in einem Heim leben. Jeder Sechste pflegt sogar bei sich zu Hause oder hat dies in den vergangenen fünf Jahren getan. Rund drei Viertel der Deutschen hat demnach direkt oder indirekt mit dem Thema Pflege zu tun. Zum 1. Januar 2015 sollen die Leistungen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen deutlich erweitert werden.