Es kommt nicht gerade oft vor, dass eine relativ neue Band als Debut eine Doppel-CD heraus bringt. Die vierköpfige Passauer Formation „Apocryphal“, die ihren Stil selbst als „Progressive Metal“ bezeichnen (für die Schubladendenker...) haben in ihrem relativ kurzem Bestehen so viel Material geschaffen, dass sie gleich mit zwei Silberlingen aufwarten können.
Apocryphal besteht aus Thomas Weishaupt (Vocals, Gitarre), der auch für Produktion und Mixing des Albums verantwortlich ist sowie Johannes Späth (Gitarre), Florian Kenst (Bass und Chapman Stick) und Schlagzeuger Andreas Baier. Sie bringen dieses Album im Eigenvertrieb heraus
„Seit komplettierung der Band, um 2010, strebte Apocryphal Einzelveröffentlichungen via Youtube an, aber aufgrund steigender Nachfrage bezüglich eines Tonträgers, entschied sich die Band mitte 2014 dem Nachzukommen. CD 1 und 2 sind chronologisch geordnet und spiegeln daher auch die Entwicklung der Band wieder, so sind auf CD1 frühere und auf CD2 aktuellere Songs zu finden.“
(Promo-Text der Band)Ich möchte die Musik von Apocryphal als „gewöhnungsbedürftig“ bezeichnen, was ich nicht als Wertung verstanden wissen will. Es ist keine „Easy-Listening-Mucke“, von der ich mich im Hintergrund berieseln lassen kann. Man muss sich in das Album „rein hören“... und sich darauf einlassen.
CD 1 mit den lt. Band früheren Stücken wirkt – bis auf die drei Bonustracks – auf mich mich wie ein Konzeptalbum: Ein „dramatisches“ Intro gefolgt vom balladesken „Hopeful Shivering“ und dem jazzigen „Gold“ wird Spannung aufgebaut, die m.E. Ihren Höhepunkt in „Delirium“ findet. Dieses Stück mit vielen harten Dissonanzen drückt den Titel perfekt aus. Mit „innocent Surface“, einem Instrumental in bester Prog-Rock Manier kehrt erst mal wieder Ruhe ins aufgewühlte Gehör ein. Das getragene aber sich stetig steigernde „Sad Lullaby“ führt zum Höhepunkt, der in dem tempo- und stimmungswechselnden „The taste of your tears“ bestens ausgedrückt wird. Mit dem Elektro-Remix von „Delirium“ - sozusagen als Epilog endet die Story (wohl gemerkt: Meine ganz persönliche Auffassung!!!)- gefolgt von drei Bonus Tracks, die die erste CD in bester „J.B.O“-Manier abrunden. Insgesamt ein sehr experimenteller, aber durchaus gelungener Genre-Mix vielfältiger Stilrichtungen – von Soft über Jazzrock bis Metal und Elektro...
CD 2 besteht aus 6 Songs plus 2 Remixes. Sie ist – abgesehen der Remixes - m.E. Rocklastiger als die älteren Songs – von soft bis brachial, aber immer wieder ein Mix aus vielfältigen Genres und vielen Breaks, Takt- und Tempowechseln, die echtes Prog-rock (-metal) Feeling ala Queensryche, Rush und Dream Theater aufkommen lassen. Bemerkenswert finde ich auch bei drei Songs den Einsatz des Chapman Sticks (den hab ich ja seit Liquid Tension nicht mehr im Einsatz erlebt). Meine Favoriten auf dieser Scheibe übrigens sind „Audio Quattro“ und „Invisible“ - 1A Progressive!!!
„Apocryphal - The Double Album“ ist ein durchweg gelungenes Album – produktionstechnisch wie vom „handwerklichen Können“ der Musiker hervorragend. Allerdings ist es, wie eingangs schon erwähnt, keine „leichte Kost“. Du musst dich in das Material hineinhören, dich drauf einlassen. Insgesamt ein teilweise experimenteller aber insgesamt homogener stimmiger Mix vielfältiger Stilelemente.
Quelle / © - PR-Texte der Band