BOB DYLAN

Bob Dylan  (* 24. Mai 1941 in Duluth, Minnesota; eigentlich Robert Allen Zimmerman) ist ein US-amerikanischer Folk- und Rockmusiker, Dichter und Maler.

Bob Dylan singt, spielt Gitarre, Mundharmonika und Klavier und gilt als einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts.

Dylan begann Ende der 1950er-Jahre als Folkmusiker und wandte sich Mitte der 1960er-Jahre der Rockmusik zu.

Seine Texte waren zu Beginn seines Schaffens von den Inhalten der Folkbewegung und einem ihrer bekanntesten Vertreter, Woody Guthrie, später auch von symbolistischen Dichtern wie Arthur Rimbaud und Charles Baudelaire, aber auch von der Bibel beeinflusst.

Leben

Bob hörte in seiner Jugend die Musik von Hank Williams, Little Richard, Chuck Berry und Buddy Holly. Er war auch schon früh an Literatur interessiert. So begeisterte er sich unter anderem für Bücher von John Steinbeck. Von seinen Eltern wurde sein musikalisches Talent gefördert. Unter der Anleitung eines Cousins lernte er zunächst Klavier spielen, bevor er zur akustischen und später zur elektrischen Gitarre wechselte. In dieser Zeit spielte er häufig Blues-Standards nach, die er im Radio hörte. In der High School traf er Gleichgesinnte, die seinen Musikgeschmack teilten, und so war er schon bald Mitglied der A-cappella-Band The Jokers, die vorwiegend auf Feiern auftrat.

Über Umwege gelangte Bob Dylan im Januar 1961 in den New Yorker Stadtteil Greenwich Village. Dieser hatte sich im Laufe der Zeit zu einem Anlaufpunkt für Künstler entwickelt. Anfang der 60er Jahre wurde die Beatnik-Bewegung durch die Folk-Musik ergänzt und Musiker wie Fred Neil, Phil Ochs und Tom Paxton hatten im Greenwich Village ihre ersten Auftritte. Der Gitarrist und Sänger Dave Van Ronk und die Sängerin Odetta Holmes hatten eine starke Wirkung auf Dylan, der allein durch Zuhören viele Einflüsse aufnehmen konnte.

Dylan lernte dort auch seine erste große Liebe kennen; Suze Rotolo – eine Frau, die ihn nicht nur künstlerisch inspirierte, sondern auch seinen gesellschaftskritischen Blick schärfte. Sie machte ihn mit den Büchern der französischen Symbolisten Arthur Rimbaud, Paul Verlaine und Charles Baudelaire bekannt. Die wechselvolle Beziehung inspirierte ihn zu den sogenannten Love/Hate-Songs wie Don't Think Twice, It's All Right; Boots Of Spanish Leather und Ballad in Plain D, mit denen er die bis dahin übliche Form des romantisch verklärten Love-Songs um eine bittere Note erweiterte.

Seinen ersten professionellen Auftritt absolvierte Dylan als Support Act für John Lee Hooker im Gerde's Folk City am 11. April 1961. Nachdem er einige Zeit erfolgreich in kleinen Clubs aufgetreten war, machte er erste Schallplattenaufnahmen als Mundharmonikaspieler auf einem Album von Harry Belafonte. Während sein erstes, 1962 erschienenes Album noch vornehmlich Fremdkompositionen enthielt und wenig Aufmerksamkeit erntete, brachten seine folgenden Alben The Freewheelin’ Bob Dylan und The Times They Are a-Changin’ den Durchbruch. Sie enthielten neben einfachen, aber umso eindringlicheren Liebesliedern vor allem sozialkritische Songs. Blowin’ in the Wind aus dem Album The Freewheelin' Bob Dylan traf den Nerv der Zeit und wurde – wenn auch zunächst in der Interpretation von Peter, Paul and Mary – zur pazifistischen Hymne einer ganzen Generation. In dem wütend-eindringlichen „Masters of War“ verfluchte Dylan den militärisch-industriellen Komplex. Einige Lieder wie das apokalyptische „A Hard Rain's A-Gonna Fall“ deuteten bereits auf das außergewöhnliche literarische Talent Bob Dylans hin.

Am 3. August 1963 startete seine erste große Tournee durch die USA – als Gastsänger von Joan Baez. Baez war zu jener Zeit bereits ein großer Star und konnte leicht größere Hallen füllen. Dylan sang auf diesen Konzerten, wo sie ihn voller Begeisterung dem Publikum vorstellte, einige Duette mit Baez. Für Dylan bedeutete diese Tour und die Verbindung mit Baez eine enorme Steigerung seiner Bekanntheit. Auch finanziell lohnte sie sich – sein Manager Albert Grossman hatte für ihn eine größere Beteiligung an den Einnahmen als für Joan Baez ausgehandelt, obwohl sie der Star der Tour war. Der Erfolg Bob Dylans Anfang der 60er Jahre fiel in eine Periode des politischen und gesellschaftlichen Wandels in Amerika.

1960 wurde John F. Kennedy zum Präsidenten gewählt. Die Zeit war geprägt vom Kalten Krieg, von Rassenunruhen, aber auch von bedeutenden sozialen Reformen. Die Jugend wurde zunehmend politisierter, und die Bürgerrechtsbewegung trat immer selbstbewusster auf. Bob Dylan wurde mit nicht einmal 25 Jahren eine Symbolfigur dieser emanzipatorischen Bewegung. Die Rolle eines Idols behagte ihm jedoch nicht. Er lehnte diese Rollenzuweisung kategorisch ab.

Mitte der 60er Jahre begann Dylan, seine bis dahin fast ausschließlich solo und auf der akustischen Gitarre gespielte Musik elektrisch zu verstärken und sich von einer Band begleiten zu lassen. Der Markstein dieses Wechsels war sein Auftritt beim Newport Folk Festival 1965, der bei den puristischen Freunden der Folkmusik heftige Kritik auslöste. Auf der darauffolgenden Europa-Tournee, bei der er sich von den Musikern begleiten ließ, die später unter dem Namen The Band bekannt werden sollten, stieß seine elektrisch verstärkte Musik teils auf heftige Ablehnung, vor allem in England.

dylan und baez
Bob Dylan und Joan Baez

Als Reaktion darauf forderte Dylan seine Band auf,besonders laut zu spielen. Seinen Wandel vom Folksänger zum Rockmusiker vollzog er auf drei Alben, die er in kurzer Abfolge Mitte der 1960er Jahre veröffentlichte und die heute als Klassiker der Rockmusik gelten. Auf der zweiten Seite der LP Bringing It All Back Home befinden sich ausschließlich akustisch eingespielte Songs, die A-Seite der LP bestritt Dylan aber bereits mit einer Band. Die zwei folgenden Alben Highway 61 Revisited und die Doppel-LP Blonde on Blonde enthalten fast nur elektrisch verstärkte Rocksongs. Like a Rolling Stone von Highway 61 Revisited schaffte es 1965 auf Platz 2 der Billboard-Single-Charts. Das Lied wurde später von der Zeitschrift „Rolling Stone“ zum „Greatest Song of All Time“ gekürt.

Nach einem Motorradunfall Ende Juli 1966 zog er sich für zwei Jahre völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Das Ausmaß des Unfalls liegt bis heute im Unklaren. Er ermöglichte Dylan jedoch letztendlich die radikale Abkehr von einem Lebensstil, welcher bei ihm – diktiert von einem übervollen und kräfteraubenden Terminkalender und seiner damals außerordentlichen künstlerischen Produktivität – nahezu eine komplette gesundheitliche und mentale Erschöpfung provoziert hatte. Er trat in den folgenden Jahren nur vereinzelt auf, so auch nicht beim legendären Woodstock-Festival in Bethel. Musikalisch orientierte er sich in dieser Zeit an der Country-Musik.

Es entstanden zwei Alben, die er teilweise in Nashville aufnahm – das spartanisch instrumentierte John Wesley Harding und das für seine Verhältnisse sehr gefällige Nashville Skyline, auf dem er auch mit dem Country-Musiker Johnny Cash zusammenarbeitete. Die LP wurde zu Dylans bis dahin größtem kommerziellen Erfolg. Dylan bereitete so der Akzeptanz der bis dato als reaktionär verpönten Country-Musik im Rocklager den Boden und wurde – neben Buffalo Springfield/Neil Young, den Byrds und Gram Parsons – zu einem Wegbereiter des Country-Rock.

Sein Doppelalbum Self Portrait aus dem Jahr 1970 erschien vielen Fans als eine lieblose Sammlung uninspirierter Songs und gilt als eine seiner schlechtesten Platten. Bob Dylan bezeichnete die Veröffentlichung später als den Versuch eines Befreiungsschlags, mit dem er die von ihm als bedrückend empfundene Erwartungshaltung seines Publikums zerstören wollte. In der Folgezeit veröffentlichte er zwei als respektabel, aber nicht herausragend angesehene Alben („New Morning“ und „Planet Waves“) und spielte eine kleine Rolle in Sam Peckinpahs Western Pat Garrett jagt Billy the Kid an der Seite von Kris Kristofferson und James Coburn. Er schrieb außerdem die Musik zu diesem Film, darunter das ebenso hymnische wie desillusionierte Knockin’ on Heaven’s Door. Vor Publikum trat er nur noch selten auf, so beispielsweise 1969 beim Isle of Wight Festival oder 1971 beim Konzert für Bangladesch.

Eine spektakuläre Comebacktournee (dokumentiert auf dem Doppelalbum „Before the Flood“) Anfang 1974 war zwar binnen weniger Stunden ausverkauft und ein großer Publikumserfolg, die Urteile der Kritiker fielen jedoch eher zwiespältig aus. Vor allem wurde bekrittelt, dass er kaum neue Songs bringe und mehr „schreie als singe“. Auffallend war, dass er viele altbekannte Lieder in völlig neuem musikalischen Gewand darbot und diese damit zwar einerseits revitalisierte, andererseits aber oft bis zur Unkenntlichkeit veränderte. Diese Herangehensweise an das eigene Werk hat Dylan bis heute beibehalten – sie ist zu einem seiner Markenzeichen geworden.

Bedeutende Alben:
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Tempest


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MTV Unplugged


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Desire


Die 1980er Jahre waren durch viele unterschiedliche Alben gekennzeichnet, deren Stil (Musik und Text) bei Kritik und Publikum großteils eher verhaltene Resonanz auslöste. Während „Infidels“ (1983) und „Empire Burlesque“ (1985) noch einige hervorragende Songs enthalten, erreichte er mit „Knocked Out Loaded“ (1986) und „Down in the Groove“ (1988) einen künstlerischen Tiefpunkt. Die US-Musikzeitschrift Rolling Stone wählte „Down in the Groove“ im Mai 2007 zum „schlechtesten Album eines bedeutenden Künstlers“. In derzweiten Hälfte der Dekade hatte Dylan mit einem Alkoholproblem zu kämpfen. Die Auftritte jener Zeit verliefen dementsprechend teilweise chaotisch. Ab 1988 wirkte er neben Roy Orbison, Tom Petty und Jeff Lynne maßgeblich in der von George Harrison ins Leben gerufenen Gruppe „Traveling Wilburys“ mit. Die Gruppe bestand zwischen 1988 und 1990 und produzierte zwei Studioalben. Seit dem Jahr 1988 befindet er sich auf der inoffiziell so bezeichneten Never Ending Tour, die ihn schon mehrmals um den Erdball führte. Dabei gibt er im Schnitt über 100 Konzerte pro Jahr.

Im selben Jahr wurde er in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, sein Laudator war Bruce Springsteen, der zu Beginn seiner Karriere als „neuer Dylan“ bezeichnet worden war. 1989 gelang ihm mit dem von Daniel Lanois in New Orleans produzierten Album Oh Mercy die Rückkehr zu alter Form, der Nachfolger „Under the Red Sky“ (1990) war jedoch erneut eine Enttäuschung. 1991 wurde Dylan ein weiterer Grammy für sein Lebenswerk verliehen. In der ersten Hälfte der neunziger Jahre veröffentlichte Dylan keine neuen Kompositionen. 1992 und 1993 erschienen zwei Alben („Good As I Been to You“, „World Gone Wrong“) mit Aufnahmen traditioneller Folk- und Bluessongs, welche er solo, nur begleitet von Gitarre und Mundharmonika, einspielte.

Am 14. August 1994 trat Dylan auf dem Woodstock-II-Festival auf, einer Neuauflage des legendären Festivals von 1969. Sein Auftritt wurde zur Überraschung vieler Beobachter von dem überwiegend jugendlichen Publikum euphorisch aufgenommen. Im November 1994 nahm er ein Live-Album/DVD für die MTV-Unplugged-Reihe auf. Ursprünglich wollte er darauf alte Country- und Blues-Stücke spielen, die Produzenten wollten aber stattdessen einige seiner größten Hits. Dylan gab nach, und das Album wurde eines seiner finanziell erfolgreichsten Alben und erreichte den 23. Platz der US-amerikanischen Album-Charts.

1997 veröffentlichte Dylan nach sieben Jahren erstmals wieder neue eigene Songs. Mit dem abermals von Daniel Lanois produzierten düsteren Album Time Out Of Mind schaffte er ein erfolgreiches Comeback. Für die Platte erhielt er gleich drei Grammys, unter anderem für den Song Cold Irons Bound. Mit dem Song Things Have Changed für den Film Die WonderBoys gewann er im Jahr 2001 den Golden Globe Award und den Oscar für den besten Filmsong. 2001 erhielt er außerdem den inoffiziellen „Nobelpreis für Musik“, den Polar Music Prize. 1998 ging er mit seinen Musikerkollegen Van Morrison und Joni Mitchell auf Tournee. Ein Jahr später begleitete ihn Paul Simon auf eine erfolgreiche US-Tournee, auf der jeder einen größeren eigenen Teil vortrug, wo sie aber auch vier Lieder gemeinsam sangen.

Am 11. September 2001 erschien “Love and Theft”, eine von Publikum und Kritik begeistert aufgenommene Platte. Auf diesem Album unternimmt er eine Reise zu den Wurzeln der amerikanischen Musik. Im August 2006 erschien Dylans 32. Studioalbum „Modern Times“, das weltweit größtenteils begeistert aufgenommen wurde und mit dem er das erste Mal seit „Desire“ (1976) wieder an die Spitze der US-Charts gelangte. Die Rückkehr auf Platz eins der US-Hitparade nach drei Jahrzehnten ist zuvor noch keinem lebenden Musiker gelungen. Ende Juni 2007 kündigte Bob Dylan an, ein endgültiges Best-of-Album mit dem Titel „DYLAN“ zu veröffentlichen. Das Album kam am 1. Oktober 2007 weltweit in den Handel und erschien in zwei Versionen. Eine Ausgabe enthält 18 der erfolgreichsten Dylan-Songs, die „Highlight Deluxe Edition“ beinhaltet 51 Tracks auf 3 CDs sowie viel Zubehör. Ein neues Studioalbum mit dem Titel „Together Through Life“ erschien am 24. April 2009.

Einfluss auf die Popkultur

Bob Dylan hat die Entwicklung der Popmusik seit den 1960er Jahren wie kaum ein anderer Musiker beeinflusst. Er schöpft aus dem riesigen Fundus traditioneller, populärer amerikanischer Musik von Folk über Country bis zu Gospel, Blues und Rock ’n’ Roll. Dieses Erbe der sogenannten Americana bildet über seine gesamte Karriere den Nährboden seines Werks. Obgleich er sich diese Idiome teilweise erst im Laufe seiner Karriere angeeignet hat, ist es ihm immer wieder gelungen, diese entscheidend zu transformieren und zu erweitern. Eines seiner größten Verdienste ist hierbei, dass er mit einer starken Hinwendung auf die Texte seiner Lieder der modernen Rockmusik eine sprachliche Komplexität gegeben hat, wie sie bis dahin kaum denkbar war.

Seine Songs sind von zahlreichen Musikern aufgenommen worden. Hierzu gehören Joan Baez, Eric Clapton, The Byrds, Rod Stewart, Van Morrison, Joe Cocker, Johnny Cash, Jimi Hendrix, Bryan Ferry (der im Jahre 2007 ein ausschließlich Lieder von Bob Dylan enthaltendes Album mit dem Titel Dylanesque herausbrachte) und sogar Elvis Presley. Zahlreiche Lieder Bob Dylans sind erst durch die Aufnahmen anderer Musiker populär geworden, was auch an seiner wenig massenkompatiblen Stimme liegen mag. Dies sind beispielsweise It's All Over Now, Baby Blue in der Fassung von Them, Mr. Tambourine Man von den Byrds, Blowin’ In The Wind von den Hollies, All Along the Watchtower in der Version von Jimi Hendrix, Mighty Quinn und Father Of Night in den Interpretationen von Manfred Mann und Knockin’ on Heaven’s Door von Guns N’ Roses.

Für viele Musiker ist Bob Dylan ein prägender Einfluss gewesen. Dies sind unter anderem Van Morrison, The Beatles, Steely Dan, Bruce Springsteen, Jimi Hendrix und Nick Cave. Auch der deutsche Musiker Wolfgang Niedecken, der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambros, der einige der frühen Songs Dylans ins Deutsche übersetzt hat, und Falco, dessen Sarg zu den Klängen von „It's All Over Now, Baby Blue“ in die Erde gelassen wurde, zähl(t)en Bob Dylan zu ihren Vorbildern. In der vom Musikmagazin Rolling Stone veröffentlichten Liste Die 500 besten Alben aller Zeiten ist Dylan mit zehn Alben vertreten (davon zwei in den Top 10) und liegt damit nur knapp hinter den Beatles mit elf Alben.