Die Telecaster ist eine E-Gitarre, welche seit 1950 von der US-amerikanischen Firma Fender hergestellt wird. Sie gilt als erste in Massenfertigung produzierte Massivkorpus-E-Gitarre. Ursprünglich in zwei Modelllinien unter den Namen Esquire und Broadcaster vorgestellt, musste letztere aus namensrechtlichen Gründen bald in Telecaster umbenannt werden. Die Telecaster wird seit ihrem Erscheinen von vielen namhaften Musikern gespielt und gilt heute neben der Fender Stratocaster und der Gibson Les Paul als Klassiker unter den E-Gitarren.
Inspiriert von den verschiedenen Ideen und Ansätzen entwickelte Fender zum Ende der 1940er Jahre seine eigene Gitarre. Schon zu Beginn der Überlegungen stand für Fender fest, dass die Gitarre leicht und billig herzustellen sein musste. Folglich stammten Elektronik und Metallteile aus der Produktion der Lapsteels, der Korpus des ersten Prototypen bestand aus günstigem Sperrholz. Der Hals war im Gegensatz zur traditionellen Bauweise nicht mit dem Korpus verleimt, sondern verschraubt. Dieses Konstruktionsmerkmal übernahm Fender von Kauffmans Bakelit-Gitarre, bei der der Hals ebenfalls geschraubt war. Vorteil dieser Konstruktion ist neben der vereinfachten Produktion die leichte Austauschbarkeit des Halses zu Reparaturzwecken. Fender ging sogar so weit, dass er bei der Konstruktion des Halses auf einen eingelegten Stahlstab verzichtete. Dieser Halsspannstab verhindert bei herkömmlichen Hälsen ein Verbiegen durch den Saitenzug und ist auf Gitarren mit Stahlsaiten nahezu unverzichtbar. Fender war jedoch der Meinung, dass Gitarristen defekte und verzogene Hälse der Telecaster einfach durch einen neuen ersetzen würden. Der provisorisch weiß lackierte Prototyp wurde an verschiedene Musiker ausgeliehen, um deren Reaktion auf das neue Instrument festzustellen. Nach ersten positiven Rückmeldungen bereitete Fender sich auf eine Serienproduktion vor. Die erste Serienproduktion besaß im Gegensatz zu dem Prototyp einen Korpus aus massiver Esche (ein Holz, das leicht und billig in großen Mengen zu beschaffen war), eine asymmetrische Kopfplatte auf der die Stimmmechaniken in einer Reihe angebracht waren (ein Detail, das Fender von der Bigsby-Gitarre übernahm) und lediglich einen Stegtonabnehmer aus der Lapsteelproduktion. Dieses Modell wurde – zunächst ohne Halsstab – im Sommer 1950 unter dem Namen Esquire vorgestellt. Nachdem sich einige Hälse bereits bei Auslieferung verzogen, drängten die Händler Fender dazu, die Instrumente doch mit einem Halsstab auszustatten. Da die Produktion der Hälse bereits lief, konnte der Halsstab nicht ohne großen Aufwand nach der traditionellen Methode eingesetzt werden. Bei dieser Konstruktion verläuft der Stahlstab unter dem Griffbrett, welches separat auf den Hals aufgeleimt wird. Bei der Telecaster wurden die Bünde direkt in den Hals eingesetzt, weshalb sie kein separates Griffbrett besaß. Daher erdachte Fender ein Verfahren, bei der der Halsstab durch eine Fräsung an der Rückseite des Halses eingesetzt wird. Die so entstandene Spalte wird später mit einem dunklen Holzstreifen verschlossen (Skunkstripe).
Holzstreifen, der die Fräsung des Halsstabes verdeckt Im Winter des Jahres 1950 erschien neben der überarbeiteten Esquire die Broadcaster. Diese wies nun serienmäßig den Einstellstab im Hals auf und hatte einen zweiten Tonabnehmer am Halsansatz. Der Name „Broadcaster“ spielte auf die zu der Zeit beliebten Radioübertragungen (Broadcast engl. Rundfunk) an und sollte der Gitarre ein modernes Image geben. Tatsächlich hatte die Firma Gretsch schon ein Schlagzeug mit dem Namen „Broadkaster“ im Programm, weshalb Fender die Bezeichnung bereits im Februar 1951 zurückziehen musste. Um die Produktion nicht zu stoppen, wählte Fender eine pragmatische Lösung und verkaufte das Instrument zunächst ohne Modellbezeichnung. Dafür wurden bei den Abziehbild-Logos die Aufschrift „Broadcaster“ mit einer Schere abgeschnitten, so dass auf der Kopfplatte lediglich „Fender“ zu lesen war. Sammler bezeichnen Gitarren dieser Phase heute als Nocaster. In Anspielung auf die damals neue Technologie des Fernsehens wurde die Gitarre im Sommer 1951 nach gründlicher Recherche durch Fenders Rechtsanwälte in Telecaster umbenannt. Unter dieser Bezeichnung wird sie bis heute gebaut. Als Leo Fender im Jahr 1952 mit der Entwicklung der Stratocaster begann, glaubte er, dass dieses neue Modell die Telecaster komplett ersetzen würde. Da die Telecaster jedoch besonders bei Countrymusikern sehr beliebt war, übertraf sie noch über Jahre hinaus die Verkaufszahlen der Stratocaster. Aus diesem Grund blieb die Telecaster im Programm des Herstellers und wird bis heute nahezu unverändert hergestellt.Typ | E-Gitarre |
Hersteller | Fender; USA |
Produktion | seit 1950 |
Mensur | 648 mm |
Korpus | Solidbody aus Erle oder Esche |
Hals | gechtaubter Hals aus Ahorn |
Griffbrett | Ahorn oder Palisander |
Steg / Brücke | Fender Tele-Brücke |
Tonabnehmer | 2× Single Coil (1-spulige TA) |
Klangregelung |
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Fender hat in seiner Firmengeschichte eine nahezu unüberschaubare Vielzahl von Modellen unter dem Namen „Telecaster“ herausgebracht, die sich in Konstruktion und Ausstattung zum Teil stark voneinander unterscheiden. Einige sind wegen ihrer Kurzlebigkeit zum Teil nur noch Sammlern und Experten bekannt. Modellreihen, die zumindest eine gewisse Verbreitung fanden sind:
Von Beginn der Produktion in den 1950er Jahren an ist die Telecaster vor allem bei Countrymusikern sehr beliebt. Zum einen machte die Telecaster als eine der ersten vollwertigen E-Gitarren überhaupt elektrische Verstärkung auch in hohen Lautstärken möglich. Zum anderen können geschickte Musiker durch den hellen, dünnen Klang der Gitarre auch Lapsteels imitieren oder schnelle, banjoartige Melodien spielen. Pioniere dieser neuen Spieltechnik waren Countrygitarristen wie Jimmy Bryant oder Bill Carson. Letzterer wurde von Leo Fender scherzhaft „unser Versuchskaninchen“ genannt, da er häufig Prototypen der Telecaster und Stratocaster erhielt und durch seine Anregungen entscheidend zur Entwicklung der Gitarren beigetragen hat. Beispiele des schnellen, an das Banjo angelehnten Spielstils finden sich bei Musikern wie Danny Gatton, Merle Haggard, Albert Lee oder James Burton. Luther Perkins, Gitarrist von Johnny Cash und Mitbegründer der Tennessee Three, prägte den Rockabilly durch seinen typischen „Boom-chicka-Boom“ Telecaster-Sound. Selbst in der Dance-orientierten Hitsingle „Livin La Vida Loca“ von Ricky Martin ist eine Telecaster zu hören, die dem Song ein „countryeskes“ Klangbild gibt.
Im Blues wird die Telecaster von Musikern wie Muddy Waters oder dem „Master of the Telecaster“, Albert Collins, gespielt, obwohl sie hier neben den Instrumenten von Gibson eine eher untergeordnete Rolle spielt. Der Bluesrocker Roy Buchanan erhielt wegen seines stark vom Klang der Telecaster geprägten Spielstils ebenfalls, wie Collins, den Spitznamen „Master of the Telecaster“. Im Jazz wird die Telecaster unter anderem von Mike Stern und Bill Frisell eingesetzt. Die drei Gitarristen der Band Hellecasters spielen vorwiegend auf G&L-ASAT und Telecaster. Die Gitarristen Frank Diez, Karl Ratzer, Tom Principato und Dieter Übler widmeten dem Instrument unter dem Titel Telecats I gar eine komplette CD-Produktion.
Da sich der dünne, scharfe Ton der Telecaster gut für verzerrte Klänge eignet, wurde die Telecaster seit den 1960ern auch bei Rockmusikern beliebt. Keith Richards und Ron Wood von den Rolling Stones, Bob Dylan, Steve Cropper von Booker T. & the M.G.’s, Francis Rossi und Rick Parfitt von Status Quo bis hin zu Richie Sambora, Bruce Springsteen, John Frusciante, Sheryl Crow oder Avril Lavigne setzten die Telecaster in diesem Kontext ein.
Obwohl Jimmy Page großer Fan der wärmer und druckvoller klingenden Gibson Les Paul ist, setzte er bei Plattenaufnahmen von Led Zeppelin häufig Telecasters ein: Der dünne Ton der Telecaster ließ sich im Tonstudio einfacher aufnehmen und abmischen. So wurde etwa das Gitarrensolo des Songs „Stairway to Heaven“ mit einer Telecaster eingespielt. Aus ähnlichen Gründen benutzten Syd Barrett und David Gilmour häufig Telecasters bei Aufnahmen und Konzerten von Pink Floyd: Der dünne Ton setzte sich im Klangbild der Band trotz Synthesizern und schweren Effekten gegen die anderen Instrumente durch. Der höhenreiche, fast schon schrille Klang der Telecaster ist unter anderem auf dem frühen Stück „Astronomy Domine“ zu hören.
Auch im Britpop hat die Telecaster ihren festen Platz, so spielt beispielsweise Jonny Buckland, Gitarrist von Coldplay, auf für ihn speziell angefertigten „Thinline Telecasters“.
Vereinzelt taucht die Telecaster auch in Stilen wie Punk und Heavy Metal auf. El Hefe von NOFX spielt ebenso Telecasters wie John 5. Auch Joe Strummer von The Clash benutzte dieses Instrument. Peter Koppes von der australischen Band The Church verwendet den höhenreichen, schneidenden Klang der Telecaster, um in Verbindung mit einem Leslie und zahlreichen Effekten eine „Wall of Sound“ zu erreichen. Eine mit einem siebensaitigen Satz bestückte Telecaster, bauartbedingt jedoch ohne hohe e-Saite (also vom tiefen H bis zum hohen h), nutzt Pro-Pain-Gitarrist Eric Klinger, um den genretypisch „fetten“ Hardcore-Sound zu spielen.
James Root, Gitarrist bei Slipknot und Stone Sour, entwickelte im Jahr 2007 in Zusammenarbeit mit der Firma Fender seine „Telecaster Signature Jim Root“. Die Gitarre ist optisch an das Grundmodell gelehnt. Der zum Cutaway hin abgeflachte Halsfuß findet sich nicht auf dem Standardmodell, sondern wurde von der Deluxe-Serie übernommen. Der Gitarre fehlen die typische Telecasterbrücke sowie die chromfarbende Reglerplatte, ebenfalls nicht geläufig ist das matte Schlagbrett. Stattdessen finden sich ein 3-Wegeschalter zur Auswahl der Tonabnehmern und ein Lautstärkeregler. Die Gitarre ist mit zwei EMG-Tonabnehmern ausgestattet (EMG 60 in der Halsposition; EMG 81 in der Bridgeposition), wodurch sie sich technisch und klanglich deutlich von der klassischen Telecaster unterscheidet. Die für Fender untypische Verwendung von Mahagoni als Korpusholz bewirkt, in Kombination mit den Tonabnehmern, dass die Gitarre einen druckvolleren, fetteren Klang bekommt.
Die beiden Gitarristen, Russel Lissack und Kele Okereke, der Post-Punk-/Indie-Band Bloc Party setzen ebenfalls auf den scharfen Sound der Telecaster, der den Stil ihrer Musik unterstreicht. In so gut wie allen Stücken wird hier auf eine Vielzahl an Effekten gesetzt, die übereinander gelagert werden. Im Zusammenspiel mit der Telecaster ergibt sich hier ein ganz eigener Sound. Auch der Sound anderer Indie-Bands ist durch den Sound der Telecaster stark beeinflusst.
Quelle / © - Text aus Seite Fender Telecaster. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.( )
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Foto Telecaster: Gufinu (Creative Common Lizenz)