Die Les Paul (unter deutschsprachigen Musikern umgangssprachlich auch Paula genannt) ist eine E-Gitarre. Sie wird seit 1952 von der US-amerikanischen Firma Gibson hergestellt.
Unter Leitung des Gibson-Präsidenten Ted McCarty in Zusammenarbeit mit dem Musiker Lester William Polsfuss (Künstlername Les Paul) als Antwort auf die Instrumente des Konkurrenten Fender entwickelt, stellte die Les Paul als erste Solidbody-E-Gitarre von Gibson zunächst einen Exoten im Programm des Instrumentenherstellers dar. Trotz schleppender Verkaufszahlen und vorübergehender Produktionseinstellung 1961 wurde die Les Paul im Verlauf der 1960er Jahre durch ihren warmen, druckvollen Klang schnell zum Hauptinstrument von Künstlern wie Jimmy Page, Jeff Beck und – zumindest in früheren Jahren – Eric Clapton.[1] Nach Wiederaufnahme der Produktion 1968 entwickelte sich die Les Paul zum erfolgreichsten Instrument von Gibson. Sie wird bis heute hergestellt und gilt neben der Fender Stratocaster und der Fender Telecaster als Klassiker unter den E-Gitarren.
Der Musiker und Hobbyerfinder Les Paul behauptet, er habe die Gitarre nahezu komplett selbst entwickelt. Die Techniker von Gibson sollen lediglich die gewölbte Decke beigetragen haben; ein Design, das Gibson bereits seit den 1920er Jahren bei Jazzgitarren verwendete. Dieses Detail sei den Technikern von Gibson sehr wichtig gewesen, da sich das Instrument so deutlich von den flachen Brettgitarren der Marke Fender abhob und Fender zum damaligen Zeitpunkt nicht über die Technologie verfügte, eine solche Gitarre zu kopieren.
Ted McCarty behauptet, die Gitarre sei bereits zuvor in den Gibson-Werkstätten entwickelt worden und Les Paul habe schon bei den ersten Verhandlungen verschiedene Prototypen als Muster erhalten. Nach McCartys Darstellung habe Les Paul lediglich den Trapez-Saitenhalter und die goldene Lackierung vorgeschlagen.
Sicher ist, dass Les Paul und McCarty bei einem Treffen Mitte 1951 einen Vertrag schlossen, der den Bau der Gitarre unter dem Namen Les Pauls möglich machte.[4] Das Patent der Gitarre wurde später auf McCarty angemeldet (Patentschrift hier), Les Paul erhielt das Patent für den Saitenhalter (Patentschrift hier).
Im Jahr 1961 wurde die Les Paul wegen zurückgehender Verkaufszahlen durch die „Gibson SG“ ersetzt, welche bis 1963 den Namen „Les Paul SG“ trug. Da Les Paul die Form der „SG“ nicht gefiel und sein Vertrag bei Gibson 1962 auslief, zog er sich zurück. Der Name „Les Paul SG“ wurde zu „SG“ gekürzt, welches für „Solid Guitar“ (massive Gitarre) stehen sollte. In späteren Interviews erinnerte sich Les Paul, dass neben der ungeliebten neuen Form der „SG“ die anstehende Scheidung von seiner Ehefrau und Duopartnerin Mary Ford ebenfalls Grund für seinen Rückzug gewesen ist. Les Paul befürchtete hohe Zahlungen an seine Noch-Ehefrau und war an einer lukrativen Vertragsverlängerung mit Gibson nicht interessiert. Höhere Einnahmen hätten für Les Paul auch höhere Unterhaltszahlungen bedeutet, weshalb sich Les Paul zu dieser Zeit nahezu komplett aus dem Musikbusiness zurückzog.
Nachdem die Les Paul in den 1960er Jahren zur Kultgitarre des aufstrebenden Bluesrock wurde, entschied man sich bei Gibson im Jahr 1967 zur Wiederaufnahme der Produktion. Da Les Paul nun geschieden war, stimmte er einer Erneuerung des Vertrages zu, die ersten Gitarren der Neuauflage erschienen zu Beginn des Jahres 1968. Seitdem ist die Les Paul in verschiedenen Versionen ununterbrochen im Programm von Gibson.
Typ | E-Gitarre |
Hersteller | Gibson; USA |
Produktion | 1952–1961, 1968–heute |
Mensur | 628 mm |
Korpus | Solid Body aus Mahagoni mit Ahorndecke |
Hals | geleimter Hals aus Mahagoni |
Griffbrett | Palisander |
Steg / Brücke | feste Brücke (Tune-O-Matic) |
Tonabnehmer | 3× Humbucker (doppelspulige TA) |
Klangregelung |
|
Die Les Paul ist vor allem in den Versionen mit Humbucker-Tonabnehmern für ihren warmen, vollen Klang berühmt geworden. Aus diesem Grund wird sie bis heute bevorzugt in jenen Stilistiken eingesetzt, in denen dieser Klang gefordert wird.
Zu Beginn der Produktion 1952 wurden „Les Pauls“ besonders von Blues- und Jazzmusikern eingesetzt. Neben dem Namensgeber Les Paul selbst setzte u. a. John Lee Hooker eine „Goldtop“ ein.
Mit Aufkommen der britischen Bluesrock-Welle in den 1960ern wurde die Les Paul zur Kultgitarre. Vor allem Eric Claptons Gitarrenarbeit auf dem John-Mayall-Album Blues Breakers sowie Claptons weitere Bands (Yardbirds, Cream) machten die Les Paul berühmt. Jimmy Page benutzte bevorzugt Les Paul-Gitarren bei Liveauftritten von Led Zeppelin. Pete Townshend von The Who spielte sowohl die Les Paul als auch das Nachfolgemodell „SG“. George Harrison von den Beatles benutzte eine Les Paul während der Aufnahmen der Band in den Jahren 1968 und 1969. Diese Gitarre, eine nachträglich rot lackierte „Goldtop“, ist – gespielt von Eric Clapton – unter anderem auf dem Klassiker „While My Guitar Gently Weeps“ zu hören.[11] Paul McCartney besitzt eine seltene Linkshänder-Les Paul aus dem Jahr 1960, die er bis heute regelmäßig bei Livekonzerten einsetzt.[12] In den USA begannen Gitarristen wie Michael Bloomfield, Neil Young, Robby Krieger, Pat Travers und Duane Allman die Les Paul wiederzuentdecken. Aufgrund dieses nachträglichen Booms entschloss sich Gibson, die Les Paul erneut ins Programm zu nehmen.
In den 1970ern wurde die Les Paul besonders im Bereich der Rockmusik eingesetzt. Bekannte Namen sind u. a. Steve Hackett von Genesis, Marc Bolan, Jimmy Page von Led Zeppelin, Carlos Santana, Peter Frampton, Gary Moore, Peter Green, Paul Kossoff von Free, Ace Frehley von KISS und Billy Gibbons von ZZ Top. Jeff Beck ist auf dem Cover seines Albums „Blow By Blow“ mit der schwarzen Les Paul zu sehen, die er für die Aufnahmen benutzt hat.
Als exemplarisch für den dichten, warmen Ton, den die Les Paul erzeugt, wird oft der Song „Money for Nothing“ von den Dire Straits genannt. Mark Knopfler, Gitarrist der Dire Straits, ist bekannt dafür, dass er kein Plektrum benutzt. Nach eigenen Angaben spielt er deshalb bei Stücken, die „rockig“ klingen sollen und daher eigentlich den Anschlag mit dem Plektrum verlangen, eine Les Paul.
In den 1990ern wurde der druckvolle Klang der Gitarre von Hard-Rock- und Heavy-Metal-, sowie Punk-Rock-Gitarristen entdeckt. Beispiele sind Mike Ness (Social Distortion), Slash von Guns N’ Roses, Zakk Wylde (u. a. Ozzy-Osbourne-Band), Kirk Hammett und James Hetfield von Metallica, Paul Landers von Rammstein bis hin zu Dimebag Darrell (Pantera, Damageplan). Auch der experimentelle Gitarrist Buckethead wechselte von Spezialanfertigungen der Marke Jackson zur Les Paul.
Quelle: Wikipedia
Foto Gibson Les Paul: I, Piso17 (Creative Common Lizenz)