JIMI HENDRIX

Hendrix 1967
Foto: A. Vente

James Marshall „Jimi“ Hendrix  (* 27. November 1942 in Seattle, Washington; † 18. September 1970 in London) war ein US-amerikanischer Gitarrist und Sänger. Er gilt wegen seiner experimentellen und innovativen Spielweise auf der E-Gitarre als einer der bedeutendsten Gitarristen und hatte nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Rockmusik. Gemeinsam mit seinen Bands, unter anderem The Jimi Hendrix Experience und Gypsy Sun & Rainbows, trat er auf dem Monterey Pop Festival und dem Woodstock-Festival auf. Das Rolling Stone Magazin kürte ihn zum besten Gitarristen aller Zeiten.

Hendrix’ erstes Musikinstrument war eine Mundharmonika, die er mit vier Jahren erhielt. Als Jugendlicher begann er sich für Rock ’n’ Roll zu begeistern. Er besuchte unter anderem Konzerte von Elvis Presley und Little Richard. Im Sommer 1957 erwarb sein Vater für fünf Dollar eine gebrauchte akustische Gitarre, auf der Hendrix mit seiner ersten Band The Velvetones nur eine kurze Zeit spielte, denn schon bald bekam er eine elektrische Gitarre, die „Supro Ozark 1560S“ geschenkt. Diese spielte er auch in seiner zweiten Band The Rocking Kings.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Mittelschule besuchte Hendrix die Garfield High School, die er jedoch 1959 wegen schlechter Noten verlassen musste. Nach einem Autodiebstahl stellte man ihn vor die Wahl, zwei Jahre im Gefängnis zu verbringen oder der Army beizutreten. Im Mai 1961 verpflichtete sich Jimi Hendrix für drei Jahre und kam nach der Grundausbildung zur 101. US-Luftlandedivision in Fort Campbell. Hendrix fiel bei der US Army sehr schnell unangenehm auf. Vorgesetzte bemängelten seine geringe Motivation und Verstöße gegen Befehle und Regeln.

Hendrix könne sich nicht auf seine Pflichten konzentrieren, da er außerhalb des Dienstes zu viel Gitarre spiele und ständig daran denken würde. Außerdem besitze er keine guten Charaktereigenschaften. Nach 13 Monaten bei der Armee wurde Hendrix vorzeitig entlassen. Noch während seines Dienstes hatte er Billy Cox kennen gelernt, der Bass in den Wohltätigkeitsclubs in Nashville spielte. Gemeinsam mit Cox gründete Hendrix die Band The King Kasuals.

Zusätzlich spielte er in den folgenden Jahren als Begleitmusiker unter anderem für Little Richard, The Supremes, The Isley Brothers und Jackie Wilson.

1965 übernahm Hendrix die Rolle des Gitarristen bei den Isley Brothers und begleitete sie auf einer Tour durch die USA. Noch im gleichen Jahr stieg Hendrix bei der New Yorker Band Curtis Knight and the Squires ein. Die erste Band, in der Hendrix selber als Frontmann und Sänger aktiv war, war die 1965 gegründete Formation Jimmy James and the Blue Flames. In der zweiten Hälfte des Jahres 1965 und Anfang 1966 spielte Hendrix mit diesen Musikern in Clubs des Greenwich Village.

Als Hendrix gemeinsam mit seinen Begleitmusikern am 3. August 1966 im „Cafe Wha? in New Yorks Künstlerviertel Greenwich Village auftrat, war auch der ehemalige Animals-Bassist Chas Chandler anwesend, der von Hendrix’ künstlerischer Leistung beeindruckt war. Er bot ihm einen Vertrag an, demzufolge Hendrix in London eine neue Band aufbauen sollte. Für die neue Funktion wurde das alte Pseudonym Jimmy James aufgegeben.

 

Hendrix sollte künftig unter eigenem Namen auftreten. Gemeinsam mit Schlagzeuger Mitch Mitchell (vorher Georgie Fame’s Blue Flames) und Bassist Noel Redding wurde so die Jimi Hendrix Experience September 1966 in London gegründet. Chandler fungierte auch in Zukunft als Manager und Produzent für die Gruppe. Er war für den künstlerischen Teil des Managements zuständig, während sich Michael Jeffery um den finanziellen Teil kümmerte. Jeffery war zuvor bereits Chandlers Manager gewesen, als Chandler bei den Animals spielte.

Hendrix at Monterey

Ihr erster gemeinsamer Auftritt war als Vorgruppe für Johnny Hallyday im Pariser Olympia. Die ersten Songs, Hey Joe und Stone Free, wurden im Oktober/November 1966 aufgenommen. Die Single wurde noch im Dezember 1966 veröffentlicht und platzierte sich im Februar 1967 in England auf Position vier der Hitparade. Das erste Album, Are You Experienced?, erreichte Platz zwei der UK-Charts.

Am 18. Juni 1967 trat Hendrix mit seiner Band auf dem Monterey Pop Festival auf, wodurch seine Popularität sehr gesteigert wurde. Bekannt wurde der Auftritt auch dadurch, dass Hendrix am Ende nach dem neunten Song Wild Thing seine Gitarre verbrannte. Nach der Veröffentlichung von Axis: Bold as Love startete die Band im Februar 1968 eine längere Tour durch die USA, wo sie unter anderem auch im Fillmore West in San Francisco auftrat. Noch im gleichen Jahr veröffentlichte sie Electric Ladyland, mit den bekannten Songs Voodoo Child (Slight Return) und All Along the Watchtower. Das Album stieg bis auf Platz eins der Billboard-Charts. Der letzte gemeinsame Auftritt der Jimi Hendrix Experience fand am 29. Juni 1969 in Denver statt.

Für das Woodstock-Festival stellte Jimi Hendrix eine neue Band zusammen, Gypsy Sun & Rainbows mit Mitch Mitchell am Schlagzeug, seinem alten Armee-Freund Billy Cox am Bass, Larry Lee an der Rhythmusgitarre und zwei Perkussionisten. Weil sich der Ablauf witterungsbedingt sehr verzögert hatte, konnte Hendrix erst am frühen Montagmorgen des 18. August 1969 auftreten, als das Festival schon vorbei sein sollte. Von den 500.000 Besuchern waren zu diesem Zeitpunkt nur noch rund 25.000 anwesend. Bei diesem Konzert präsentierte Hendrix eine umstrittene Interpretation der US-amerikanischen Nationalhymne The Star-Spangled Banner. Durch Spieltechnik und den Einsatz von Effekten (vor allem Wah-Wah und Fuzz-Face) verfremdete er die bekannten Motive der Hymne.

Hendrix live

Nach dem Woodstock-Auftritt gab die Band nur zwei weitere Konzerte und löste sich dann auf. Um alte Manageransprüche zu befriedigen, wurde ein Konzert mitgeschnitten, das Silvester 1969 im Fillmore East stattfand. Dafür stellte Hendrix eine neue Band namens Band of Gypsys mit Billy Cox am Bass und Buddy Miles am Schlagzeug zusammen. Nachdem die Band of Gypsys nur einen Monat zusammen aufgetreten war, formierte Hendrix im März 1970 die Jimi Hendrix Experience neu. Er übernahm Billy Cox aus der Band of Gypsys und spielte weiter gemeinsam mit Mitch Mitchell.

1970 fanden zahlreiche, oft spontane Studioaufnahmen mit wechselnden Besetzungen statt, die in ein geplantes Album mit dem Arbeitstitel First Rays of the New Rising Sun münden sollten. Eine Auswahl der Songs wurde 1971 als Cry Of Love veröffentlicht, als komplettes Album erschien es erst 1997.

Fender Stratocaster

Für die Aufnahmen ließ Hendrix in der 8th Street in New York ein eigenes Aufnahmestudio errichten, das im August 1970 fertiggestellt wurde. Als Name wurde „Electric Lady Studios“ gewählt. In diesem Jahr ging die Band auf ihre letzte US- und Europa-Tournee. Auftakt in Europa war das Isle of Wight Festival am 30. August 1970. Nach anschließenden Auftritten in Stockholm, Kopenhagen und Berlin absolvierte Hendrix beim Love-and-Peace-Festival am 6. September 1970 auf der schleswig-holsteinischen Ostseeinsel Fehmarn seinen letzten Auftritt.

Am frühen Morgen des nächsten Tages, am 18. September 1970, wurde Hendrix tot im Londoner Samarkand Hotel aufgefunden. Während als Todesursache zunächst härtere Drogen vermutet worden waren, wurde später festgestellt, dass Hendrix Alkohol und Schlaftabletten konsumiert hatte und an seinem Erbrochenen erstickt war. Hendrix starb im Alter von 27 Jahren und wird dadurch, wie andere einflussreiche Musiker, dem Klub 27 zugerechnet. Ebenso wie Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain und - als bisher letzte 2011 - Amy Winehouse wird ihm zugeschrieben, nach der Devise „Live Fast, Love Hard, Die Young“ gelebt zu haben.

Hendrix’ Gitarrenspiel

Als Teenager hatte Hendrix hauptsächlich Blues- und Rock-’n’-Roll-Musiker wie Buddy Guy, Muddy Waters, B. B. King, Chuck Berry und Eddie Cochran als Vorbilder und coverte auch deren Songs. In seinen aktiven Jahren als Gitarrist imitierte er nicht nur deren Musik, sondern entwickelte den Musikstil weiter. Er prägte und veränderte insbesondere den Sound der E-Gitarre wesentlich. In seinen improvisierten Soli verwendete er Fuzz-Effektgeräte, ähnlich wie die Rolling Stones vor ihm, um den Klang zu verzerren.

Im Gegensatz zu vielen frühen Rockbands, die die Akkorde auf Powerchords reduzierten, benutzte er bei der Begleitung auch komplexere Akkorde, wie sie im Bereich des Jazz eingesetzt werden. Beispiele hierfür sind die Songs „Hear my Train a’ comin’“ (elektrische Version) und „Red House“.

Hendrix spielte bevorzugt Stratocaster-Gitarren der Firma Fender, selten auch Instrumente von Gibson, wie die Flying V und SG. Weil er Linkshänder war, Linkshänder-Gitarren aber Ende der 1960er schwer erhältlich und teuer waren, verwendete er Rechtshänder-Modelle, bei denen er die Saiten in umgekehrter Reihenfolge aufzog. Deshalb befinden sich die Regler und der Vibratohebel bei Konzertaufnahmen auf der oberen, statt – wie allgemein üblich – auf der unteren Seite des Gitarrenkorpus. Er beherrschte jedoch ebenfalls die übliche Spielweise eines Rechtshänders mit normal aufgezogenen Saiten, wobei er Anschlag- und Griffhand vertauschen musste, wie bei einigen Liveauftritten in der Band von James Brown zu sehen ist.

Gegen Ende der 1960er begannen zahlreiche Rockmusiker, besonders die aus dem Umfeld des Progressive Rock, mit längeren Improvisationen zu arbeiten, die bis dahin nur im Jazz üblich waren. Neben Eric Clapton war Hendrix einer der ersten Gitarristen, die dem Solospiel eine wesentliche Rolle zuwiesen. Hendrix konnte hier seine Fingerfertigkeit und Technik unter Beweis stellen. Indem er die Sologitarre derart in den Vordergrund brachte, veränderte sich in den Folgejahren der Status der Gitarristen in den Bands: sie wurden von bloßen Begleitmusikern zu eigenen Stars neben dem Sänger.

In diesem Sinne war er Vorbild für das Hervortreten bekannter Gitarristen in den Siebzigern, wie Jeff Beck, Ritchie Blackmore, Jimmy Page, Ted Nugent oder Tony Iommi. Zu den von ihm beeinflussten Künstlern werden heute außerdem Stevie Ray Vaughan, Brian May, Prince, Eddie Van Halen, Kirk Hammett, John Frusciante und Uli Jon Roth gezählt.

Dutzende Bands coverten später Songs von Hendrix, insbesondere namhafte Gitarristen wie Eric Clapton, David Gilmour, Joe Satriani, Lenny Kravitz, Michael Schenker, Steve Vai, Slash und Yngwie Malmsteen, aber auch die Bands Pearl Jam, The Cure oder die Red Hot Chili Peppers. Von den vielen Roadies, die Hendrix auf seinen Touren begleiteten, erlangten einige später selber Berühmtheit. Beispielsweise waren Lemmy Kilmister (gründete später Motörhead), Ace Frehley (später bei Kiss) und Schauspieler und Komiker Phil Hartman vor ihrer Karriere im Umfeld von Jimi Hendrix aktiv.