Der Film von Todd Haynes basiert auf dem autobiografisch gefärbten Roman "Salz und sein Preis" der US-amerikanischen Autorin Patricia Highsmith. DCM bringt das bei den Filmfestspielen in Cannes gefeierte Liebesdrama am 17. Dezember 2015 in die deutschen Kinos.
Inhalt:
Im New York der 1950er-Jahre führt Carol (Cate Blanchett) eine unerfüllte Ehe mit ihrem wohlhabenden Mann Harge (Kyle Chandler). Sie lernt die junge Therese (Rooney Mara) kennen, die in einem Kaufhaus arbeitet und von einem besseren Leben träumt. Auf einer gemeinsamen Reise entwickelt sich eine ganz besondere Bindung zwischen ihnen – und schließlich die große Liebe.
Harge will das neue Glück seiner Frau jedoch nicht akzeptieren. Er beauftragt einen Privatdetektiv damit, dem frisch verliebten Paar zu folgen und entscheidende Beweise für das laufende Scheidungsverfahren zu sammeln. Carol muss schon bald um das Sorgerecht ihrer geliebten Tochter kämpfen. Ihr Mann versucht es ihr mit allen Mitteln zu nehmen.
„Carol“ beginnt mit einer rätselhaften Einstellung: Die Kamera blickt frontal auf ein kunstvoll verschnörkeltes Metallgitter, hinter dem nichts als Dunkelheit lauert. Erst als die Kamera sich nach einigen Augenblicken abwendet, offenbart sich der tiefschwarze Abgrund als banaler Luftschacht, wie er auf den Strassen New York Citys an jeder Ecke zu finden ist. Bedrohung und Schönheit verbinden sich in diesem ersten Bild zu einem faszinierenden Ornament und durchziehen als Motive nicht bloss den gesamten Film, sondern auch den Alltag seiner Titelheldin.
Die Liebe zweier ungleicher Frauen Carol Aird ist eine wohlhabende Frau, die gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Rindy in einer grosszügigen Villa in New Jersey lebt. Die Trennung von ihrem Mann Harge ist noch in vollem Gange, aber Carol geniesst dennoch ihr Leben. Denn zumindest darüber, dass sie das Sorgerecht für die Tochter teilen wollen, sind sich die zerstrittenen Eltern einig. Bei ihren Weihnachtsbesorgungen in einem Kaufhaus trifft Carol eines Tages schliesslich auf die junge Verkäuferin Therese Belivet. Vom ersten Moment an scheinen sich die beiden ungleichen Frauen auf eine tiefe Weise zu verstehen und sollen bald unzertrennlich werden.
Harge, der von einer früheren lesbischen Affäre Carols weiss, ist die Bekanntschaft seiner Frau mit Therese allerdings ein Dorn im Auge. Er will Carol nicht verlieren und greift in seiner Verzweiflung bald zu drastischen Massnahmen: Mit Hinweis auf das unmoralische Verhalten seiner Gattin beansprucht er das Sorgerecht für Rindy für sich allein und verbietet Carol jeglichen Kontakt mit ihrer geliebten Tochter. Einsam und hilflos beschliesst Carol für einige Wochen ihrem Alltag zu entfliehen und macht sich mit Therese an ihrer Seite auf in Richtung Westen. Auf ihrem gemeinsamen Roadtrip gestehen sich die Frauen nicht nur ihre Liebe zueinander, sondern müssen zudem auf schmerzhafte Weise erfahren, dass sie ihren Problemen nicht entkommen können.
Seelenlandschaften vor New Yorker Kulisse
Bereits 1952 veröffentlichte die vor allem für ihre Thriller bekannte Schriftstellerin Patricia Highsmith „The Price of Salt“ - zunächst aufgrund des lesbischen Inhalts allerdings unter einem Pseudonym. Weit mehr als ein halbes Jahrhundert später scheint die Welt nun auch endlich bereit für eine Verfilmung der bittersüssen Geschichte um die Liebe zweier Frauen. Als Regisseur konnte der Filmemacher Todd Haynes gewonnen werden, der schon in „Dem Himmel so fern“ (2002) auf berückende Weise von Sehnsüchten erzählte, die den gesellschaftlichen Normen widersprechen.
So überrascht es nicht, dass Haynes auch in „Carol“ wieder zu grosser Form aufläuft und zusammen mit seinem Kameramann Edward Lachmann wunderbare Bilder für das grenzüberschreitende Begehren sowie die sozialen Konflikte seiner Heldinnen findet. Das romantische Drama orientiert sich dabei ganz an den Konventionen des klassischen Hollywood-Melodramas und beschwört durch allerlei Fenster, Rahmungen sowie eine stimmungsvolle Lichtsetzung wahre Seelenlandschaften vor der Grossstadtkulisse New Yorks herauf.
Bruch mit dem Melodrama
Was „Carol“ neben seiner stilvollen Eleganz, den hervorragenden Hauptdarstellerinnen Cate Blanchett und Rooney Mara sowie dem schwärmerischen Soundtrack aber erst so besonders macht ist, dass Haynes hier im Gegensatz zu „Dem Himmel so fern“ mit melodramatischen Klischees brechen darf - wie es auch schon Highsmiths Roman tat. Das Leid, das die Hauptfiguren erfahren, führt sie nämlich nicht ins Verderben oder die gesellschaftliche Isolation, sondern zwingt sie ungeahnte Kräfte freizusetzen. Die Arrangements aus Türrahmen und Autofenstern sind am Ende nicht bloss ein sinnbildlicher Käfig, der Carol und Therese gefangen hält, sondern werden zu einem Schutzraum für die Liebhaberinnen, einem ordnenden Prinzip, welches das Chaos der Gefühle leitet.
Quelle / © - Text + Bilder Film-Info: DCM Film Distribution GmbH / über Youtube Canal DCM www.youtube.com/user/dcmfilm
Quelle / © - Text (Filmkritik) von queer.ch -
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