Leo ist von Geburt an blind, aber eigentlich ein ganz normaler Teenager. Er will keine Sonderbehandlung, sondern geküsst werden. Seine beste Freundin Giovana würde ja gerne, aber daran denkt Leo gar nicht. Dann kommt Gabriel in seine Klasse. Er begleitet Leo nach Hause, bringt ihm das Tanzen bei und beschreibt ihm die Mondfinsternis. Und nach einer Party gehört auch Leo zu den Jungs, die schon mal geküsst wurden...
HEUTE GEHE ICH ALLEIN NACH HAUSE hat auf der Berlinale 2014 das Publikum im Sturm erobert. Selten wurde ein Coming-of-Age so warm- herzig, einfach und klar erzählt. „Der Film tut so gut, als hätte man sich 94 Minuten Händchen haltend in die Sonne gesetzt“, schrieb eine Kritikerin. Ein Film über das Verlieben, in den man sofort selbst schwer verliebt ist. Ausgezeichnet u.a. mit dem Teddy Award.
„Ein sanfter, wunderschöner Film, den jeder sehen sollte, der schon einmal verliebt war (oder darauf hofft).“ (Andrew Putschoegl) „Süß und wunderschön beobachtet!“ (Hollywood Reporter) Preise ------ Teddy Award / Berlinale 2014 FIPRESCI Award / Berlinale 2014 Bester Film / Zuschauerpreis / 2014 Guadalajara International Film Festival Bester Film / Zuschauerpreis / 2014 Torino International LGBT Film Festival Bester Film / Zuschauerpreis / 2014 Frameline / San Francisco International LGBT Film Festival Bester Film / Zuschauerpreis / 2014 NewFest / New York International LGBT Film Festival Bester Film / Zuschauerpreis / Athens International Film Festival Bester Film / Zuschauerpreis / Hamburg Int. Queer Film Festival
In seinem luftig-leichten Langfilmdebüt erzählt der brasilianische Filmemacher Daniel Ribeiro von einem blinden Teenager, der sich in einen neuen Mitschüler verliebt und vor lauter Kribbeln im Bauch fast die beste Freundin vergisst.
Blind zu sein ist für Leo eigentlich kein Problem. Bloss die Jungs aus seiner Klasse, die meinen seine Sehbehinderung sei eine Schwäche, die sie für ihre pubertären Spässe ausnutzen können, machen dem Teenager zu schaffen. Doch der Junge aus einem allzu behüteten Elternhaus muss sich nicht alleine durch die Schikanen des Schulalltags schlagen, an seiner Seite ist stets die resolute Giovana. Die beste Freundin hat nicht nur immer ein offenes Ohr für seine Nöte, sie verteidigt den zurückhaltenden Leo auch unerschrocken vor den Gemeinheiten der Klassenkameraden und begleitet ihren einzigen Freund Arm in Arm auf dem Nachhauseweg. Selbst das Aufschliessen des Zauntors vor Leos Elternhaus übernimmt Giovana für ihren blinden Freund, der schon von seiner Familie einiges an Bevormundungen gewohnt ist und sich daher auch gerne von der Schulkameradin bemuttern lässt. Doch als eines Tages Gabriel, ein neuer Mitschüler, in die Klasse kommt, beginnt sich in Leos Leben so langsam einiges zu ändern: Der schüchterne Jugendliche entdeckt durch Gabriel nicht nur sein schwules Begehren, zugleich begehrt er erstmals gegen seine überbesorgten Eltern und ihre restriktive Erziehung auf. Aber unter Leos neuer Unabhängigkeit soll bald auch die Freundschaft zu Giovana leiden.
Coming-out nach bekannten Mustern
So vertraut sich die Inhaltsangabe zu Daniel Ribeiros „Heute gehe ich allein nach Hause“ liest, als so überraschungsfrei und formelhaft
erweist sich der Film als Ganzes. Ausgang und Fortschritt der Handlung lassen sich bereits nach den ersten Szenen erahnen und der junge
brasilianische Regisseur und Drehbuchautor hält mit seinem Debütfilm starr an den erprobten Konventionen des Coming-of-Age- bzw.
Coming-out-Films fest. Ribeiro wiederholt dabei in Struktur, Stimmung und Botschaft nicht bloss die ungezählten Produktionen über die
Freuden und Nöte (queerer) Heranwachsender, die schon gedreht wurden, sein Film selbst ist ebenfalls durch zahlreiche Wiederholungen und
Redundanzen geprägt: Durch die immer gleichen Missverständnisse, Fettnäpfchen und Hänseleien ringen sich die drei jugendlichen
Protagonist_innen hier zum unvermeidlichen Happy End durch und so manche Szene des mit 96 Minuten nicht allzu langen Films hätte
getrost dem Schnitt geopfert werden können.
„Heute gehe ich allein nach Hause“ macht es dem Publikum allerdings nie schwer, den Film zu mögen, was weniger an Ribeiros gediegener Regie als an den durchweg guten Darsteller_innen liegt. Nuancient spielende Hauptdarsteller_innen und lustvoll stereotype Nebenfiguren erschaffen hier einen kleinen sozialen Komsos um den blinden Protagonisten, der zwar nicht allzu komplex, aber dennoch lebensnah und sympathisch in Szene gesetzt ist. Aus in Pastelltönen gehaltenen Bildern und einem poppigen Soundtrack erschafft Ribeiro so durchaus effektiv ein luftiges Drama, das es sich selbst bisweilen zu leicht macht und etwas uninspiriert den behaupteten Konflikten nachspürt.
Erste Küsse, erste Schritte
Wenn Daniel Ribeiros Erstling auch alles andere als misslungen sein mag, so hätte ein bisschen mehr Wagemut seinen ersten Gehversuchen
im Kino doch gut getan. Behutsam, fast zögerlich erzählt er in seinem Debütfilm von einer schwulen Liebe zwischen Teenagern, ersten
Küssen sowie ersten Schritten ins Erwachsenendasein. Vor dem Hintergrund eines an grossartigen Vertretern nicht armen Genres an Coming-
of-Age-Filmen wirkt „Heute gehe ich allein nach Hause“ dabei oft etwas beliebig und blass. Allein schon ein Blick auf das südamerikanische
Kino der letzten zehn Jahre genügt, um Filme zu entdecken, die Teenagerleben zugleich reifer und verspielter sowie raffinierter und roher
porträtieren. Wenn wir auch keinesfalls vom Ansehen von Ribeiros Drama abraten wollen, so sein an dieser Stelle doch ausdrücklich auf
Werke wie Ana Guevaras und Leticia Jorges „Nichts als Regen“ (2013) oder „Glue“ (2006) von Alexis Dos Santos verwiesen.
Quelle / © - Text + Bilder Film-Info: Salzgeber & Co. Medien GmbH
Quelle / © - Text (Filmkritik) von queer.ch -
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