Das sogenannte keltische Baumhoroskop geht auf das Buch The white goddess (1946) (Die weiße Göttin, 1948) des britischen Schriftstellers und Dichters Robert Graves zurück, in dem der Autor durch eine meist willkürliche Zuordnung von Ogham-Zeichen zu einzelnen Bäumen einen keltischen Baumkalender entwickelte.
Dabei kommen bei der Bezeichnung der einzelnen Schriftzeichen zwar auch einige Baumnamen vor, aber ein Großteil der Bezeichnungen ist deutlich anderen Ursprungs.
Ein keltisches Baumhoroskop lässt sich weder durch antike noch durch mittelalterliche Quellen über keltische Religion und Bräuche belegen. Vor allem aber fällt auf, dass in den altirischen und altwalisischen Quellen zur Astrologie niemals Bäume vorkommen.
Die heute besonders im deutschsprachigen Raum weit verbreitete Form geht ihrerseits auf eine Artikelserie der französischen Journalistin Paule Delsol zurück, die 1971 im Auftrag des Mode- und Lifestyle-Magazins Marie Claire eine Reihe von Horoskopsystemen erfand, die 'alten' Kulturen nachempfunden waren. Unter anderem entwickelte Delsol ein mittlerweile auch auf Deutsch erhältliches 'arabisches' Horoskop (Horoscopes Arabes), ein ebenso frei erfundenes 'tibetisches' Horoskop (Horoscopes Tibetains) und ein offenbar Robert Graves nachempfundenes 'keltisches' Baumhoroskop (Horoscopes Gauloise).
1984 erschien dieses Baumhoroskop unter dem Titel "Bäume Lügen nicht. Das keltische Horoskop" (herausgegeben von Annemarie Mütsch-Engel im Verlag Bert Schlender, Göttingen) zum ersten Mal im deutschen Sprachraum und fand schnell lebhafte Aufnahme. Die erste Ausgabe des Buches berief sich vorerst auf eine 'uralte', tatsächlich jedoch frei erfundene Texttradition. In später erschienenen Lizenzausgaben anderer Verlage wurde gar von einer alten Handschrift in einem polnischen Kloster berichtet, von deren Abschrift im vorliegenden Buch eine Übersetzung vorläge...