am Lehniner Platz
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Die Eiskappen im Polarmeer schmelzen, unsere Ozeane werden wärmer, eine Flutkatastrophe apokalyptischen Ausmaßes hat Deutschland erreicht und die Brände im Süden Europas werden mehr und mehr. Es muss etwas getan werden, so viel ist klar. Aber wie können wir auf Veränderungen hoffen, wenn wir dieselben Fehler ständig wiederholen? Der neue Text von Chris Bush dreht sich um den Klimawandel. Durch die Perspektiven von Klasse, Patriarchat und Kolonialismus erkundet »Kein Weltuntergang« die Klimakrise, jenes »Hyperobjekt«, viel zu groß, um vollständig erfasst werden zu können, und doch mit nahezu jedem Aspekt unseres Lebens verflochten. Das Stück bietet kein lineares Narrativ, sondern Fragmente unzähliger möglicher Erzählungen. Die collagehafte, zersplitterte Form des Textes lädt die Zuschauer_innen ein, ein eigenes Narrativ zu konstruieren. Berlin, 2021: Dr. Anna Vogel kämpft bei einem Bewerbungsgespräch um den Job ihres Lebens, eine Post-Doc-Stelle am Institut der berühmten Klimaforscherin Prof. Uta Oberdorf. In unzähligen Variationen winziger Details im Verlauf des Vorstellungsgesprächs untersucht der Text, wie kleine Veränderungen in Abläufen der Gegenwart große Wirkungen in der Zukunft haben können. In den Lücken der Erzählung: eine 80.000 Jahre alte Baumkolonie, bedrohte Eis- und Grizzlybären, die sich paaren, eine unsterbliche Quallenart und eine Billion Barrel Rohöl. Und außerdem gibt es pinkfarbenen Schnee, einen adoptierten Orang-Utan und ein Volk, das fast bis zur totalen Auslöschung gebracht wird. Es gäbe unzählige Möglichkeiten, diese Geschichte erzählen, einige Wege führen in die Irre, andere vielleicht zur Lösung.»Kein Weltuntergang« ist die erste Zusammenarbeit zwischen der jungen britischen Autorin Chris Bush und der Regisseurin Katie Mitchell.Mit ihrer Inszenierung von Chris Bushs Text erkundet Katie Mitchell neue Wege, wie Theatermachen in Zukunft ressourcenschonender und nachhaltiger funktionieren könnte: Das Bühnenbild von Chloe Lamford wurde komplett aus recycelten Materialien gefertigt, Kostüme und Requisiten stammen aus anderen Produktionen und wurden wiederverwendet. Den Strom für Licht und Ton produzieren während der Vorstellung abwechselnd drei Fahrradfahrerinnen auf zwei Fahrrädern. Pro Fahrrad werden so durch Muskelkraft 120 Watt erzeugt.
Die Eiskappen im Polarmeer schmelzen, unsere Ozeane werden wärmer, eine Flutkatastrophe apokalyptischen Ausmaßes hat Deutschland erreicht und die Brände im Süden Europas werden mehr und mehr. Es muss etwas getan werden, so viel ist klar. Aber wie können wir auf Veränderungen hoffen, wenn wir dieselben Fehler ständig wiederholen? Der neue Text von Chris Bush dreht sich um den Klimawandel. Durch die Perspektiven von Klasse, Patriarchat und Kolonialismus erkundet »Kein Weltuntergang« die Klimakrise, jenes »Hyperobjekt«, viel zu groß, um vollständig erfasst werden zu können, und doch mit nahezu jedem Aspekt unseres Lebens verflochten. Das Stück bietet kein lineares Narrativ, sondern Fragmente unzähliger möglicher Erzählungen. Die collagehafte, zersplitterte Form des Textes lädt die Zuschauer_innen ein, ein eigenes Narrativ zu konstruieren. Berlin, 2021: Dr. Anna Vogel kämpft bei einem Bewerbungsgespräch um den Job ihres Lebens, eine Post-Doc-Stelle am Institut der berühmten Klimaforscherin Prof. Uta Oberdorf. In unzähligen Variationen winziger Details im Verlauf des Vorstellungsgesprächs untersucht der Text, wie kleine Veränderungen in Abläufen der Gegenwart große Wirkungen in der Zukunft haben können. In den Lücken der Erzählung: eine 80.000 Jahre alte Baumkolonie, bedrohte Eis- und Grizzlybären, die sich paaren, eine unsterbliche Quallenart und eine Billion Barrel Rohöl. Und außerdem gibt es pinkfarbenen Schnee, einen adoptierten Orang-Utan und ein Volk, das fast bis zur totalen Auslöschung gebracht wird. Es gäbe unzählige Möglichkeiten, diese Geschichte erzählen, einige Wege führen in die Irre, andere vielleicht zur Lösung.»Kein Weltuntergang« ist die erste Zusammenarbeit zwischen der jungen britischen Autorin Chris Bush und der Regisseurin Katie Mitchell.Mit ihrer Inszenierung von Chris Bushs Text erkundet Katie Mitchell neue Wege, wie Theatermachen in Zukunft ressourcenschonender und nachhaltiger funktionieren könnte: Das Bühnenbild von Chloe Lamford wurde komplett aus recycelten Materialien gefertigt, Kostüme und Requisiten stammen aus anderen Produktionen und wurden wiederverwendet. Den Strom für Licht und Ton produzieren während der Vorstellung abwechselnd drei Fahrradfahrerinnen auf zwei Fahrrädern. Pro Fahrrad werden so durch Muskelkraft 120 Watt erzeugt.
Eine Heldin, die als Held geboren wird, oder ein Held, der zur Heldin wird – spielt das überhaupt eine Rolle? Orlando durchlebt vier Jahrhunderte britischer und europäischer Menschheitsgeschichte, lebt am Hofe Elizabeths I., verliebt sich während eines sagenumwobenen Festes von James I. auf einem gefrorenen Fluss unglücklich in eine russische Prinzessin, versucht sich als Schriftsteller, wird Gesandter Charles II. in Konstantinopel, kehrt als Frau nach Großbritannien zurück, schreibt, gibt Partys im aufgeklärten 18. Jahrhundert, liebt Männer und Frauen, Prostituierte wie Adlige, und heiratet im zugeknöpften Viktorianischen Zeitalter einen Mann. Mann, Frau, muss Orlando sich überhaupt entscheiden? Orlando erlebt, wie Menschen, Natur, Systeme und Regime sich in einem ständigen Wandlungsprozess befinden.- Sitten, Gebräuche und Vorstellungen davon, was ein Mann, was eine Frau zu tun haben, was richtig und was falsch ist, worüber ein Künstler schreiben soll, worüber eine Frau nachdenken darf, sich ständig verändern. Orlando erlebt, wie sich das Wetter wandelt und das politische Klima, wie sich Begehren und Geschlechterrollen entwickeln. Orlando schaut auf Menschen, die für Natur halten, was in Wahrheit doch menschengemacht ist.
Virginia Woolf schrieb mit ihrer Biografie von Orlando eine Lebensbeschreibung, die alle starren Kategorien mit Leichtigkeit und künstlerischer Freiheit unterläuft, neu mit Bedeutung auflädt oder als fluide vorführt. Spielerisch verwebt sie Leben und Kunst, Realität und Fiktion miteinander zu einem visionären Werk. Sie schuf eine_n der schillerndsten Held_innen der Literaturgeschichte, deren Überfülle an Identitäten jedwede enge Zuschreibung und starre Kategorisierung sprengt.
Katie Mitchell und Alice Birch untersuchen in einer Inszenierung, die Bühnengeschehen und Live-Video miteinander verbindet, Orlandos queere Reise durch die verschiedenen Jahrhunderte patriarchaler Menschheitsgeschichte.
Eine Heldin, die als Held geboren wird, oder ein Held, der zur Heldin wird – spielt das überhaupt eine Rolle? Orlando durchlebt vier Jahrhunderte britischer und europäischer Menschheitsgeschichte, lebt am Hofe Elizabeths I., verliebt sich während eines sagenumwobenen Festes von James I. auf einem gefrorenen Fluss unglücklich in eine russische Prinzessin, versucht sich als Schriftsteller, wird Gesandter Charles II. in Konstantinopel, kehrt als Frau nach Großbritannien zurück, schreibt, gibt Partys im aufgeklärten 18. Jahrhundert, liebt Männer und Frauen, Prostituierte wie Adlige, und heiratet im zugeknöpften Viktorianischen Zeitalter einen Mann. Mann, Frau, muss Orlando sich überhaupt entscheiden? Orlando erlebt, wie Menschen, Natur, Systeme und Regime sich in einem ständigen Wandlungsprozess befinden.- Sitten, Gebräuche und Vorstellungen davon, was ein Mann, was eine Frau zu tun haben, was richtig und was falsch ist, worüber ein Künstler schreiben soll, worüber eine Frau nachdenken darf, sich ständig verändern. Orlando erlebt, wie sich das Wetter wandelt und das politische Klima, wie sich Begehren und Geschlechterrollen entwickeln. Orlando schaut auf Menschen, die für Natur halten, was in Wahrheit doch menschengemacht ist.
Virginia Woolf schrieb mit ihrer Biografie von Orlando eine Lebensbeschreibung, die alle starren Kategorien mit Leichtigkeit und künstlerischer Freiheit unterläuft, neu mit Bedeutung auflädt oder als fluide vorführt. Spielerisch verwebt sie Leben und Kunst, Realität und Fiktion miteinander zu einem visionären Werk. Sie schuf eine_n der schillerndsten Held_innen der Literaturgeschichte, deren Überfülle an Identitäten jedwede enge Zuschreibung und starre Kategorisierung sprengt.
Katie Mitchell und Alice Birch untersuchen in einer Inszenierung, die Bühnengeschehen und Live-Video miteinander verbindet, Orlandos queere Reise durch die verschiedenen Jahrhunderte patriarchaler Menschheitsgeschichte.
Weltweit war in den letzten Jahren der Aufstieg autoritärer, antidemokratischer Bewegungen und Regime zu beobachten. Sie ähneln sich nicht nur in ihren revisionistischen Bezügen auf ein fiktives »Früher«, sie vernetzen und mobilisieren zu Protesten, die immer radikaler, immer aggressiver unsere Demokratien auszuhöhlen versuchen. Es wird Zeit, diese neofaschistischen Dynamiken in transatlantischen Gesprächen zu analysieren und auf ihre besonderen historischen Vorläufer und sozialen Ursachen zu überprüfen. Kuratiert von Carolin Emcke, die seit 2004 die Diskussionsreihe »Streitraum« moderiert, und Daniel Mendelsohn, Editor-at-Large der New York Review of Books, betrachtet die Konferenz aus transatlantischer Perspektive neonationalistischer Bewegungen und befragt diese auf deren historische Kontinuitäten und Diskontinuitäten. In vier Panels diskutieren prominente Gäste aus Europa und den USA miteinander diese und andere Fragen: Wann und warum muss Faschismus beim Namen genannt werden? Was bedeutet es für die Demokratie, wenn es keine Öffentlichkeit mehr gibt, in der noch zwischen »wahr« und »falsch« unterschieden werden kann, wo finden demokratische Selbstverständigungsdiskurse dann statt, wenn Verschwörungsnarrative und Diskurs-Manipulationen nicht mehr herausgefiltert werden können? Wessen Affekte, wessen Zorn wird durch populistische Mobilisierung nachhaltig normalisiert und legitimiert – und wessen Angst und wessen Trauer werden permanent delegitimiert und verdrängt? Wie lässt sich Geschichte pluralisieren, wie lassen sich die verschiedenen Erfahrungen und Erinnerungen an unterschiedliche Gewalterfahrungen gleichermaßen anerkennen und weiter reichen?
An zwei Nachmittagen ermöglichen die Transatlantischen Gespräche einen einzigartig direkten Gedankenaustausch zwischen Gästen, die live in New York und in Berlin diskutieren. Alle Gespräche werden auch als Livestream in deutscher und in englische Sprache zugänglich sein.Programm
PANEL 1: Wann nennen wir Faschismus beim Namen?Berlin: Michel Wieviorka, Stefanie Schüler-Springorum New York: Masha Gessen, Timothy Garton-Ash (tbc)
PANEL 2: Demagogie und Normalisierung – Neofaschismus im öffentlichen Raum
Berlin: Joseph Vogl
New York: Fintan O'Toole, Bonnie Honig (tbc)
PANEL 3: Antidemokratische Netzwerke in Demokratien
Berlin: Heike Kleffner, Antonia von der Behrens
New York: Darryl Pinckney '
PANEL 4: Erinnerungskultur
Berlin: Aleida Assmann, Sharon Dodua Otoo
New York:Daniel Mendelsohn
Weltweit war in den letzten Jahren der Aufstieg autoritärer, antidemokratischer Bewegungen und Regime zu beobachten. Sie ähneln sich nicht nur in ihren revisionistischen Bezügen auf ein fiktives »Früher«, sie vernetzen und mobilisieren zu Protesten, die immer radikaler, immer aggressiver unsere Demokratien auszuhöhlen versuchen. Es wird Zeit, diese neofaschistischen Dynamiken in transatlantischen Gesprächen zu analysieren und auf ihre besonderen historischen Vorläufer und sozialen Ursachen zu überprüfen. Kuratiert von Carolin Emcke, die seit 2004 die Diskussionsreihe »Streitraum« moderiert, und Daniel Mendelsohn, Editor-at-Large der New York Review of Books, betrachtet die Konferenz aus transatlantischer Perspektive neonationalistischer Bewegungen und befragt diese auf deren historische Kontinuitäten und Diskontinuitäten. In vier Panels diskutieren prominente Gäste aus Europa und den USA miteinander diese und andere Fragen: Wann und warum muss Faschismus beim Namen genannt werden? Was bedeutet es für die Demokratie, wenn es keine Öffentlichkeit mehr gibt, in der noch zwischen »wahr« und »falsch« unterschieden werden kann, wo finden demokratische Selbstverständigungsdiskurse dann statt, wenn Verschwörungsnarrative und Diskurs-Manipulationen nicht mehr herausgefiltert werden können? Wessen Affekte, wessen Zorn wird durch populistische Mobilisierung nachhaltig normalisiert und legitimiert – und wessen Angst und wessen Trauer werden permanent delegitimiert und verdrängt? Wie lässt sich Geschichte pluralisieren, wie lassen sich die verschiedenen Erfahrungen und Erinnerungen an unterschiedliche Gewalterfahrungen gleichermaßen anerkennen und weiter reichen?
An zwei Nachmittagen ermöglichen die Transatlantischen Gespräche einen einzigartig direkten Gedankenaustausch zwischen Gästen, die live in New York und in Berlin diskutieren. Alle Gespräche werden auch als Livestream in deutscher und in englische Sprache zugänglich sein.Programm
PANEL 1: Wann nennen wir Faschismus beim Namen?Berlin: Michel Wieviorka, Stefanie Schüler-Springorum New York: Masha Gessen, Timothy Garton-Ash (tbc)
PANEL 2: Demagogie und Normalisierung – Neofaschismus im öffentlichen Raum
Berlin: Joseph Vogl
New York: Fintan O'Toole, Bonnie Honig (tbc)
PANEL 3: Antidemokratische Netzwerke in Demokratien
Berlin: Heike Kleffner, Antonia von der Behrens
New York: Darryl Pinckney '
PANEL 4: Erinnerungskultur
Berlin: Aleida Assmann, Sharon Dodua Otoo
New York:Daniel Mendelsohn
Eine Heldin, die als Held geboren wird, oder ein Held, der zur Heldin wird – spielt das überhaupt eine Rolle? Orlando durchlebt vier Jahrhunderte britischer und europäischer Menschheitsgeschichte, lebt am Hofe Elizabeths I., verliebt sich während eines sagenumwobenen Festes von James I. auf einem gefrorenen Fluss unglücklich in eine russische Prinzessin, versucht sich als Schriftsteller, wird Gesandter Charles II. in Konstantinopel, kehrt als Frau nach Großbritannien zurück, schreibt, gibt Partys im aufgeklärten 18. Jahrhundert, liebt Männer und Frauen, Prostituierte wie Adlige, und heiratet im zugeknöpften Viktorianischen Zeitalter einen Mann. Mann, Frau, muss Orlando sich überhaupt entscheiden? Orlando erlebt, wie Menschen, Natur, Systeme und Regime sich in einem ständigen Wandlungsprozess befinden.- Sitten, Gebräuche und Vorstellungen davon, was ein Mann, was eine Frau zu tun haben, was richtig und was falsch ist, worüber ein Künstler schreiben soll, worüber eine Frau nachdenken darf, sich ständig verändern. Orlando erlebt, wie sich das Wetter wandelt und das politische Klima, wie sich Begehren und Geschlechterrollen entwickeln. Orlando schaut auf Menschen, die für Natur halten, was in Wahrheit doch menschengemacht ist.
Virginia Woolf schrieb mit ihrer Biografie von Orlando eine Lebensbeschreibung, die alle starren Kategorien mit Leichtigkeit und künstlerischer Freiheit unterläuft, neu mit Bedeutung auflädt oder als fluide vorführt. Spielerisch verwebt sie Leben und Kunst, Realität und Fiktion miteinander zu einem visionären Werk. Sie schuf eine_n der schillerndsten Held_innen der Literaturgeschichte, deren Überfülle an Identitäten jedwede enge Zuschreibung und starre Kategorisierung sprengt.
Katie Mitchell und Alice Birch untersuchen in einer Inszenierung, die Bühnengeschehen und Live-Video miteinander verbindet, Orlandos queere Reise durch die verschiedenen Jahrhunderte patriarchaler Menschheitsgeschichte.
Weltweit war in den letzten Jahren der Aufstieg autoritärer, antidemokratischer Bewegungen und Regime zu beobachten. Sie ähneln sich nicht nur in ihren revisionistischen Bezügen auf ein fiktives »Früher«, sie vernetzen und mobilisieren zu Protesten, die immer radikaler, immer aggressiver unsere Demokratien auszuhöhlen versuchen. Es wird Zeit, diese neofaschistischen Dynamiken in transatlantischen Gesprächen zu analysieren und auf ihre besonderen historischen Vorläufer und sozialen Ursachen zu überprüfen. Kuratiert von Carolin Emcke, die seit 2004 die Diskussionsreihe »Streitraum« moderiert, und Daniel Mendelsohn, Editor-at-Large der New York Review of Books, betrachtet die Konferenz aus transatlantischer Perspektive neonationalistischer Bewegungen und befragt diese auf deren historische Kontinuitäten und Diskontinuitäten. In vier Panels diskutieren prominente Gäste aus Europa und den USA miteinander diese und andere Fragen: Wann und warum muss Faschismus beim Namen genannt werden? Was bedeutet es für die Demokratie, wenn es keine Öffentlichkeit mehr gibt, in der noch zwischen »wahr« und »falsch« unterschieden werden kann, wo finden demokratische Selbstverständigungsdiskurse dann statt, wenn Verschwörungsnarrative und Diskurs-Manipulationen nicht mehr herausgefiltert werden können? Wessen Affekte, wessen Zorn wird durch populistische Mobilisierung nachhaltig normalisiert und legitimiert – und wessen Angst und wessen Trauer werden permanent delegitimiert und verdrängt? Wie lässt sich Geschichte pluralisieren, wie lassen sich die verschiedenen Erfahrungen und Erinnerungen an unterschiedliche Gewalterfahrungen gleichermaßen anerkennen und weiter reichen?
An zwei Nachmittagen ermöglichen die Transatlantischen Gespräche einen einzigartig direkten Gedankenaustausch zwischen Gästen, die live in New York und in Berlin diskutieren. Alle Gespräche werden auch als Livestream in deutscher und in englische Sprache zugänglich sein.Programm
PANEL 1: Wann nennen wir Faschismus beim Namen?Berlin: Michel Wieviorka, Stefanie Schüler-Springorum New York: Masha Gessen, Timothy Garton-Ash (tbc)
PANEL 2: Demagogie und Normalisierung – Neofaschismus im öffentlichen Raum
Berlin: Joseph Vogl
New York: Fintan O'Toole, Bonnie Honig (tbc)
PANEL 3: Antidemokratische Netzwerke in Demokratien
Berlin: Heike Kleffner, Antonia von der Behrens
New York: Darryl Pinckney '
PANEL 4: Erinnerungskultur
Berlin: Aleida Assmann, Sharon Dodua Otoo
New York:Daniel Mendelsohn
Eine Heldin, die als Held geboren wird, oder ein Held, der zur Heldin wird – spielt das überhaupt eine Rolle? Orlando durchlebt vier Jahrhunderte britischer und europäischer Menschheitsgeschichte, lebt am Hofe Elizabeths I., verliebt sich während eines sagenumwobenen Festes von James I. auf einem gefrorenen Fluss unglücklich in eine russische Prinzessin, versucht sich als Schriftsteller, wird Gesandter Charles II. in Konstantinopel, kehrt als Frau nach Großbritannien zurück, schreibt, gibt Partys im aufgeklärten 18. Jahrhundert, liebt Männer und Frauen, Prostituierte wie Adlige, und heiratet im zugeknöpften Viktorianischen Zeitalter einen Mann. Mann, Frau, muss Orlando sich überhaupt entscheiden? Orlando erlebt, wie Menschen, Natur, Systeme und Regime sich in einem ständigen Wandlungsprozess befinden.- Sitten, Gebräuche und Vorstellungen davon, was ein Mann, was eine Frau zu tun haben, was richtig und was falsch ist, worüber ein Künstler schreiben soll, worüber eine Frau nachdenken darf, sich ständig verändern. Orlando erlebt, wie sich das Wetter wandelt und das politische Klima, wie sich Begehren und Geschlechterrollen entwickeln. Orlando schaut auf Menschen, die für Natur halten, was in Wahrheit doch menschengemacht ist.
Virginia Woolf schrieb mit ihrer Biografie von Orlando eine Lebensbeschreibung, die alle starren Kategorien mit Leichtigkeit und künstlerischer Freiheit unterläuft, neu mit Bedeutung auflädt oder als fluide vorführt. Spielerisch verwebt sie Leben und Kunst, Realität und Fiktion miteinander zu einem visionären Werk. Sie schuf eine_n der schillerndsten Held_innen der Literaturgeschichte, deren Überfülle an Identitäten jedwede enge Zuschreibung und starre Kategorisierung sprengt.
Katie Mitchell und Alice Birch untersuchen in einer Inszenierung, die Bühnengeschehen und Live-Video miteinander verbindet, Orlandos queere Reise durch die verschiedenen Jahrhunderte patriarchaler Menschheitsgeschichte.
Weltweit war in den letzten Jahren der Aufstieg autoritärer, antidemokratischer Bewegungen und Regime zu beobachten. Sie ähneln sich nicht nur in ihren revisionistischen Bezügen auf ein fiktives »Früher«, sie vernetzen und mobilisieren zu Protesten, die immer radikaler, immer aggressiver unsere Demokratien auszuhöhlen versuchen. Es wird Zeit, diese neofaschistischen Dynamiken in transatlantischen Gesprächen zu analysieren und auf ihre besonderen historischen Vorläufer und sozialen Ursachen zu überprüfen. Kuratiert von Carolin Emcke, die seit 2004 die Diskussionsreihe »Streitraum« moderiert, und Daniel Mendelsohn, Editor-at-Large der New York Review of Books, betrachtet die Konferenz aus transatlantischer Perspektive neonationalistischer Bewegungen und befragt diese auf deren historische Kontinuitäten und Diskontinuitäten. In vier Panels diskutieren prominente Gäste aus Europa und den USA miteinander diese und andere Fragen: Wann und warum muss Faschismus beim Namen genannt werden? Was bedeutet es für die Demokratie, wenn es keine Öffentlichkeit mehr gibt, in der noch zwischen »wahr« und »falsch« unterschieden werden kann, wo finden demokratische Selbstverständigungsdiskurse dann statt, wenn Verschwörungsnarrative und Diskurs-Manipulationen nicht mehr herausgefiltert werden können? Wessen Affekte, wessen Zorn wird durch populistische Mobilisierung nachhaltig normalisiert und legitimiert – und wessen Angst und wessen Trauer werden permanent delegitimiert und verdrängt? Wie lässt sich Geschichte pluralisieren, wie lassen sich die verschiedenen Erfahrungen und Erinnerungen an unterschiedliche Gewalterfahrungen gleichermaßen anerkennen und weiter reichen?
An zwei Nachmittagen ermöglichen die Transatlantischen Gespräche einen einzigartig direkten Gedankenaustausch zwischen Gästen, die live in New York und in Berlin diskutieren. Alle Gespräche werden auch als Livestream in deutscher und in englische Sprache zugänglich sein.Programm
PANEL 1: Wann nennen wir Faschismus beim Namen?Berlin: Michel Wieviorka, Stefanie Schüler-Springorum New York: Masha Gessen, Timothy Garton-Ash (tbc)
PANEL 2: Demagogie und Normalisierung – Neofaschismus im öffentlichen Raum
Berlin: Joseph Vogl
New York: Fintan O'Toole, Bonnie Honig (tbc)
PANEL 3: Antidemokratische Netzwerke in Demokratien
Berlin: Heike Kleffner, Antonia von der Behrens
New York: Darryl Pinckney '
PANEL 4: Erinnerungskultur
Berlin: Aleida Assmann, Sharon Dodua Otoo
New York:Daniel Mendelsohn
Bernd pflegt seine Mutter, die seit einem Schlaganfall als Pflegefall in Spandau im Bett liegt, und hat deswegen kaum noch Zeit für Sex. Fedora ist experimentierfreudig und offen für sexuelle Abenteuer mit Männern und Frauen. Marie ist Lehrerin, unglücklich in der Liebe und hat einen praktischen Vorschlag dafür, was man tun kann, wenn die Batterien des Vibrators in der Weihnachtszeit leer sind. Britta hat mit Ende zwanzig zum ersten Mal Sex gehabt: mit Hans-Joachim, einem Kollegen aus der Steuerberatungsgesellschaft, und ist überzeugt davon, dass jede Geburt die Vagina altern lässt. Pascal ist mit Guido verheiratet, streng katholisch und glaubt nicht an Sex vor der Ehe. Kevin hat Probleme mit seinem Blutzuckerspiegel und muss regelmäßig essen. Er trifft sich zum ersten Mal mit den anderen, ist sehr schüchtern und kommt aus dem Wedding. Ein Abend in Berlin. Drei Frauen und drei Männer treffen sich einmal pro Monat, um über Sex zu reden. Sie alle sind sich einig: Die menschliche Sexualität ist etwas sehr Wichtiges für die Menschen. In der Gesprächsrunde tauschen sie sich aus über sinnliche Erweckungsmomente, ihre sexuellen Erlebnisse, geheimen Fantasien und sehnlichsten Wünsche. Es sind komische Geschichten dabei, bizarre Offenbarungen, erschütternde Beichten und zarte Bekenntnisse. Welche Bedeutung hat der Sex im Leben dieser Menschen, und was verrät ihr Sprechen über Sexualität darüber, wer sie sind? Was geschieht, wenn wir Intimes öffentlich machen – wie reden wir über Sex? Und wie können wir einem anderen Menschen überhaupt nahe sein, beim Sex oder beim Reden darüber? Maja Zade hat ein Stück über Intimität und urbane Einsamkeit geschrieben, über den Versuch, Unsagbares zu sagen, über das Verschweigen von Sehnsüchten und die Erotik des Darüber- Sprechens. Marius von Mayenburg, der an der Schaubühne zuletzt seinen eigenen Text »Die Affen« und Zades Stück »status quo« inszenierte, führt Regie.
Bernd pflegt seine Mutter, die seit einem Schlaganfall als Pflegefall in Spandau im Bett liegt, und hat deswegen kaum noch Zeit für Sex. Fedora ist experimentierfreudig und offen für sexuelle Abenteuer mit Männern und Frauen. Marie ist Lehrerin, unglücklich in der Liebe und hat einen praktischen Vorschlag dafür, was man tun kann, wenn die Batterien des Vibrators in der Weihnachtszeit leer sind. Britta hat mit Ende zwanzig zum ersten Mal Sex gehabt: mit Hans-Joachim, einem Kollegen aus der Steuerberatungsgesellschaft, und ist überzeugt davon, dass jede Geburt die Vagina altern lässt. Pascal ist mit Guido verheiratet, streng katholisch und glaubt nicht an Sex vor der Ehe. Kevin hat Probleme mit seinem Blutzuckerspiegel und muss regelmäßig essen. Er trifft sich zum ersten Mal mit den anderen, ist sehr schüchtern und kommt aus dem Wedding. Ein Abend in Berlin. Drei Frauen und drei Männer treffen sich einmal pro Monat, um über Sex zu reden. Sie alle sind sich einig: Die menschliche Sexualität ist etwas sehr Wichtiges für die Menschen. In der Gesprächsrunde tauschen sie sich aus über sinnliche Erweckungsmomente, ihre sexuellen Erlebnisse, geheimen Fantasien und sehnlichsten Wünsche. Es sind komische Geschichten dabei, bizarre Offenbarungen, erschütternde Beichten und zarte Bekenntnisse. Welche Bedeutung hat der Sex im Leben dieser Menschen, und was verrät ihr Sprechen über Sexualität darüber, wer sie sind? Was geschieht, wenn wir Intimes öffentlich machen – wie reden wir über Sex? Und wie können wir einem anderen Menschen überhaupt nahe sein, beim Sex oder beim Reden darüber? Maja Zade hat ein Stück über Intimität und urbane Einsamkeit geschrieben, über den Versuch, Unsagbares zu sagen, über das Verschweigen von Sehnsüchten und die Erotik des Darüber- Sprechens. Marius von Mayenburg, der an der Schaubühne zuletzt seinen eigenen Text »Die Affen« und Zades Stück »status quo« inszenierte, führt Regie.
Auf dem Heimweg von einem Weihnachtsessen in Paris trifft der junge Édouard um 4 Uhr morgens auf der Place de la République auf Reda, einen Mann algerischer Herkunft. Sie kommen ins Gespräch, beginnen zu flirten, und wenig später nimmt Édouard Reda mit zu sich in seine Einzimmerwohnung. Die beiden verbringen die Nacht miteinander, Reda erzählt von seiner Kindheit und dem Vater, der aus Algerien nach Frankreich geflohen ist. Die Stimmung ist ausgelassen, sie lachen, tauschen Zärtlichkeiten aus und haben Sex. Doch als Édouard bei ihrer Verabschiedung wenige Stunden später entdeckt, dass sein Smartphone verschwunden ist, und Reda plötzlich einen Revolver hervorholt und ihn bedroht, schlägt die Situation jäh in Bedrohung und Gewalt um und mündet in die Vergewaltigung Édouards. Am nächsten Morgen begibt sich Édouard in polizeiliche und medizinische Obhut. In seiner Ratlosigkeit, wie er mit seinem Trauma umgehen soll, flieht er in die nordfranzösische Provinz zu seiner Schwester Clara und vertraut ihr die Geschichte an. Die Stimmen und Reaktionen seines Umfeldes, der Polizei und der behandelnden Mediziner auf den dramatischen Vorfall enthüllen einen gesellschaftlich tief verwurzelten Rassismus, Homophobie und intransparente Machtstrukturen.
Mit der Rekonstruktion einer traumatischen Nacht formuliert der französische Autor Édouard Louis in seinem autobiographischen Roman »Im Herzen der Gewalt« eine ebenso persönliche wie gesellschaftlich durchdringende Analyse über das Erwachsenwerden, Begehren, Migration und Rassismus und macht in der Stimmenvielfalt der Reaktionen auf das ihm angetane Verbrechen gesellschaftlich verdrängte Formen der Gewalt hörbar. Thomas Ostermeier adaptiert gemeinsam mit Édouard Louis den Roman für die Bühne als deutschsprachige Erstaufführung.
Auf dem Heimweg von einem Weihnachtsessen in Paris trifft der junge Édouard um 4 Uhr morgens auf der Place de la République auf Reda, einen Mann algerischer Herkunft. Sie kommen ins Gespräch, beginnen zu flirten, und wenig später nimmt Édouard Reda mit zu sich in seine Einzimmerwohnung. Die beiden verbringen die Nacht miteinander, Reda erzählt von seiner Kindheit und dem Vater, der aus Algerien nach Frankreich geflohen ist. Die Stimmung ist ausgelassen, sie lachen, tauschen Zärtlichkeiten aus und haben Sex. Doch als Édouard bei ihrer Verabschiedung wenige Stunden später entdeckt, dass sein Smartphone verschwunden ist, und Reda plötzlich einen Revolver hervorholt und ihn bedroht, schlägt die Situation jäh in Bedrohung und Gewalt um und mündet in die Vergewaltigung Édouards. Am nächsten Morgen begibt sich Édouard in polizeiliche und medizinische Obhut. In seiner Ratlosigkeit, wie er mit seinem Trauma umgehen soll, flieht er in die nordfranzösische Provinz zu seiner Schwester Clara und vertraut ihr die Geschichte an. Die Stimmen und Reaktionen seines Umfeldes, der Polizei und der behandelnden Mediziner auf den dramatischen Vorfall enthüllen einen gesellschaftlich tief verwurzelten Rassismus, Homophobie und intransparente Machtstrukturen.
Mit der Rekonstruktion einer traumatischen Nacht formuliert der französische Autor Édouard Louis in seinem autobiographischen Roman »Im Herzen der Gewalt« eine ebenso persönliche wie gesellschaftlich durchdringende Analyse über das Erwachsenwerden, Begehren, Migration und Rassismus und macht in der Stimmenvielfalt der Reaktionen auf das ihm angetane Verbrechen gesellschaftlich verdrängte Formen der Gewalt hörbar. Thomas Ostermeier adaptiert gemeinsam mit Édouard Louis den Roman für die Bühne als deutschsprachige Erstaufführung.
Auf dem Heimweg von einem Weihnachtsessen in Paris trifft der junge Édouard um 4 Uhr morgens auf der Place de la République auf Reda, einen Mann algerischer Herkunft. Sie kommen ins Gespräch, beginnen zu flirten, und wenig später nimmt Édouard Reda mit zu sich in seine Einzimmerwohnung. Die beiden verbringen die Nacht miteinander, Reda erzählt von seiner Kindheit und dem Vater, der aus Algerien nach Frankreich geflohen ist. Die Stimmung ist ausgelassen, sie lachen, tauschen Zärtlichkeiten aus und haben Sex. Doch als Édouard bei ihrer Verabschiedung wenige Stunden später entdeckt, dass sein Smartphone verschwunden ist, und Reda plötzlich einen Revolver hervorholt und ihn bedroht, schlägt die Situation jäh in Bedrohung und Gewalt um und mündet in die Vergewaltigung Édouards. Am nächsten Morgen begibt sich Édouard in polizeiliche und medizinische Obhut. In seiner Ratlosigkeit, wie er mit seinem Trauma umgehen soll, flieht er in die nordfranzösische Provinz zu seiner Schwester Clara und vertraut ihr die Geschichte an. Die Stimmen und Reaktionen seines Umfeldes, der Polizei und der behandelnden Mediziner auf den dramatischen Vorfall enthüllen einen gesellschaftlich tief verwurzelten Rassismus, Homophobie und intransparente Machtstrukturen.
Mit der Rekonstruktion einer traumatischen Nacht formuliert der französische Autor Édouard Louis in seinem autobiographischen Roman »Im Herzen der Gewalt« eine ebenso persönliche wie gesellschaftlich durchdringende Analyse über das Erwachsenwerden, Begehren, Migration und Rassismus und macht in der Stimmenvielfalt der Reaktionen auf das ihm angetane Verbrechen gesellschaftlich verdrängte Formen der Gewalt hörbar. Thomas Ostermeier adaptiert gemeinsam mit Édouard Louis den Roman für die Bühne als deutschsprachige Erstaufführung.
Auf dem Heimweg von einem Weihnachtsessen in Paris trifft der junge Édouard um 4 Uhr morgens auf der Place de la République auf Reda, einen Mann algerischer Herkunft. Sie kommen ins Gespräch, beginnen zu flirten, und wenig später nimmt Édouard Reda mit zu sich in seine Einzimmerwohnung. Die beiden verbringen die Nacht miteinander, Reda erzählt von seiner Kindheit und dem Vater, der aus Algerien nach Frankreich geflohen ist. Die Stimmung ist ausgelassen, sie lachen, tauschen Zärtlichkeiten aus und haben Sex. Doch als Édouard bei ihrer Verabschiedung wenige Stunden später entdeckt, dass sein Smartphone verschwunden ist, und Reda plötzlich einen Revolver hervorholt und ihn bedroht, schlägt die Situation jäh in Bedrohung und Gewalt um und mündet in die Vergewaltigung Édouards. Am nächsten Morgen begibt sich Édouard in polizeiliche und medizinische Obhut. In seiner Ratlosigkeit, wie er mit seinem Trauma umgehen soll, flieht er in die nordfranzösische Provinz zu seiner Schwester Clara und vertraut ihr die Geschichte an. Die Stimmen und Reaktionen seines Umfeldes, der Polizei und der behandelnden Mediziner auf den dramatischen Vorfall enthüllen einen gesellschaftlich tief verwurzelten Rassismus, Homophobie und intransparente Machtstrukturen.
Mit der Rekonstruktion einer traumatischen Nacht formuliert der französische Autor Édouard Louis in seinem autobiographischen Roman »Im Herzen der Gewalt« eine ebenso persönliche wie gesellschaftlich durchdringende Analyse über das Erwachsenwerden, Begehren, Migration und Rassismus und macht in der Stimmenvielfalt der Reaktionen auf das ihm angetane Verbrechen gesellschaftlich verdrängte Formen der Gewalt hörbar. Thomas Ostermeier adaptiert gemeinsam mit Édouard Louis den Roman für die Bühne als deutschsprachige Erstaufführung.
Nicht erst seit der Auseinandersetzung um das Humboldt Forum ist die lange verzögerte oder verdrängte Debatte um die Rückgabe afrikanischer Kulturgüter virulent. Wie lässt sich erklären, dass Museen ihr koloniales Erbe so lange nicht adressiert haben? Welche Strukturen und welche Ideologien, welches Unwissen und welche Ressentiments haben eine postkoloniale, antirassistische Solidarität verhindert? Wie lässt sich eine neue Beziehungsethik gestalten, in der das Zurückgeben illegitim angeeigneter Güter erfolgen kann?
RENÉ AGUIGAH (*1974, Würzburg) ist Kulturjournalist und Moderator. Er leitet das Ressort Literatur bei Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur. Nach dem Studium der Geschichte, Philosophie und Journalistik in Dortmund und Bochum arbeitete er zunächst bis 2005 als Redakteur bei WDR 3 und bis 2010 bei der Bücherzeitschrift »Literaturen« im Bereich Sachbuch. Außerdem schrieb er für verschiedene Kulturzeitschriften und Feuilletons (taz, F.A.Z., Frankfurter Rundschau, Kursbuch u. a.). 2010 kam er zum Deutschlandradio. Er lebt in Berlin.
HARTMUT DORGERLOH (*1962, Ost-Berlin) ist seit Juni 2018 Generalintendant des Humboldt Forums. Zuvor hat der promovierte Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und Kulturmanager von 2002 bis 2018 die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg geleitet. Er lehrt seit 2004 als Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin, nimmt seit 2007 regelmäßig Lehraufträge an der Universität Bern wahr und war Scholar am Getty Research Institut in den USA. International ist er u. a. durch seine langjährige Vorstandstätigkeit bei ICOM-DemHist und der Association des Résidences Royales Européennes (ARRE) vernetzt.
LÉONTINE MEIJER-VAN MENSCH (*1972, Hilversum) ist Direktorin der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen von Sachsen (Völkerkundemuseen zu Dresden, Leipzig und Herrnhut). Zuvor war sie Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin, stellvertretende Direktorin des Museums europäischer Kulturen in Berlin und Dozentin für Museologie und museale Berufsethik an der Reinwardt-Akademie in Amsterdam. Sie ist in den Vorständen mehrerer internationaler Museumsorganisationen aktiv und lehrt regelmäßig als Gastdozentin bei verschiedenen Studienprogrammen zum Thema Kulturerbe in ganz Europa.
Auf dem Heimweg von einem Weihnachtsessen in Paris trifft der junge Édouard um 4 Uhr morgens auf der Place de la République auf Reda, einen Mann algerischer Herkunft. Sie kommen ins Gespräch, beginnen zu flirten, und wenig später nimmt Édouard Reda mit zu sich in seine Einzimmerwohnung. Die beiden verbringen die Nacht miteinander, Reda erzählt von seiner Kindheit und dem Vater, der aus Algerien nach Frankreich geflohen ist. Die Stimmung ist ausgelassen, sie lachen, tauschen Zärtlichkeiten aus und haben Sex. Doch als Édouard bei ihrer Verabschiedung wenige Stunden später entdeckt, dass sein Smartphone verschwunden ist, und Reda plötzlich einen Revolver hervorholt und ihn bedroht, schlägt die Situation jäh in Bedrohung und Gewalt um und mündet in die Vergewaltigung Édouards. Am nächsten Morgen begibt sich Édouard in polizeiliche und medizinische Obhut. In seiner Ratlosigkeit, wie er mit seinem Trauma umgehen soll, flieht er in die nordfranzösische Provinz zu seiner Schwester Clara und vertraut ihr die Geschichte an. Die Stimmen und Reaktionen seines Umfeldes, der Polizei und der behandelnden Mediziner auf den dramatischen Vorfall enthüllen einen gesellschaftlich tief verwurzelten Rassismus, Homophobie und intransparente Machtstrukturen.
Mit der Rekonstruktion einer traumatischen Nacht formuliert der französische Autor Édouard Louis in seinem autobiographischen Roman »Im Herzen der Gewalt« eine ebenso persönliche wie gesellschaftlich durchdringende Analyse über das Erwachsenwerden, Begehren, Migration und Rassismus und macht in der Stimmenvielfalt der Reaktionen auf das ihm angetane Verbrechen gesellschaftlich verdrängte Formen der Gewalt hörbar. Thomas Ostermeier adaptiert gemeinsam mit Édouard Louis den Roman für die Bühne als deutschsprachige Erstaufführung.
Ein Tonstudio. Eine Schauspielerin und ein Regisseur arbeiten an dem filmischen Essay »Rückkehr nach Reims«–die Adaption eines Buchs des französischen Soziologen Didier Eribon. Protagonist des Films ist der Autor selbst, der sich zu einer Art Erinnerungsreise aufmacht. In einer Mischung aus persönlichem Bekenntnis und soziologischer Analyse berichtet Eribon von der Wiederbegegnung mit seiner Heimatstadt und seiner Familie, die er seit seiner Karriere als Intellektueller in Paris jahrzehntelang nicht mehr gesehen hat, nicht sehen wollte. Die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit stößt ihn auf die blinden Flecke der gesellschaftlichen Gegenwart: die Exklusionsmechanismen eines Bürgertums, dem er inzwischen selbst angehört, und einer einst kommunistischen Arbeiterklasse, die, vergessen und ohne Repräsentation, den Rechtspopulisten des Front National in die Arme läuft. Wie konnte es dazu kommen? Was ist der Anteil der Linken daran, was sein eigener als Intellektueller, der seine Herkunft verleugnet? Welchen Ausweg gibt es? Fragen, denen Eribon nachgeht, während er sich auf die Spurensuche in Reims begibt. Fragen aber auch, die den Regisseur und die Schauspielerin beim Fertigstellen des Films nicht loslassen.
Thomas Ostermeiers Inszenierung »Rückkehr nach Reims« wurde 2018 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Nun ist sie, in überarbeiteter Form und neuer Besetzung, wieder an der Schaubühne zu sehen.
Ein Tonstudio. Eine Schauspielerin und ein Regisseur arbeiten an dem filmischen Essay »Rückkehr nach Reims«–die Adaption eines Buchs des französischen Soziologen Didier Eribon. Protagonist des Films ist der Autor selbst, der sich zu einer Art Erinnerungsreise aufmacht. In einer Mischung aus persönlichem Bekenntnis und soziologischer Analyse berichtet Eribon von der Wiederbegegnung mit seiner Heimatstadt und seiner Familie, die er seit seiner Karriere als Intellektueller in Paris jahrzehntelang nicht mehr gesehen hat, nicht sehen wollte. Die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit stößt ihn auf die blinden Flecke der gesellschaftlichen Gegenwart: die Exklusionsmechanismen eines Bürgertums, dem er inzwischen selbst angehört, und einer einst kommunistischen Arbeiterklasse, die, vergessen und ohne Repräsentation, den Rechtspopulisten des Front National in die Arme läuft. Wie konnte es dazu kommen? Was ist der Anteil der Linken daran, was sein eigener als Intellektueller, der seine Herkunft verleugnet? Welchen Ausweg gibt es? Fragen, denen Eribon nachgeht, während er sich auf die Spurensuche in Reims begibt. Fragen aber auch, die den Regisseur und die Schauspielerin beim Fertigstellen des Films nicht loslassen.
Thomas Ostermeiers Inszenierung »Rückkehr nach Reims« wurde 2018 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Nun ist sie, in überarbeiteter Form und neuer Besetzung, wieder an der Schaubühne zu sehen.
Ein Tonstudio. Eine Schauspielerin und ein Regisseur arbeiten an dem filmischen Essay »Rückkehr nach Reims«–die Adaption eines Buchs des französischen Soziologen Didier Eribon. Protagonist des Films ist der Autor selbst, der sich zu einer Art Erinnerungsreise aufmacht. In einer Mischung aus persönlichem Bekenntnis und soziologischer Analyse berichtet Eribon von der Wiederbegegnung mit seiner Heimatstadt und seiner Familie, die er seit seiner Karriere als Intellektueller in Paris jahrzehntelang nicht mehr gesehen hat, nicht sehen wollte. Die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit stößt ihn auf die blinden Flecke der gesellschaftlichen Gegenwart: die Exklusionsmechanismen eines Bürgertums, dem er inzwischen selbst angehört, und einer einst kommunistischen Arbeiterklasse, die, vergessen und ohne Repräsentation, den Rechtspopulisten des Front National in die Arme läuft. Wie konnte es dazu kommen? Was ist der Anteil der Linken daran, was sein eigener als Intellektueller, der seine Herkunft verleugnet? Welchen Ausweg gibt es? Fragen, denen Eribon nachgeht, während er sich auf die Spurensuche in Reims begibt. Fragen aber auch, die den Regisseur und die Schauspielerin beim Fertigstellen des Films nicht loslassen.
Thomas Ostermeiers Inszenierung »Rückkehr nach Reims« wurde 2018 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Nun ist sie, in überarbeiteter Form und neuer Besetzung, wieder an der Schaubühne zu sehen.
Hamlet wird wahnsinnig. Sein Vater ist an einer plötzlichen, seltsamen Krankheit gestorben, die Mutter hat nach nur einem Monat wieder geheiratet, und zwar den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Nachts hat Hamlet Visionen von seinem Vater: Der behauptet, sein Bruder habe ihn vergiftet. Nun soll Hamlet für ihn Rache nehmen und den Stiefvater töten. Zuerst spielt Hamlet den Wahnsinnigen, um seine Mordpläne zu verbergen. Dabei verliert er den Boden unter den Füßen. Die Freunde entpuppen sich als Spitzel des Stiefvaters, selbst seine Geliebte Ophelia wird Teil des Komplotts. Der Jäger wird selbst zum Gejagten. Hinter jeder Tapete und jedem Vorhang lauschen die Denunzianten. Der Paranoide wird wirklich verfolgt. Aus gespieltem wird echter Irrsinn, in dem Hamlet schließlich den Falschen tötet: Polonius, Ophelias Vater. Mutter und Stiefvater vertuschen den Mord und ziehen Hamlet aus dem Verkehr. An alledem zerbricht Ophelia und bringt sich um. Erst die Initiative seines Stiefvaters, ihn endgültig zum Schweigen zu bringen, spielt Hamlet die Gelegenheit in die Hände, in einem letzten Amoklauf seine ganze Welt zum Untergang zu zwingen. Im Paradox des handlungsunfähigen Handlungsträgers bietet Shakespeares »Hamlet« eine zeitlos aktuelle Analyse des intellektuellen Dilemmas zwischen komplexem Denken und politischer Tat. In Ostermeiers Inszenierung werden die bis zu 20 Figuren von nur sechs Schauspielern gespielt, die ständig die Rollen wechseln. Der fortschreitende Realitätsverlust Hamlets, seine Desorientierung, die Manipulation von Wirklichkeit und Identität finden so ihre Entsprechung in einer Spielweise, die die Strategie der Verstellung zum Grundprinzip erhebt.
Hamlet wird wahnsinnig. Sein Vater ist an einer plötzlichen, seltsamen Krankheit gestorben, die Mutter hat nach nur einem Monat wieder geheiratet, und zwar den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Nachts hat Hamlet Visionen von seinem Vater: Der behauptet, sein Bruder habe ihn vergiftet. Nun soll Hamlet für ihn Rache nehmen und den Stiefvater töten. Zuerst spielt Hamlet den Wahnsinnigen, um seine Mordpläne zu verbergen. Dabei verliert er den Boden unter den Füßen. Die Freunde entpuppen sich als Spitzel des Stiefvaters, selbst seine Geliebte Ophelia wird Teil des Komplotts. Der Jäger wird selbst zum Gejagten. Hinter jeder Tapete und jedem Vorhang lauschen die Denunzianten. Der Paranoide wird wirklich verfolgt. Aus gespieltem wird echter Irrsinn, in dem Hamlet schließlich den Falschen tötet: Polonius, Ophelias Vater. Mutter und Stiefvater vertuschen den Mord und ziehen Hamlet aus dem Verkehr. An alledem zerbricht Ophelia und bringt sich um. Erst die Initiative seines Stiefvaters, ihn endgültig zum Schweigen zu bringen, spielt Hamlet die Gelegenheit in die Hände, in einem letzten Amoklauf seine ganze Welt zum Untergang zu zwingen. Im Paradox des handlungsunfähigen Handlungsträgers bietet Shakespeares »Hamlet« eine zeitlos aktuelle Analyse des intellektuellen Dilemmas zwischen komplexem Denken und politischer Tat. In Ostermeiers Inszenierung werden die bis zu 20 Figuren von nur sechs Schauspielern gespielt, die ständig die Rollen wechseln. Der fortschreitende Realitätsverlust Hamlets, seine Desorientierung, die Manipulation von Wirklichkeit und Identität finden so ihre Entsprechung in einer Spielweise, die die Strategie der Verstellung zum Grundprinzip erhebt.
»Wie es mir nur gelungen war, überhaupt jemals gelingen konnte, mich aus der Misere und der Geisteskrankheit meiner Familie herauszuziehen, aus diesen Abgründen, die tiefer und abgründigerund elendiger nicht sein konnten, und ein halbwegs normaler Mensch zu werden, dasvermochte ich nicht zu enträtseln.«Alles beginnt mit einem dunkelbraunen Wollpullover. Der Ich-Erzähler Christian Kracht kauft ihn in Zürich am Paradeplatz an einem Stand mit Selbstgestricktem. Später im Hotelzimmer stößt er in der Einkaufstüte auf eine Broschüre: Die strickende Kommune liegt dort, wo er geboren wurde, und so bricht er zusammen mit seiner exzentrischen, schwerkranken Mutter auf zu einem letzten gemeinsamen Roadtrip. Mit einem Taxi und 600 000 Franken im Gepäck, die verschleudert werden sollen als ein Befreiungsversuch, mit viel Wodka und Schlafmitteln, einem Rollator und künstlichem Darmausgang geht es hinauf in die Schweizer Berge und zugleich auf eine Reise in die eigene Familiengeschichte, die geprägt ist von mondänem Jet-Set, NS-Vergangenheit, Missbrauch, Krankheit und Sucht. Die Begegnung zwischen Mutter und Sohn wird zum gemeinsamen, aber auch immer wieder konkurrierenden Parforceritt durch die Erinnerung: Was soll wachgerufen und erzählt werden, was unausgesprochen, vergessen und verdrängt bleiben?Jan Bosse, der zum ersten Mal an der Schaubühne inszeniert, wird Christian Krachts jüngsten Roman als Zwei-Personen-Stück mit Joachim Meyerhoff und Angela Winkler auf die Bühne bringen.
»Wie es mir nur gelungen war, überhaupt jemals gelingen konnte, mich aus der Misere und der Geisteskrankheit meiner Familie herauszuziehen, aus diesen Abgründen, die tiefer und abgründigerund elendiger nicht sein konnten, und ein halbwegs normaler Mensch zu werden, dasvermochte ich nicht zu enträtseln.«Alles beginnt mit einem dunkelbraunen Wollpullover. Der Ich-Erzähler Christian Kracht kauft ihn in Zürich am Paradeplatz an einem Stand mit Selbstgestricktem. Später im Hotelzimmer stößt er in der Einkaufstüte auf eine Broschüre: Die strickende Kommune liegt dort, wo er geboren wurde, und so bricht er zusammen mit seiner exzentrischen, schwerkranken Mutter auf zu einem letzten gemeinsamen Roadtrip. Mit einem Taxi und 600 000 Franken im Gepäck, die verschleudert werden sollen als ein Befreiungsversuch, mit viel Wodka und Schlafmitteln, einem Rollator und künstlichem Darmausgang geht es hinauf in die Schweizer Berge und zugleich auf eine Reise in die eigene Familiengeschichte, die geprägt ist von mondänem Jet-Set, NS-Vergangenheit, Missbrauch, Krankheit und Sucht. Die Begegnung zwischen Mutter und Sohn wird zum gemeinsamen, aber auch immer wieder konkurrierenden Parforceritt durch die Erinnerung: Was soll wachgerufen und erzählt werden, was unausgesprochen, vergessen und verdrängt bleiben?Jan Bosse, der zum ersten Mal an der Schaubühne inszeniert, wird Christian Krachts jüngsten Roman als Zwei-Personen-Stück mit Joachim Meyerhoff und Angela Winkler auf die Bühne bringen.
Hamlet wird wahnsinnig. Sein Vater ist an einer plötzlichen, seltsamen Krankheit gestorben, die Mutter hat nach nur einem Monat wieder geheiratet, und zwar den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Nachts hat Hamlet Visionen von seinem Vater: Der behauptet, sein Bruder habe ihn vergiftet. Nun soll Hamlet für ihn Rache nehmen und den Stiefvater töten. Zuerst spielt Hamlet den Wahnsinnigen, um seine Mordpläne zu verbergen. Dabei verliert er den Boden unter den Füßen. Die Freunde entpuppen sich als Spitzel des Stiefvaters, selbst seine Geliebte Ophelia wird Teil des Komplotts. Der Jäger wird selbst zum Gejagten. Hinter jeder Tapete und jedem Vorhang lauschen die Denunzianten. Der Paranoide wird wirklich verfolgt. Aus gespieltem wird echter Irrsinn, in dem Hamlet schließlich den Falschen tötet: Polonius, Ophelias Vater. Mutter und Stiefvater vertuschen den Mord und ziehen Hamlet aus dem Verkehr. An alledem zerbricht Ophelia und bringt sich um. Erst die Initiative seines Stiefvaters, ihn endgültig zum Schweigen zu bringen, spielt Hamlet die Gelegenheit in die Hände, in einem letzten Amoklauf seine ganze Welt zum Untergang zu zwingen. Im Paradox des handlungsunfähigen Handlungsträgers bietet Shakespeares »Hamlet« eine zeitlos aktuelle Analyse des intellektuellen Dilemmas zwischen komplexem Denken und politischer Tat. In Ostermeiers Inszenierung werden die bis zu 20 Figuren von nur sechs Schauspielern gespielt, die ständig die Rollen wechseln. Der fortschreitende Realitätsverlust Hamlets, seine Desorientierung, die Manipulation von Wirklichkeit und Identität finden so ihre Entsprechung in einer Spielweise, die die Strategie der Verstellung zum Grundprinzip erhebt.
Ein Tonstudio. Eine Schauspielerin und ein Regisseur arbeiten an dem filmischen Essay »Rückkehr nach Reims«–die Adaption eines Buchs des französischen Soziologen Didier Eribon. Protagonist des Films ist der Autor selbst, der sich zu einer Art Erinnerungsreise aufmacht. In einer Mischung aus persönlichem Bekenntnis und soziologischer Analyse berichtet Eribon von der Wiederbegegnung mit seiner Heimatstadt und seiner Familie, die er seit seiner Karriere als Intellektueller in Paris jahrzehntelang nicht mehr gesehen hat, nicht sehen wollte. Die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit stößt ihn auf die blinden Flecke der gesellschaftlichen Gegenwart: die Exklusionsmechanismen eines Bürgertums, dem er inzwischen selbst angehört, und einer einst kommunistischen Arbeiterklasse, die, vergessen und ohne Repräsentation, den Rechtspopulisten des Front National in die Arme läuft. Wie konnte es dazu kommen? Was ist der Anteil der Linken daran, was sein eigener als Intellektueller, der seine Herkunft verleugnet? Welchen Ausweg gibt es? Fragen, denen Eribon nachgeht, während er sich auf die Spurensuche in Reims begibt. Fragen aber auch, die den Regisseur und die Schauspielerin beim Fertigstellen des Films nicht loslassen.
Thomas Ostermeiers Inszenierung »Rückkehr nach Reims« wurde 2018 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Nun ist sie, in überarbeiteter Form und neuer Besetzung, wieder an der Schaubühne zu sehen.
»Wie es mir nur gelungen war, überhaupt jemals gelingen konnte, mich aus der Misere und der Geisteskrankheit meiner Familie herauszuziehen, aus diesen Abgründen, die tiefer und abgründigerund elendiger nicht sein konnten, und ein halbwegs normaler Mensch zu werden, dasvermochte ich nicht zu enträtseln.«Alles beginnt mit einem dunkelbraunen Wollpullover. Der Ich-Erzähler Christian Kracht kauft ihn in Zürich am Paradeplatz an einem Stand mit Selbstgestricktem. Später im Hotelzimmer stößt er in der Einkaufstüte auf eine Broschüre: Die strickende Kommune liegt dort, wo er geboren wurde, und so bricht er zusammen mit seiner exzentrischen, schwerkranken Mutter auf zu einem letzten gemeinsamen Roadtrip. Mit einem Taxi und 600 000 Franken im Gepäck, die verschleudert werden sollen als ein Befreiungsversuch, mit viel Wodka und Schlafmitteln, einem Rollator und künstlichem Darmausgang geht es hinauf in die Schweizer Berge und zugleich auf eine Reise in die eigene Familiengeschichte, die geprägt ist von mondänem Jet-Set, NS-Vergangenheit, Missbrauch, Krankheit und Sucht. Die Begegnung zwischen Mutter und Sohn wird zum gemeinsamen, aber auch immer wieder konkurrierenden Parforceritt durch die Erinnerung: Was soll wachgerufen und erzählt werden, was unausgesprochen, vergessen und verdrängt bleiben?Jan Bosse, der zum ersten Mal an der Schaubühne inszeniert, wird Christian Krachts jüngsten Roman als Zwei-Personen-Stück mit Joachim Meyerhoff und Angela Winkler auf die Bühne bringen.
Hamlet wird wahnsinnig. Sein Vater ist an einer plötzlichen, seltsamen Krankheit gestorben, die Mutter hat nach nur einem Monat wieder geheiratet, und zwar den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Nachts hat Hamlet Visionen von seinem Vater: Der behauptet, sein Bruder habe ihn vergiftet. Nun soll Hamlet für ihn Rache nehmen und den Stiefvater töten. Zuerst spielt Hamlet den Wahnsinnigen, um seine Mordpläne zu verbergen. Dabei verliert er den Boden unter den Füßen. Die Freunde entpuppen sich als Spitzel des Stiefvaters, selbst seine Geliebte Ophelia wird Teil des Komplotts. Der Jäger wird selbst zum Gejagten. Hinter jeder Tapete und jedem Vorhang lauschen die Denunzianten. Der Paranoide wird wirklich verfolgt. Aus gespieltem wird echter Irrsinn, in dem Hamlet schließlich den Falschen tötet: Polonius, Ophelias Vater. Mutter und Stiefvater vertuschen den Mord und ziehen Hamlet aus dem Verkehr. An alledem zerbricht Ophelia und bringt sich um. Erst die Initiative seines Stiefvaters, ihn endgültig zum Schweigen zu bringen, spielt Hamlet die Gelegenheit in die Hände, in einem letzten Amoklauf seine ganze Welt zum Untergang zu zwingen. Im Paradox des handlungsunfähigen Handlungsträgers bietet Shakespeares »Hamlet« eine zeitlos aktuelle Analyse des intellektuellen Dilemmas zwischen komplexem Denken und politischer Tat. In Ostermeiers Inszenierung werden die bis zu 20 Figuren von nur sechs Schauspielern gespielt, die ständig die Rollen wechseln. Der fortschreitende Realitätsverlust Hamlets, seine Desorientierung, die Manipulation von Wirklichkeit und Identität finden so ihre Entsprechung in einer Spielweise, die die Strategie der Verstellung zum Grundprinzip erhebt.
Ein Tonstudio. Eine Schauspielerin und ein Regisseur arbeiten an dem filmischen Essay »Rückkehr nach Reims«–die Adaption eines Buchs des französischen Soziologen Didier Eribon. Protagonist des Films ist der Autor selbst, der sich zu einer Art Erinnerungsreise aufmacht. In einer Mischung aus persönlichem Bekenntnis und soziologischer Analyse berichtet Eribon von der Wiederbegegnung mit seiner Heimatstadt und seiner Familie, die er seit seiner Karriere als Intellektueller in Paris jahrzehntelang nicht mehr gesehen hat, nicht sehen wollte. Die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit stößt ihn auf die blinden Flecke der gesellschaftlichen Gegenwart: die Exklusionsmechanismen eines Bürgertums, dem er inzwischen selbst angehört, und einer einst kommunistischen Arbeiterklasse, die, vergessen und ohne Repräsentation, den Rechtspopulisten des Front National in die Arme läuft. Wie konnte es dazu kommen? Was ist der Anteil der Linken daran, was sein eigener als Intellektueller, der seine Herkunft verleugnet? Welchen Ausweg gibt es? Fragen, denen Eribon nachgeht, während er sich auf die Spurensuche in Reims begibt. Fragen aber auch, die den Regisseur und die Schauspielerin beim Fertigstellen des Films nicht loslassen.
Thomas Ostermeiers Inszenierung »Rückkehr nach Reims« wurde 2018 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Nun ist sie, in überarbeiteter Form und neuer Besetzung, wieder an der Schaubühne zu sehen.
Hamlet wird wahnsinnig. Sein Vater ist an einer plötzlichen, seltsamen Krankheit gestorben, die Mutter hat nach nur einem Monat wieder geheiratet, und zwar den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Nachts hat Hamlet Visionen von seinem Vater: Der behauptet, sein Bruder habe ihn vergiftet. Nun soll Hamlet für ihn Rache nehmen und den Stiefvater töten. Zuerst spielt Hamlet den Wahnsinnigen, um seine Mordpläne zu verbergen. Dabei verliert er den Boden unter den Füßen. Die Freunde entpuppen sich als Spitzel des Stiefvaters, selbst seine Geliebte Ophelia wird Teil des Komplotts. Der Jäger wird selbst zum Gejagten. Hinter jeder Tapete und jedem Vorhang lauschen die Denunzianten. Der Paranoide wird wirklich verfolgt. Aus gespieltem wird echter Irrsinn, in dem Hamlet schließlich den Falschen tötet: Polonius, Ophelias Vater. Mutter und Stiefvater vertuschen den Mord und ziehen Hamlet aus dem Verkehr. An alledem zerbricht Ophelia und bringt sich um. Erst die Initiative seines Stiefvaters, ihn endgültig zum Schweigen zu bringen, spielt Hamlet die Gelegenheit in die Hände, in einem letzten Amoklauf seine ganze Welt zum Untergang zu zwingen. Im Paradox des handlungsunfähigen Handlungsträgers bietet Shakespeares »Hamlet« eine zeitlos aktuelle Analyse des intellektuellen Dilemmas zwischen komplexem Denken und politischer Tat. In Ostermeiers Inszenierung werden die bis zu 20 Figuren von nur sechs Schauspielern gespielt, die ständig die Rollen wechseln. Der fortschreitende Realitätsverlust Hamlets, seine Desorientierung, die Manipulation von Wirklichkeit und Identität finden so ihre Entsprechung in einer Spielweise, die die Strategie der Verstellung zum Grundprinzip erhebt.
Hamlet wird wahnsinnig. Sein Vater ist an einer plötzlichen, seltsamen Krankheit gestorben, die Mutter hat nach nur einem Monat wieder geheiratet, und zwar den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Nachts hat Hamlet Visionen von seinem Vater: Der behauptet, sein Bruder habe ihn vergiftet. Nun soll Hamlet für ihn Rache nehmen und den Stiefvater töten. Zuerst spielt Hamlet den Wahnsinnigen, um seine Mordpläne zu verbergen. Dabei verliert er den Boden unter den Füßen. Die Freunde entpuppen sich als Spitzel des Stiefvaters, selbst seine Geliebte Ophelia wird Teil des Komplotts. Der Jäger wird selbst zum Gejagten. Hinter jeder Tapete und jedem Vorhang lauschen die Denunzianten. Der Paranoide wird wirklich verfolgt. Aus gespieltem wird echter Irrsinn, in dem Hamlet schließlich den Falschen tötet: Polonius, Ophelias Vater. Mutter und Stiefvater vertuschen den Mord und ziehen Hamlet aus dem Verkehr. An alledem zerbricht Ophelia und bringt sich um. Erst die Initiative seines Stiefvaters, ihn endgültig zum Schweigen zu bringen, spielt Hamlet die Gelegenheit in die Hände, in einem letzten Amoklauf seine ganze Welt zum Untergang zu zwingen. Im Paradox des handlungsunfähigen Handlungsträgers bietet Shakespeares »Hamlet« eine zeitlos aktuelle Analyse des intellektuellen Dilemmas zwischen komplexem Denken und politischer Tat. In Ostermeiers Inszenierung werden die bis zu 20 Figuren von nur sechs Schauspielern gespielt, die ständig die Rollen wechseln. Der fortschreitende Realitätsverlust Hamlets, seine Desorientierung, die Manipulation von Wirklichkeit und Identität finden so ihre Entsprechung in einer Spielweise, die die Strategie der Verstellung zum Grundprinzip erhebt.
Ein Tonstudio. Eine Schauspielerin und ein Regisseur arbeiten an dem filmischen Essay »Rückkehr nach Reims«–die Adaption eines Buchs des französischen Soziologen Didier Eribon. Protagonist des Films ist der Autor selbst, der sich zu einer Art Erinnerungsreise aufmacht. In einer Mischung aus persönlichem Bekenntnis und soziologischer Analyse berichtet Eribon von der Wiederbegegnung mit seiner Heimatstadt und seiner Familie, die er seit seiner Karriere als Intellektueller in Paris jahrzehntelang nicht mehr gesehen hat, nicht sehen wollte. Die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit stößt ihn auf die blinden Flecke der gesellschaftlichen Gegenwart: die Exklusionsmechanismen eines Bürgertums, dem er inzwischen selbst angehört, und einer einst kommunistischen Arbeiterklasse, die, vergessen und ohne Repräsentation, den Rechtspopulisten des Front National in die Arme läuft. Wie konnte es dazu kommen? Was ist der Anteil der Linken daran, was sein eigener als Intellektueller, der seine Herkunft verleugnet? Welchen Ausweg gibt es? Fragen, denen Eribon nachgeht, während er sich auf die Spurensuche in Reims begibt. Fragen aber auch, die den Regisseur und die Schauspielerin beim Fertigstellen des Films nicht loslassen.
Thomas Ostermeiers Inszenierung »Rückkehr nach Reims« wurde 2018 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Nun ist sie, in überarbeiteter Form und neuer Besetzung, wieder an der Schaubühne zu sehen.
Einmal im Monat laden wir Zuschauer_innen dazu ein, vor dem Vorstellungsbesuch die jeweilige Inszenierung genauer zu untersuchen. Für vier Stunden eröffnen wir einen Experimentierraum, in dem gedacht und gespielt wird. Gemeinsam erproben wir darin ästhetische Aspekte der Inszenierung und suchen nach eigenen Antworten auf die Fragen, die im Stück verhandelt werden. Mit geschärften Sinnen kann dann der Theaterabend noch intensiver erlebt werden.
Treffpunkt für den öffentlichen Workshop ist vor dem Studio.
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
»Wie es mir nur gelungen war, überhaupt jemals gelingen konnte, mich aus der Misere und der Geisteskrankheit meiner Familie herauszuziehen, aus diesen Abgründen, die tiefer und abgründigerund elendiger nicht sein konnten, und ein halbwegs normaler Mensch zu werden, dasvermochte ich nicht zu enträtseln.«Alles beginnt mit einem dunkelbraunen Wollpullover. Der Ich-Erzähler Christian Kracht kauft ihn in Zürich am Paradeplatz an einem Stand mit Selbstgestricktem. Später im Hotelzimmer stößt er in der Einkaufstüte auf eine Broschüre: Die strickende Kommune liegt dort, wo er geboren wurde, und so bricht er zusammen mit seiner exzentrischen, schwerkranken Mutter auf zu einem letzten gemeinsamen Roadtrip. Mit einem Taxi und 600 000 Franken im Gepäck, die verschleudert werden sollen als ein Befreiungsversuch, mit viel Wodka und Schlafmitteln, einem Rollator und künstlichem Darmausgang geht es hinauf in die Schweizer Berge und zugleich auf eine Reise in die eigene Familiengeschichte, die geprägt ist von mondänem Jet-Set, NS-Vergangenheit, Missbrauch, Krankheit und Sucht. Die Begegnung zwischen Mutter und Sohn wird zum gemeinsamen, aber auch immer wieder konkurrierenden Parforceritt durch die Erinnerung: Was soll wachgerufen und erzählt werden, was unausgesprochen, vergessen und verdrängt bleiben?Jan Bosse, der zum ersten Mal an der Schaubühne inszeniert, wird Christian Krachts jüngsten Roman als Zwei-Personen-Stück mit Joachim Meyerhoff und Angela Winkler auf die Bühne bringen.
Roxanna-Lorraine Witt wurde 1993 in Minden als Tochter einer alleinerziehenden Mutter und Enkelin von Holocaust-Überlebenden geboren. Ihre Familie: Sinti:zze. Ihre Kindheit: ein ständiger Kampf gegen klassistische, rassistische und sexualisierte Gewalt. Wie emanzipiert man sich aus solchen Strukturen? Wie schüttelt man Traumata ab – kann man sie überhaupt abschütteln? Was bleibt nach vielen Jahren Arbeit an sich und anderen? Ein Gespräch über gesellschaftliche Gewalt und kollektive Befreiung.
»Wie es mir nur gelungen war, überhaupt jemals gelingen konnte, mich aus der Misere und der Geisteskrankheit meiner Familie herauszuziehen, aus diesen Abgründen, die tiefer und abgründigerund elendiger nicht sein konnten, und ein halbwegs normaler Mensch zu werden, dasvermochte ich nicht zu enträtseln.«Alles beginnt mit einem dunkelbraunen Wollpullover. Der Ich-Erzähler Christian Kracht kauft ihn in Zürich am Paradeplatz an einem Stand mit Selbstgestricktem. Später im Hotelzimmer stößt er in der Einkaufstüte auf eine Broschüre: Die strickende Kommune liegt dort, wo er geboren wurde, und so bricht er zusammen mit seiner exzentrischen, schwerkranken Mutter auf zu einem letzten gemeinsamen Roadtrip. Mit einem Taxi und 600 000 Franken im Gepäck, die verschleudert werden sollen als ein Befreiungsversuch, mit viel Wodka und Schlafmitteln, einem Rollator und künstlichem Darmausgang geht es hinauf in die Schweizer Berge und zugleich auf eine Reise in die eigene Familiengeschichte, die geprägt ist von mondänem Jet-Set, NS-Vergangenheit, Missbrauch, Krankheit und Sucht. Die Begegnung zwischen Mutter und Sohn wird zum gemeinsamen, aber auch immer wieder konkurrierenden Parforceritt durch die Erinnerung: Was soll wachgerufen und erzählt werden, was unausgesprochen, vergessen und verdrängt bleiben?Jan Bosse, der zum ersten Mal an der Schaubühne inszeniert, wird Christian Krachts jüngsten Roman als Zwei-Personen-Stück mit Joachim Meyerhoff und Angela Winkler auf die Bühne bringen.
Hamlet wird wahnsinnig. Sein Vater ist an einer plötzlichen, seltsamen Krankheit gestorben, die Mutter hat nach nur einem Monat wieder geheiratet, und zwar den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Nachts hat Hamlet Visionen von seinem Vater: Der behauptet, sein Bruder habe ihn vergiftet. Nun soll Hamlet für ihn Rache nehmen und den Stiefvater töten. Zuerst spielt Hamlet den Wahnsinnigen, um seine Mordpläne zu verbergen. Dabei verliert er den Boden unter den Füßen. Die Freunde entpuppen sich als Spitzel des Stiefvaters, selbst seine Geliebte Ophelia wird Teil des Komplotts. Der Jäger wird selbst zum Gejagten. Hinter jeder Tapete und jedem Vorhang lauschen die Denunzianten. Der Paranoide wird wirklich verfolgt. Aus gespieltem wird echter Irrsinn, in dem Hamlet schließlich den Falschen tötet: Polonius, Ophelias Vater. Mutter und Stiefvater vertuschen den Mord und ziehen Hamlet aus dem Verkehr. An alledem zerbricht Ophelia und bringt sich um. Erst die Initiative seines Stiefvaters, ihn endgültig zum Schweigen zu bringen, spielt Hamlet die Gelegenheit in die Hände, in einem letzten Amoklauf seine ganze Welt zum Untergang zu zwingen. Im Paradox des handlungsunfähigen Handlungsträgers bietet Shakespeares »Hamlet« eine zeitlos aktuelle Analyse des intellektuellen Dilemmas zwischen komplexem Denken und politischer Tat. In Ostermeiers Inszenierung werden die bis zu 20 Figuren von nur sechs Schauspielern gespielt, die ständig die Rollen wechseln. Der fortschreitende Realitätsverlust Hamlets, seine Desorientierung, die Manipulation von Wirklichkeit und Identität finden so ihre Entsprechung in einer Spielweise, die die Strategie der Verstellung zum Grundprinzip erhebt.
Hamlet wird wahnsinnig. Sein Vater ist an einer plötzlichen, seltsamen Krankheit gestorben, die Mutter hat nach nur einem Monat wieder geheiratet, und zwar den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Nachts hat Hamlet Visionen von seinem Vater: Der behauptet, sein Bruder habe ihn vergiftet. Nun soll Hamlet für ihn Rache nehmen und den Stiefvater töten. Zuerst spielt Hamlet den Wahnsinnigen, um seine Mordpläne zu verbergen. Dabei verliert er den Boden unter den Füßen. Die Freunde entpuppen sich als Spitzel des Stiefvaters, selbst seine Geliebte Ophelia wird Teil des Komplotts. Der Jäger wird selbst zum Gejagten. Hinter jeder Tapete und jedem Vorhang lauschen die Denunzianten. Der Paranoide wird wirklich verfolgt. Aus gespieltem wird echter Irrsinn, in dem Hamlet schließlich den Falschen tötet: Polonius, Ophelias Vater. Mutter und Stiefvater vertuschen den Mord und ziehen Hamlet aus dem Verkehr. An alledem zerbricht Ophelia und bringt sich um. Erst die Initiative seines Stiefvaters, ihn endgültig zum Schweigen zu bringen, spielt Hamlet die Gelegenheit in die Hände, in einem letzten Amoklauf seine ganze Welt zum Untergang zu zwingen. Im Paradox des handlungsunfähigen Handlungsträgers bietet Shakespeares »Hamlet« eine zeitlos aktuelle Analyse des intellektuellen Dilemmas zwischen komplexem Denken und politischer Tat. In Ostermeiers Inszenierung werden die bis zu 20 Figuren von nur sechs Schauspielern gespielt, die ständig die Rollen wechseln. Der fortschreitende Realitätsverlust Hamlets, seine Desorientierung, die Manipulation von Wirklichkeit und Identität finden so ihre Entsprechung in einer Spielweise, die die Strategie der Verstellung zum Grundprinzip erhebt.
Hamlet wird wahnsinnig. Sein Vater ist an einer plötzlichen, seltsamen Krankheit gestorben, die Mutter hat nach nur einem Monat wieder geheiratet, und zwar den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Nachts hat Hamlet Visionen von seinem Vater: Der behauptet, sein Bruder habe ihn vergiftet. Nun soll Hamlet für ihn Rache nehmen und den Stiefvater töten. Zuerst spielt Hamlet den Wahnsinnigen, um seine Mordpläne zu verbergen. Dabei verliert er den Boden unter den Füßen. Die Freunde entpuppen sich als Spitzel des Stiefvaters, selbst seine Geliebte Ophelia wird Teil des Komplotts. Der Jäger wird selbst zum Gejagten. Hinter jeder Tapete und jedem Vorhang lauschen die Denunzianten. Der Paranoide wird wirklich verfolgt. Aus gespieltem wird echter Irrsinn, in dem Hamlet schließlich den Falschen tötet: Polonius, Ophelias Vater. Mutter und Stiefvater vertuschen den Mord und ziehen Hamlet aus dem Verkehr. An alledem zerbricht Ophelia und bringt sich um. Erst die Initiative seines Stiefvaters, ihn endgültig zum Schweigen zu bringen, spielt Hamlet die Gelegenheit in die Hände, in einem letzten Amoklauf seine ganze Welt zum Untergang zu zwingen. Im Paradox des handlungsunfähigen Handlungsträgers bietet Shakespeares »Hamlet« eine zeitlos aktuelle Analyse des intellektuellen Dilemmas zwischen komplexem Denken und politischer Tat. In Ostermeiers Inszenierung werden die bis zu 20 Figuren von nur sechs Schauspielern gespielt, die ständig die Rollen wechseln. Der fortschreitende Realitätsverlust Hamlets, seine Desorientierung, die Manipulation von Wirklichkeit und Identität finden so ihre Entsprechung in einer Spielweise, die die Strategie der Verstellung zum Grundprinzip erhebt.
»Wie es mir nur gelungen war, überhaupt jemals gelingen konnte, mich aus der Misere und der Geisteskrankheit meiner Familie herauszuziehen, aus diesen Abgründen, die tiefer und abgründigerund elendiger nicht sein konnten, und ein halbwegs normaler Mensch zu werden, dasvermochte ich nicht zu enträtseln.«Alles beginnt mit einem dunkelbraunen Wollpullover. Der Ich-Erzähler Christian Kracht kauft ihn in Zürich am Paradeplatz an einem Stand mit Selbstgestricktem. Später im Hotelzimmer stößt er in der Einkaufstüte auf eine Broschüre: Die strickende Kommune liegt dort, wo er geboren wurde, und so bricht er zusammen mit seiner exzentrischen, schwerkranken Mutter auf zu einem letzten gemeinsamen Roadtrip. Mit einem Taxi und 600 000 Franken im Gepäck, die verschleudert werden sollen als ein Befreiungsversuch, mit viel Wodka und Schlafmitteln, einem Rollator und künstlichem Darmausgang geht es hinauf in die Schweizer Berge und zugleich auf eine Reise in die eigene Familiengeschichte, die geprägt ist von mondänem Jet-Set, NS-Vergangenheit, Missbrauch, Krankheit und Sucht. Die Begegnung zwischen Mutter und Sohn wird zum gemeinsamen, aber auch immer wieder konkurrierenden Parforceritt durch die Erinnerung: Was soll wachgerufen und erzählt werden, was unausgesprochen, vergessen und verdrängt bleiben?Jan Bosse, der zum ersten Mal an der Schaubühne inszeniert, wird Christian Krachts jüngsten Roman als Zwei-Personen-Stück mit Joachim Meyerhoff und Angela Winkler auf die Bühne bringen.
© Fotos der Vorstellungen: [+][-]Kein Weltuntergang(Gianmarco Bresadola/Gianmarco Bresadola) Orlando(Stephen Cummiskey/Stephen Cummiskey) Neofaschismus: Transatlantische Gespräche(/) reden über sex(Gianmarco Bresadola/Gianmarco Bresadola) Im Herzen der Gewalt(Arno Declair/Arno Declair) Streitraum: »Koloniales Erbe oder: das große Vergessen« 2/2(/) Rückkehr nach Reims(David Baltzer/David Baltzer) Hamlet(Arno Declair, 2008/Arno Declair, 2008) Eurotrash(Fabian Schellhorn/Fabian Schellhorn) Workshop: »Eurotrash«(/) Klassenzimmer(Promo/)
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