Die Akzisemauer wurde in den 1730er Jahre um Berlin errichtet und bis Ende der 1860er Jahre war sie fast vollsta?ndig entfernt. Mehr als ihre Ha?lfte verlief durch den heutigen Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.
Die Mauer hatte viele Funktionen. In erster Linie diente sie dem Zweck, eine Steuer einzutreiben, die „Akzise“ genannt wurde. Sie hatte aber nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kontrollierende Funktion, um den Ein- und Ausgang von Menschen in die Stadt zu regulieren. Gleichzeitig verhinderte die Mauer das Desertieren der in der Stadt untergebrachten Soldaten. Nebenbei war sie auch ein Bollwerk zur Verteidigung der Stadt.
Heute ist die Mauer als Bauwerk und im Gedächtnis fast vollständig verschwunden. Ihr Verlauf und die Position einzelner Tore sind jedoch in den Namen vieler U-Bahnho?fe pra?sent: Kottbusser Tor, Hallesches Tor, Schlesisches Tor oder Oberbaumbru?cke. Nur ein einziges Tor ist erhalten geblieben und zum Wahrzeichen der Stadt geworden: das Brandenburger Tor.
Die Wechselausstellung „Die Mauer vor der Mauer – Das Akzisemauer Lab“ setzt sich mit der Akzisemauer auseinander und beleuchtet sie auch mit Fragen der Gegenwart in der umka?mpften Stadt Berlin. Die Ausstellung wird zu einem offenen Labor über ein historisches Thema, das die Stadt bis zu ihrer Gegenwart prägt und lädt insbesondere junge Bewohner*innen in Friedrichshain-Kreuzberg zu künstlerischen Workshops vor und während der Ausstellung ein, deren Erkenntnisse in die Ausstellungsinstallation und im öffentlichen Raum einfließen.
Eine Zusammenarbeit von Kollegen 2,3 sowie der Jugendkunstschule FRI-X BERG.
Gefördert durch Mittel des Bezirkskulturfonds Friedrichshain-Kreuzberg.
Am 22. Juni 1941 überfällt das Deutsche Reich die Sowjetunion. Bis Kriegsende nimmt die Wehrmacht etwa 5,7 Millionen Soldaten und Soldatinnen der Roten Armee gefangen. Ihre Behandlung ist verbrecherisch. Dabei spielen antibolschewistische und rassistische Einstellungen ebenso eine Rolle wie militärische und wirtschaftliche Interessen des NS-Regimes. Insgesamt kommen mehr als drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene um. Eine Vielzahl von ihnen wird erschossen. Die meisten sterben aufgrund einer völlig unzureichenden Versorgung an Hunger und Krankheiten, vor allem bis zum Frühjahr 1942. In der Sowjetunion sind die Überlebenden mit dem Misstrauen der Behörden konfrontiert. Sie stehen unter dem Generalverdacht des Verrats und werden jahrzehntelang gesellschaftlich benachteiligt.
Mit mehr als drei Millionen Toten sind die sowjetischen Kriegsgefangenen eine der größten Opfergruppen deutscher Massenverbrechen. Dennoch wird bis heute kaum an sie erinnert.
Die Ausstellung bietet einen ersten Einstieg in das Thema. In neun Kapiteln wird ein thematischer Überblick bis in die Gegenwart gegeben, Biografien stellen individuelle Schicksale vor, eine Europakarte zeigt ausgewählte Lagerorte und Opferzahlen und Medienstationen ermöglichen die Recherche zu ausgewählten Gedenkorten und eine quellenkritische Auseinandersetzung mit Fotografie(n).
Kooperationspartner: Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst, Deutsches Historisches Institut Moskau, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
Gefördert durch die Kooperationspartner sowie: Auswärtiges Amt, Bundesbeauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
In ihrer jahrelangen Beschäftigung mit der Konstruktion von lesbischen Identitäten und queerer Geschichtsschreibung hat die Künstlerin Irène Mélixeine Sammlung von über 800 Kontaktanzeigen von Lesben, Queers und lesbischen Transfrauen angelegt, sogenannte „lonely hearts“. Ihr Material findet sie in historischen Zeitschriften, in queeren Archiven und Online-Plattformen. Die Anzeigen stammen aus Australien, Frankreich, Kasachstan, Deutschland, Polen und den USA und schreiben eine ebenso transnationale wie nicht-lineare, epochenübergreifende queere Geschichte. Die kurzen Texte erzählen in komplexer Weise vom Lieben, Leiden und Leben der Schreiber*innen, von ihrer ökonomischen Lage, ihren Sehnsüchten sowie von ihren Diskriminierungserfahrungen. Obwohl anonym und jede einzigartig, sind sie Stellvertreter*innen für Leben und Lieben queerer und lesbischer Frauen, die selbst in der queeren Geschichtsschreibung oft vernachlässigt werden.
Die Ausstellung lonely hearts im Schwulen Museum bildet eine Momentaufnahme in diesem fortlaufenden, translokalen und künstlerischen Rechercheprozess. Hier versammeln sich das Interesse für die Geschichten lesbischer Mitstreiter*innen, deren Leben und Sichtbarkeit, sowie die Suche nach unterschiedlichen Facetten von Liebe, Begehren und Leidenschaft und die drängende Frage, warum es vergleichsweise wenig darüber zu finden gibt. Gleichzeitig zeigen die Fundstücke, dass sie da waren und sind, die Mitstreiter*innen, Gleichgesinnten, Vorbilder und Freund*innen. Sie erzählen ihre Geschichten – in Romanen, Zeitschriften, Bildern und Kontaktanzeigen. Und so tauchen sie auch in der Ausstellung auf: in Audiostücken, Textsammlungen oder als Vorbilder für die Reinszenierung historischer Fotografien.
In Hommage an Alice Austen (2020) reinszeniert Irène Mélix beispielsweise ein Foto der amerikanischen Fotografin Alice Austen (1866 – 1952), das sie und zwei Freundinnen in entspannter Haltung und Männeranzügen zeigt. Austen war eine der ersten Frauen, deren fotografisches Werk öffentliche Beachtung fand, ihr Lesbischsein und die 53 Jahre dauernde Beziehung zu ihrer Partnerin Gertrude Tate findet in der Interpretation ihres Werkes jedoch oftmals keine Erwähnung. Die Arbeit Silberring, Rohdiamant (2018) geht auf eine Romanstelle aus Maximiliane Ackers „Freundinnen – Ein Roman unter Frauen“ von 1923 zurück, in der ein Diamantsplitter sinnbildlich für die abgeschliffenen Teile der Gesellschaft und damit als Allegorie für Diskriminierung steht.
Gleichzeitig flüstert und spricht es aus unterschiedlichen Ecken der Ausstellung. In der Audioinstallation lonely hearts (ongoing) artikuliert sich die Suche nach Lust, Liebe und Partner*innenschaft. Die Arbeit wurde eigens an den Kontext des Schwulen Museums angepasst, ebenso wie das Bar-Setting, in dem die Audioarbeit lila lieder (2018) zu hören sein wird, die epochenübergreifend das Zusammentreffen queerer und lesbischer Charaktere in einer belebten Bar beschreibt.
Das Projekt lonely hearts erhebt trotz der intensiven künstlerischen Recherche keinen Anspruch auf Ganzheitlichkeit und will auch ihre eigenen Leerstellen thematisieren. Es ist eine Momentaufnahme in Irène Mélixs‘ fortlaufender Auseinandersetzung mit einer eigenwilligen Dokumentation queerer Geschichte(n) und soll auch Ausstellung, Rechercheplattform und Treffpunkt zugleich sein.
Eine Ausstellung von Iréne Mélix. Kurator: Vincent Schier.
Irène Mélix ist Kulturwissenschaftlerin (Hildesheim/Paris) und Bildende Künstlerin (Dresden/Krakau). Sie arbeitet in den Überschneidungsbereichen politischer und ästhetischer Fragen, interessiert sich für Geschichtsschreibung, queere Identitäten und das Arbeiten als Künstlerin selbst. Ihre Sammlung lesbischer und queerer Kontaktanzeigen wächst konstant. Sie stellt europaweit aus (Petrohradska Prag 2018, Lyon Bienale 2019, Fondazione Sandretto Turin 2018, D21 Leipzig 2020), ist Teil verschiedener Kollektive (CindyCat, pattern collective, team2) und lehrte an Hochschulen in Dresden und Chemnitz. Momentan macht sie einen PhD zu lesbischer und queerer Sichtbarkeit an der Bauhaus Universität Weimar. Sie lebt und arbeitet in Dresden.
Vincent Schier ist Kurator und Kunsthistoriker, lebt in Berlin und arbeitet dort und anderswo. Seit 2021 ist er Künstlerischer Leiter am Kunstverein Göttingen und hat am Kunsthaus Dresden, der GfZK Leipzig und in der nGbKin Berlin gearbeitet. Er arbeitet in Institutionen und als freier Kurator und mag beides. In seiner kuratorischen Arbeit interessiert er sich für kollaborative und kollektive Prozesse, deshalb kehrt er immer wieder zur Arbeit in Gruppen zurück. Inhaltlich interessiert es sich v.a. für Fragen die sich um soziale, gesellschaftliche und politische Räume drehen.
Das Kartieren als bild- und raumproduzierende Praxis steht im Mittelpunkt von Mapping Along im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien. Basierend auf Erkundungen, die metroZones in den vergangenen Jahren unternahm, werden ausgewählte Mappings zusammengeführt und mit eingeladenen internation- alen Positionen zur Diskussion gestellt. Dabei geht es stets um die Materialisierung räumlicherKonfliktlagen und des Widerstreits: etwa die Stadterfahrung und Raumnahmen von Geflüchteten, die Aneignung des Urbanen durch Plattform-Ökonomien – hochaktuell durch den geplanten Amazon-Turm an der Warschauer Brücke – oder die Kultur städtischer Peripherien.
Im Laufe der letzten Jahre hat metroZones in seiner forschenden und künstlerischen Praxis vermehrt mit aufzeichnenden Verfahren gearbeitet. Diese kartierenden Zugänge waren einerseits in Erkundungs- und Verstehensprozesse eingebunden, brachten andererseits eigenständige Raumbilder hervor, die weiterbearbeitet wurden und sich in verschiedener Gestalt manifestierten: Als Ausstellung oder Tapete, als Kleidung oder Video. Mapping wurde für metroZones zur Methode, die als kollektives und häufig auch kollaboratives Verfahren zur (Selbst-) Verständigung der Vielen beitrug und zugleich eine spezifische Bildproduktion ermöglichte.
Es geht um Kartieren, nicht um Kartografie: Gemeint ist weniger das Produkt als der Prozess des Aufzeichnens in all seinen Widersprüchen, etwa in Bezug auf Lesbarkeit, Bildsprachen oder das Einschreiben von Zeit und Macht. Es geht um das Herstellen von Relationen, um Übersetzung und Rekonstruktion, Erinnerung und Diskurs, um Kartierung als Wissensproduktion und ästhetische Praxis.
In Mapping Along sind unterschiedlichste Mappingformate – auf Papier, auf Tuch oder dem Bildschirm, als Soundstationen oder Diskurstapeten, aber in Skizzenhefte oder Architekturmodelle – zu einem vielschichtigen Parcours arrangiert. Dabei sind die metroZones-Projekte räumlich als Kapitel begehbar – Hellersdorf-Forschung, Refugee Complex, Stadt als Byte oder die Schule für städtisches Handeln – und werden mit ausgewählten Gastpositionen kontextualisiert, so dass unterschiedliche Verfahren undÄsthetiken les- und diskutierbar werden.
Mit Arbeiten von Berlin vs. Amazon, Larissa Fassler, Christian Hanussek/Gerda Heck, Im Dissens? (Dagmar Pelger/Stefan Endewardt/Joerg Franzbecker), Daniel Kötter, Diana Lucas-Drogan, metroZones, Peter Spillmann/MigMap, Pedro Ceñal Murga, Katharina Pelosi, Christoph Schäfer, Denise Scott Brown/Jeremy Tenenbaum und Tytus Szabelski.
Begleitprogramm & Booklet
Die Ausstellung wird von einer Reihe von Talks (metroZones-Saloons), Filmvorführungen und Wochenend-Workschops (metroZones-Schule des städtischen Handelns) begleitet, die Praxen, Ästhetiken und Politik von Mappings aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und auch die Ränder des Kartierens erörtern. In den metroZones-Schulen kann das Produzieren und Lesen vonKartierungen zudem praktisch erprobt und diskutiert werden.
Zusätzlich zu den in der Ausstellung vertretenen Künstler:innen sind an den Workshops und Diskussionen weitere Forschende, Kulturproduzent:innen und Aktivist:innen beteiligt, darunter Nishat Awan, Bartek Goldmann, Sergio Beltrán-García, Rahima Gambo, Guerilla Architects, Agata Lisiak, Simon Sheikh, Monika Streule, Elizabeth Calderón-Lünig, Ulf Treger, u.a.m.
Eine taz-Beilage gibt einen Überblick über Konzept und Programm, in einem Booklet werden Exponate und Positionen detaillierter erörtert und kontextualisiert (Download-Link: https://wolke.metrozones.info/index.php/s/9eEEpoDcqDY AqMq)
Zur Eröffnung am 16.04. um 19 Uhr gibt es einen Online-Rundgang und am 17.04. von 16-19 Uhr ein Künstler*innen-Gespräch.Zoom-LinkzudenVeranstaltungen: https://cutt.ly/icBhVyF
Aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten und Begleitprogramm: www.kunstraumkreuzberg.de
www.metrozones.info
oder unter der email: mappingalong@metrozones.info
metroZones – Zentrum für städtische Angelegenheiten gründete sich 2007 in Berlin als unabhängige Vereinigung für kritische Stadtforschung. An den Schnittstellen zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik kombiniert metroZones (Jochen Becker, Christian Hanussek, Anne Huffschmid, Stephan Lanz, Diana Lucas-Drogan, Oliver Pohlisch, Katja Reichard, Erwin Riedmann, Kathrin Wildner)transdisziplinäre und künstlerische Forschung und Wissensproduktion, mit kulturellen und kuratorischen Praxen und politische Interventionen.
Mapping Along wurde kuratiert von Becker, Hanussek, Huffschmid, Lucas-Drogan und Wildner.
Kaum ein Instrument zeichnet sich durch eine solche Gattungsvielfalt aus wie die Orgel. In den unterschiedlichsten Erscheinungsformen ist sie seit Jahrhunderten Bestandteil kulturellen und musikalischen Lebens. Um die bautechnische, klangliche und musikalische Vielfalt der Orgel im Kontext kultur- und musikhistorischer Entwicklungen zu beleuchten, findet vom 7. Mai bis 24. Oktober 2021 die Ausstellung Klang. Kunst. Konstruktion im Berliner Musikinstrumenten-Museum statt.
Die Ausstellung gliedert sich in fünf Bereiche: Die Kleinformen führen mit Portativ, Regal und Positiv in Orgelbau und Musizierpraxis des Mittelalters und der Frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert ein. Das Harmonium erzählt die Geschichte eines Instruments, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts „das Licht der Welt” erblickte und bald als Orgel mit expressiven klanglichen Möglichkeiten für zuhause und im Ensemble zum Einsatz kam. Die technischen Errungenschaften dieser Zeit fließen schließlich im 20. Jahrhundert in die Konzeption elektrischer und elektronischer Orgeln ein, die der musikalischen Unterhaltung neue Wege weisen. Eine Auswahl an Drehorgeln bietet die Möglichkeit, sich mit dem Thema mechanische Musikinstrumente zu befassen, das gerade auch für die Berliner Stadtgeschichte von Bedeutung ist. Und natürlich dürfen Kirchen- und Kinoorgel in der Ausstellung nicht fehlen – ihnen ist der Bereich der Großformen gewidmet.
Eine Ausstellung des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt
Fritz Bauer gehört zu den bedeutendsten und juristisch einflussreichsten jüdischen Remigranten im Nachkriegsdeutschland. Gegen erhebliche Widerstände brachte er als Staatsanwalt wichtige Strafverfahren gegen NS-Täter auf den Weg, insbesondere den Frankfurter Auschwitz-Prozess. Einen entscheidenden Anteil hatte er auch an der Ergreifung Adolf Eichmanns, dem als ehemaligem Leiter des »Judenreferats« im Reichssicherheitshauptamt in Israel der Prozess gemacht wurde.
Die Ausstellung dokumentiert mit vielen Originalobjekten sowie Ton- und Filmaufnahmen Fritz Bauers Lebensgeschichte im Spiegel der historischen Ereignisse. 1930 zum jüngsten Amtsrichter der Weimarer Republik ernannt, wurde er während der NS-Zeit als Jude und Sozialdemokrat verfolgt. Er floh aus Deutschland und kehrte 1949 zurück. Fritz Bauers Auffassung, ein Staatsanwalt habe in erster Linie die Menschenwürde zu schützen, gerade auch gegen staatliche Gewalt, revolutionierte das überkommene Bild dieses Amtes – ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Demokratisierung in der frühen Bundesrepublik.
Für die Musikschule Spandau und den Sport- und Jugendclub Wildwuchs in der Spandauer Wilhelmstadt wurden 2020 Kunst-am-Bau-Wettbewerbe ausgelobt, die als anonymisierte Wettbewerbe mit jeweils 7 eingeladenen Künstler*innen durchgeführt wurden. In der Lounge des ZAK werden neben den beiden Siegerentwürfen alle eingereichten Beiträge zu sehen sein.
Wettbewerb Musikschule Spandau: Axel Anklam (Siegerentwurf), Jenny Brockmann, Friederike Feldmann, Tom Früchtl, Ulrike Mohr, Matej Rízek, Gloria Zein
Wettbewerb SJC Wildwuchs: Kai Schiemenz (Siegerentwurf), Raphael Beil, Birgit Cauer, Reinhard Haverkamp, Vanessa Henn, Marina Schreiber, Michael Konstantin Wolke.
In den vergangenen Jahren wurden nur sehr wenige Kunst-am-Bau Projekte im Bezirk Berlin-Spandau verwirklicht. Zukünftig soll der gesetzliche Auftrag umgesetzt werden, bei allen öffentlichen Baumaßnahmen Kunst-am-Bau Projekte zu realisieren. Dazu hat der Stadtrat für Kultur einen Referenten für Kunst am Bau berufen, der in Zusammenarbeit mit den zuständigen Fachämtern dem Thema Kunst am Bau eine neue Stellung im gesamtbezirklichen Kontext geben wird.
Kunst am Bau hat in Berlin eine lange Tradition: Als künstlerische Aufgabe mit unmittelbar öffentlichem Bezug ist sie ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen Bauherrenaufgaben. Kunst am Bau setzt sich mit Ort und Raum, Inhalt und Funktion der Bauaufgabe auseinander. Sie kann einen Bau unterstreichen oder auf ihn reagieren, Akzeptanz und Identifikation fördern, Öffentlichkeit herstellen und Standorten ein zusätzliches Profil verleihen.
Kunst am Bau ist eine Gemeinschaftsaufgabe unterschiedlicher Abteilungen des Bezirks. Unter der Federführung des Fachbereichs Kultur wird gemeinsam mit der Abteilung Bauen und den einzelnen Fachbereichen der zukünftigen Nutzer*innen Kunst am Bau Projekte realisiert. Eine Fachkommission Kunst berät den Bezirk in den unterschiedlichsten Belangen und setzt sich aus aktuell 7 Mitgliedern zusammen. Vertreten sind neben dem Kulturamtsleiter Dr. Ralf F. Hartmann, Künstlerinnen und Künstler, die im Bezirk arbeiten und/oder wohnen, eine Fachfrau für Kunst und Galeristin sowie ein Architekt. Die Fachkommission Kunst im Bezirk Berlin-Spandau wird 2020 neu initiiert und von Stadtrat Gerhard Hanke berufen. Sie berät bei Fragen zu Projekten von Kunst am Bau, Kunst im öffentlichen Raum sowie bei Fragen zur Erhaltung und Bewahrung von bestehenden Kulturgütern. Die Kommissionsmitglieder werden für zunächst zwei Jahre vom Stadtrat berufen und kommen mindestens dreimal im Jahr zusammen.
Die Fachkommission Kunst hat eine beratende Funktion und entscheidet bei Wettbewerben für Kunst am Bau Projekte über die Auswahl von einzuladenden Künstler*innen sowie die Zusammensetzung von Preisgerichten und Auswahlkommissionen. Als erster Schritt werden die Verfahren für zwei Kunst am Bau Wettbewerbe im Bezirk festgelegt. Einmal ein Neubau für den Sport- und Jugendclub „SJC Wildwuchs“ in der Wilhelmstadt sowie die Sanierung und der Umbau der Musikschule in der Altstadt. Für beide Bauvorhaben werden Künstler*innen ausgewählt, die spannende Kunst am Bau Projekte umsetzen können.
Was wäre Berlin ohne die Spree? Götz Lemberg setzt dem Fluss anlässlich des 100. Jahrestags von Groß-Berlin an drei markanten Orten der Stadt ein Denkmal und betritt mit seinen Fotoinstallationen Neuland. Er zeigt die Spree in gesamter Länge auf ihrem Weg durch die Hauptstadt und lädt zu einer Entdeckungsreise ein. Auf Höhe der Wasseroberfläche und von der Flussmitte aus nimmt Lemberg mit seiner Kamera die Perspektive der Spree ein. Vom Müggelsee bis zur Havelmündung in Spandau markiert er alle 333 Meter einen vertikalen dreiteiligen „Cut“, einen „Fotoschnitt“ jeweils beider Ufer. So verdichten sich die 43 Kilometer des Spreelaufs von ihrem Eintritt ins Berliner Terrain im Dämeritzsee bis zu ihrer Mündung in die Havel zur Illusion eines Panoramas, das den Fluss als Verbindung von Natur, Industrie und urbanem Raum porträtiert.
Das Projekt macht deutlich, welchen Wert die Spree auch heute noch für Berlin als Lebensquelle besitzt. Mit dem Spiel von ungewohnten Perspektiven, Brüchen der Wahrnehmung und assoziativen Neuverknüpfungen erkundet Lemberg den Verlauf des Flusses und zugleich die visuellen Dimensionen der Fotografie. So wird die komprimierte Reise zu einer Fahrt vorbei an Fabriken und Villen, Häfen und Monumenten, Brachen und Idyllen, durch Landschaft und Geschichte, durch Zeit und Raum.
Eine Kooperation mit den Bezirksämtern Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Spandau von Berlin, Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte.
Das Projekt wurde ermöglicht durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
Mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa und der Berliner Wasserbetriebe
Die Ausstellung not for sale verbindet im Zusammenspiel von Zeichnungen und Fotografien drei Positionen zum Thema „Wasser“. Die realen Bilder und Imaginationen basieren auf unserem menschlichen Wissen: Natur ist nicht unbegrenzt nutzbar, ohne Schaden zu nehmen. Der menschgemachte Klimawandel beweist es längst in seinen vielfältigen Auswirkungen wie zum Beispiel dem ansteigenden Meeresspiegel oder Wassermangel in vielen Teilen der Erde infolge von Erderwärmung.
Antonia Bisig lässt ihre großformatigen Zeichnungen „angezählt“ sensuell erlebbar von der Decke in den Raum schweben, einer scheinbaren Leichtigkeit der Arbeit zum Trotz mit schwerem Inhalt beladen. Ihre eindringliche Botschaft lautet in all ihren hier gezeigten Arbeiten: Wasser ist nicht verhandelbar.
Doris Hinzen-Röhrig widmet sich in ihren Bildanordnungen aus Zeichnungen und kleineren Fotografien dem bedrohten Ökosystem der Weltmeere, mit Fokus auf sterbende Korallenriffe. Ihre Arbeiten changieren zwischen ästhetischer Überhöhung und Hinterfragung.
Silvia Sinhas Fotografien geben den Blick auf Ambivalenz in unserer emotionalen Beziehung zu Wasser frei: Wir fühlen uns von seiner natürlichen Schönheit angesprochen; empfinden es als erfrischend und beruhigend; wir fürchten es und wir brauchen es. Wasser verdient – so oder so – unseren verantwortungsvollen Umgang.
Mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa
Als Maler widmet sich Daniel Sambo-Richter mit seiner neuen Ausstellung „Orange over White“ auf metaphorischer Ebene aktuellen gesellschaftlichen Umbrüchen und dem Zustand unserer Welt. Ursprünglich von Medienberichterstattungen über die abschmelzenden Pole und weltweite Feuerbrünste ausgehend, widmet er sich aktuell malerischen Annäherungen an die Darstellung von Feuer und Eis. Dazu hat er jüngst eine Reihe großformatiger Arbeiten fertiggestellt, die in mehrteiligen Zyklen Formationen von Eisbergen sowie Bilder ausbrechender Vulkane, brennender Häuser und Autos zeigen. Darunter ein acht Meter großes Gemälde, das auf Schloss Liebenberg entstand. Die bildgewaltigen Kompositionen konfrontieren uns gleichermaßen mit der Schönheit der Katastrophe wie sie uns auch den Raubbau an der Natur vergegenwärtigen. Zwischen Faszination und Bedrohlichkeit changierend rezipiert Daniel Sambo-Richter mit seinen neuen Arbeiten Bildtraditionen, die weit in die Kunstgeschichte zurückreichen und adaptiert sie für das 21. Jahrhundert. Schon in der Kunst des 19. Jahrhunderts galten die Darstellungen des Eismeeres oder brennende Städte als Symbol für gesellschaftliche und politische Umbrüche.
Daniel Sambo-Richter (*1966 in Görlitz) absolvierte ein Förderstudium für Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden in Cottbus und erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen. Er ist regelmäßig in nationalen und internationalen Ausstellungen vertreten und lebt und arbeitet in Berlin.
Mit freundlicher Unterstützung der DKB Stiftung, der Urban Ants GmbH und der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa.
Die Ausstellung disturbance:witch nähert sich der Thematik des Hexischen aus der Warte der zeitgenössischen Kunst. Im Fokus steht „der störende Faktor“, der an den festgefahrenen Machtverhältnissen rüttelt und der der Figur der Hexe innewohnt. Das Hexische, also „Anormale“, „Irrationale“, „Magische“ und „Verkehrte“ widerstrebt den tradierten Rollenmustern und Strukturen und stellt dadurch eine Gefahr für den Status Quo der zeitgenössischen Gesellschaften dar, die immer noch weiß und maskulin dominiert sind.
Die ausgestellten Arbeiten analysieren Aspekte des Hexischen als Zuschreibungen und Projektionen auf „Hexen“ bzw. Frauen und queere Personen, die als Instrumente des Ausschlusses dienen, und untersuchen Strategien und Ziele, die als „Hexenjagd“ auch in der heutigen Zeit virulent sind. Die Arbeiten untersuchen nicht nur den physischen, sondern auch den digitalen Raum, in dem die sogenannten neuen „Hexenverbrennungen“ stattfinden.
Mit Arbeiten von: Jamika Ajalon, Tina Bara und Alba D?Urbano, Emilio Bianchic, Anna und Bernhard Blume, Johanna Braun, Barbara Breitenfellner, Lysann Buschbeck, Sarah Decristoforo, Veronika Eberhart, Margret Eicher, Valerio Figuccio, Parastou Forouhar, Gluklya, Nilbar Gu?re?, Horst Haack, Orsi Horváth, Emily Hunt, Isabel Kerkermeier, Sharon Kivland, Miriam Lenk, Libera Mazzoleni, Franziska Meinert, Lambert Mousseka, Lisl Ponger, Protektorama (fed by JP Raether), Suzanne Treister, VIP und Carolin Weinert
Kuratiert von Alba D’Urbano und Olga Vostretsova
Ermöglicht durch die Stiftung Kunstfonds Bonn, mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa und des Österreichischen Kulturforums.
Shortlist-Ausstellung zum Preis der Nationalgalerie 2021
Im Februar diesen Jahres wurden Lamin Fofana, Calla Henkel & Max Pitegoff, Sandra Mujinga und Sung Tieu von einer internationalen Jury für den Preis der Nationalgalerie 2021 nominiert. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und ist eine museale Förderung und Anerkennung der Arbeit von Künstler*innen unter 40 Jahren, die in Deutschland leben. In den künstlerischen Praktiken der nominierten Künstler*innen spielen u.a. Bewegung und Migration, Zugehörigkeit und Entfremdung, Fremd- und Selbstwahrnehmung, Logiken von sich verändernden öffentlichen und privaten Räumen sowie die gesellschaftliche Kraft von Ton und Musik als Themen zentrale Rollen.
Lamin Fofanas Erfahrungen in der Bewegung zwischen Afrika, Nordamerika und Europa sind spürbar in seiner experimentellen Herangehensweise an die Schaffung akustischer Environments. Entscheidend im Kontext dieser Arbeiten ist die Auseinandersetzung mit historischen Formen des Schwarzen kritischen Denkens, einschließlich der Schriften von Amiri Baraka, W. E. B. Du Bois und Sylvia Wynter. Seine Arbeit geht jedoch über den Akt des Übersetzens hinaus, um Raum für gemeinsame Erfahrungen und ein geschärftes Bewusstsein zu schaffen. Dabei schlägt er eine aktive und offene Praxis des Zuhörens vor, eine Fähigkeit, die eine wesentliche Voraussetzung für das Zusammenleben darstellt.
Im Laufe der vergangenen zehn Jahre haben Calla Henkel & Max Pitegoff den sozio-urbanen Wandel Berlins und über die Stadt hinaus sowohl dokumentiert als auch beeinflusst. Ihr Werk hat sich aus der Tradition der dokumentarischen Fotografie heraus entwickelt und schließt auch die Gründung und Förderung kreativer Gemeinschaften und kollaborativer Räume wie Bars und Orte für Performances und Veranstaltungen mit ein. Aus diesen gelebten Erfahrungen entstehen Arbeiten, die entscheidende Fragen darüber stellen, was nach außen präsentiert und was geschützt werden soll. So ergibt sich eine Vielzahl von Narrativen um verschiedene Settings.
In ihrer anregenden und energiegeladenen Arbeit findet Sandra Mujinga Bilder und Raumgefüge für flüchtige Welten, die über das anthropozentrische Paradigma hinausweisen. Mit einer Vorstellung von Raum sowohl als Ausstellungsraum wie auch als weiter gefasster sozialer Kategorie kommentiert sie in ihrer Arbeit Situationen und Orte, insbesondere solche, die sich selbst als offen verstehen. Indem sie Zwischenzustände nicht nur abtastet, sondern auch umgestaltet und in verschiedenen Medien teilt, stellt sie etablierte Prinzipien der Skulptur in Frage und schafft neue und oft fanstastische Formen des Da-Seins.
Indem Sung Tieu eine große Bandbreite künstlerischer Medien wie Installationen, Ton, Text, Video und öffentliche Interventionen nutzt, schafft sie formal minimalistische und eindrucksvolle Environments, die unmittelbar sinnlich und körperlich erfahrbar sind. Ausgehend von ihrem Interesse an Psychoakustik zeigen ihre Arbeiten auf, wie Klang als invasives Werkzeug verwendet werden kann, um individuelle und kollektive Verhaltensweisen, Überzeugungen und Begierden zu manipulieren. Geprägt von widerstreitenden Mechanismen der Fürsorge und der Kontrolle sowie unbeständigen räumlichen und sozialen Verhältnissen, die spürbare Auswirkungen auf das Leben in der Diaspora haben, untersucht sie die Ausbreitung von Informationen wie die Bewegung von Menschen, Gütern und Waren.
Die Entscheidung über den*die diesjährige*n Preisträger*in trifft eine zweite Jury am 7. Oktober 2021.
Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie und gefördert durch BMW.
Varvara Stepanova, Kathrin Lemcke, Natasha A. Kelly, Wayne Hodge, Harun Farocki, Anna Borgman und Candy Lenk
Das Ende der kapitalistischen Lohnarbeit ist erst absehbar, wenn Arbeit als solche untersucht wird. Arbeit als Tätigkeit ist nicht das gesellschaftliche Problem, die Ausbeutung durch jene Lohnarbeit hingegen schon. In pandemischen Zeiten kristallisieren sich lang gepflegte Ungleichheiten heraus: Das System ist kolossal ungerecht.
Kunstarbeit erfährt auf vielfältige Weise Überhöhung als auch Abwertung: So wird sie selten als Lohnarbeit anerkannt, da sie „Freude bereite”, „es sich um Selbstverwirklichung handele” oder “das doch jede:r könne”. Auch diese fragile Situation durchdringen Diskriminierungs- und Machtverhältnisse, die sich im Zuge aufblühender Krisen weiter verschärfen.
Es gibt kein Ende der Arbeit, der Tätigkeit an sich, weil Menschen immer im Zusammenspiel mit ihrer Umwelt tätig sein werden. Jedoch ist vielleicht ein Ende der organisierten Lohnarbeit, wie wir sie kennen, möglich; ein Ende von Strukturen, die hierarchisch und oppressiv sind. Die Künstler:innen dieser Ausstellung setzen sich mit Arbeitsprozessen in der Kunst heute und mit denen einer befreiten Gesellschaft auseinander – Zustand und Hoffnung.
Kuratiert von Linnéa Meiners
Veranstaltungen:
Do, 06.05. | 18 h
Work (Explicit)
Lesekreis mit Jorinde Splettstößer und Linnéa Meiners
Mi, 26.05. | 15 – 17 h
Was ist Arbeit?
Workshop zur Ausstellung mit dem F3_kollektiv in Einfacher Sprache
Fr, 04.06. | 18 h
Cindy Cat X The End of the Fucking Work
Irène Mélix & Antje Meichsner führen durch die Ausstellung
Weitere Veranstaltungen folgen…
The End of the Fucking Work ist der zweite Teil der Ausstellungsreihe MY WORKING WILL BE THE WORK. on self/care, labour and solidarity, kuratiert von Linnéa Meiners und Jorinde Splettstößer.
Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa: der Spartenoffenen Förderung, dem Ausstellungsfonds Kommunale Galerien und Fonds Ausstellungsvergütungen für bildende Künstler*innen. Die Galerie im Turm ist eine Einrichtung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg.
Link Ausstellung: www.galerie-im-turm.net/fuckingwork
Link Reihe: http://galerie-im-turm.net/my-working-will-be-the-work
Die Grafikdesignszene in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat sich ? der Pandemie zum Trotz ? auch im Jahr 2020 rege am Wettbewerb ?100 beste Plakate? beteiligt: 1.973 Plakate von 600 Einreichenden lagen der Jury zur Auswahl vor. Die 100 herausragenden Entwürfe, die als Gewinner prämiert wurden, werden Ende Juni für drei Wochen am Berliner Kulturforum gezeigt. Diese Ausstellung, organisiert von der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin in Zusammenarbeit mit dem Verein 100 beste Plakate e. V., ist Auftakt für die Tournee der Plakate 2021.
Ein gutes Plakat fängt meist nicht nur den Blick, sondern fordert auch direkte Interaktion zwischen Bild und Betrachtenden ein: Lies mich! Erkenne mich! Sortiere mich! Erinnere mich! Fühl mit mir! Jedes der 100 prämierten deutschsprachigen Plakate macht Lust, in einen solchen Dialog mit dem Grafikdesign einzutauchen. Dabei sind Spaß und Humor nicht selten Teil des Bildprogramms: Sonne fährt Fahrrad, Möwe äugt Eiswaffeln, Sofa mag Tanzen. Wer beim Rückblick auf das Jahr 2020 noch schmunzeln kann, hat gewonnen.
Neben der gewohnt hohen Qualität typografischer Ansätze sowie farb- und formorientierter Kompositionen sticht in der Auswahl 2020 vor allem der vielfältige Einsatz fotografischer Elemente hervor. Eine faszinierende Fülle von grafischen Lösungen in Kombination mit Fotografien ist unter den 100 Entwürfen erkennbar, von Collagen und Fotopaaren zu Überzeichnungen, Verfremdungen und Überblendungen. Im kreativen Spielraum zwischen Grafik und Foto entstehen mal räumliche Momente, mal poetische oder erzählerische. Nicht selten wird die Fotografie selbst im Plakat auf ihren grafischen Gehalt befragt oder kondensiert.
Zur diesjährigen Jury zählten: Xavier Erni von NeoNeo (Genf-Carouge, Schweiz), Andrea Gassner von Atelier Andrea Gassner (Feldkirch, Österreich), Na Kim (Seoul, Republik Korea/Berlin, Deutschland), Franziska Morlok von Rimini Berlin (Berlin, Deutschland) und Markus Weisbeck von Studio Markus Weisbeck (Frankfurt am Main/Berlin, Deutschland). Zur Ausstellung erscheint das vom Kettler Verlag publizierte Jahrbuch des Wettbewerbs, in dem alle Gewinnerplakate und Gestalter*innen dokumentiert sind.
Eine Ausstellung des Vereins 100 beste Plakate e. V. in Kooperation mit der Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
Während der NS-Zeit beschäftigte Siemens rund 100.000 Zwangsarbeiter:innen. Der Konzern hat dieses Thema noch nicht umfassend aufgearbeitet.
Berliner Jüdinnen und Juden, zivile Zwangsarbeiter:innen aus Ost- wie Westeuropa, vor allem aus der Sowjetunion und Polen, KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene sowie Strafgefangene mussten für Siemens arbeiten. Studierende des Touro College Berlin haben dazu unter der Leitung von Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt und Dr. Christine Glauning eine digitale Ausstellung erarbeitet.
Die Präsentation geht von einem biographischen Ansatz aus. Vorgestellt werden die Lebensgeschichten von verschiedenen Zwangsarbeiter:innen, aber auch von Personen,
die für die Zwangsarbeitseinsatz verantwortlich waren sowie von Wach- und Aufsichtspersonal.
Die neue Ausstellung des Georg Kolbe Museums begibt sich auf die Spuren elf bahnbrechender Bewegungskünstlerinnen, deren Strahlkraft weit über ihren direkten Wirkungskontext im Berlin der 1920er-Jahre hinausgeht. Besonderes Augenmerk gilt dem einst so vitalen Dialog der Disziplinen Tanz und Skulptur, den die Schau wiederbelebt, indem sie die vielfältigen Errungenschaften ihrer Protagonistinnen mit aktuellen Werken der Künstlerin Ulla von Brandenburg in Beziehung setzt.
Mit expressiven Bewegungen, extravaganten Erscheinungsbildern und expliziten Vorstellungen von der eigenen Rolle in der Welt sprengte eine Generation junger Tänzerinnen im Berlin der Weimarer Jahre die Konventionen und Klischees ihrer Zeit. Nach Zusammenbruch der Monarchie befand sich die Gesellschaft im Umbruch. Die Republik war noch jung, eine allgemeine Unordnung befeuerte künstlerische Ausdrucksformen, die sich den Normen des Bürgertums, einengenden Genrebegriffen und Gendergrenzen vehement widersetzten.
Das frisch eingeführte Frauenwahlrecht der frühen Weimarer Demokratie führte zu mehr Souveränität der Frauen, die Zulassung von Sportlerinnen zur Olympiade zu mehr Freizügigkeit in der Mode – und bald auch im Alltag zu mehr nackter Haut. Während immer mehr Bürgerinnen von den Möglichkeiten
Gebrauch machten, die vorangegangenen Generationen von Frauen verwehrt geblieben waren, wurden gerade die Tänzerinnen dieser Ära zu Pionierinnen. Ihre radikalen, raumplastischen Konzepte prägten die Gesellschaft und die bildende Kunst. In der regen Kulturmetropole Berlin revolutionierte die fruchtbare Verbindung von Tanz und Skulptur das Verhältnis von Raum, Zeit und Form.
In diesem Kontext sind die Avantgardestücke von Tänzerinnen wie Valeska Gert und Anita Berber zu betrachten, deren Experimente zwischen Mimik, Tanz, Sprache und Laut im Berlin der Weimarer Jahre zahlreiche Skandale provozierten – welche den Künstlerinnen selbst wiederum zu enormer Popularität verhalfen. Als Pionierinnen eines radikal neuen Körper- und Selbstbewusstseins wurden sie zu Ikonen, deren Radius bis in die Gegenwart reicht. Andere einflussreiche Protagonistinnen des neuen Tanzes, die sich als Botschafterinnen einer neuen, von der Reformpädagogik inspirierten Körperbewegung verstanden, waren Hertha Feist, Vera Skoronel und Berthe Trümpy. Auf den Trümmern einer alten Gesellschaftsordnung tanzend wollten auch sie die neue aktiv mitgestalten. Ihre Ideen und Lehransätze machten im wahrsten Wortsinn Schule im Berlin der jungen Republik, wo bald immer mehr Tanzschulen eröffneten, viele von Frauen gegründet und geführt.
Im Blickfeld der Ausstellung „Der absolute Tanz“ stehen insgesamt elf herausragende Tänzerinnen, die während der 1920er-Jahre in Berlin wirkten. Neben den bereits genannten zählen auch Charlotte Bara, Tatjana Barbakoff, Claire Bauroff, Jo Mihaly, Oda Schottmüller und Celly de Rheidt zu den Protagonistinnen der Schau. Wenn die Ansätze und Stile dieser Künstlerinnen sich auch sehr unterschieden, so stechen alle ihre Choreografien und Tänze als Methoden kultureller Selbstgestaltung hervor, die den modernen Tanz durch Aspekte des Skulpturalen bereicherten – und die Bildhauerei durch ihre körperliche Energie und Präsenz. Ausgehend vom Dialog der Disziplinen, der auch im Werk Georg Kolbes eine Schlüsselrolle einnimmt, spürt „Der absolute Tanz“ der weit ausstrahlenden Innovationskraft seiner Protagonistinnen nach. Eine Vielzahl an Zeitdokumenten, Filmen, Fotografien, Skizzen, Zeichnungen und Skulpturen eröffnet neue Zugänge zu den einflussreichen Neuerungen ihrer Zeit.
Der Titel der Schau zitiert eine Begrifflichkeit, die von der Tänzerin Mary Wigman geprägt und daraufhin von der zeitgenössischen Tanzkritik aufgegriffen wurde, um die unumschränkte schöpferische Energie des neuen Tanzes zu beschreiben: So geht es zusammenfassend um eine Generation bahnbrechender Bewegungskünstlerinnen, der es gelang, den Körper in all seiner expressiven, plastischen und politischen Kraft einzusetzen.
Ulla von Brandenburg: „Blaue und Gelbe Schatten“
Ein Tanz der Farben, Stoffe und Körper vollzieht sich in den neuen Arbeiten Ulla von Brandenburgs, die im Ausstellungsraum einen Bogen spannen – von den Weimarer Jahren zur Gegenwart, von der Moderne zur zeitgenössischen Kunst. Im Zentrum der hier erstmals gezeigten Werkgruppe der in Paris arbeitenden Künstlerin steht ihre filmische Arbeit „Blaue und Gelbe Schatten“, welche die Ursprünge und Wirkungsweisen von Farbe erkundet. Textfragmente aus Goethes Farbenlehre treffen auf experimentelle Klangfarben und Körper, die in freier Natur lustvoll interagieren. In drei Akten lässt der Film Bewegung und Farbe verschmelzen, wobei Letztere selbst zur Protagonistin wird.
Inspiriert von der radikalen Erotik der „absoluten Tänzerinnen“ setzt Ulla von Brandenburg ihre langjährige Auseinandersetzung mit dem Zusammenspiel von Körper, Raum und Stofflichkeit fort. In Opposition zum Topos historischer Tableaus feiert ihr Film Körperlichkeit jenseits von Idealen der Jugend. In Kolbes großem Atelier installiert, nimmt das Werk der Künstlerin seine charakteristisch raumgreifende Form an. Die begehbare Inszenierung aus bunten Stoffbahnen und Objekten, deren Farbkonzept sich bildmächtig durch die gesamte Ausstellung zieht, wird von der architektonischen Lichtführung immer wieder neu in Szene gesetzt. Komplementiert wird die Arbeit durch eine Performance, deren filmische Dokumentation später in die Ausstellung einfließt.
Ulla von Brandenburgs Werkgruppe wurde speziell für das Georg Kolbe Museum entwickelt und in Kooperation mit der Veranstaltung „Le Voyage à Nantes“ produziert, in deren Rahmen sie nach Ausstellungsende gezeigt wird. Im Georg Kolbe Museum wird im Zuge der Schau auch das „SCULPTURE Festival“ weitergeführt, dessen Auftaktveranstaltung im September 2020 stattfand.
Eine Sonderausstellung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin in den Räumen des Museums Europäischer Kulturen.
Mit ?Von ? bis ?? wird keine bestimmte Zeit und kein bestimmter Ort bezeichnet. Vielmehr erzählt die gleichnamige Ausstellung von dynamischen Prozessen, von Kontinuitäten sowie von Brüchen und Aufbrüchen. In jedem ?Bis ?? ist ein neues ?Von ?? enthalten.
Bewegungen und Transformationen, aber auch Stabilität und Stagnation manifestieren sich in der Bewegung von einem Punkt zum anderen ? sowohl innerhalb des Bezugssystems aus Zeit und Raum als auch im Hinblick auf Ideen. Die Ausstellung ?Von ... bis ...? reflektiert Prozesse und Transformationen, denen eine Person ausgesetzt ist und variiert eine Reihe von Themen, die in den mannigfaltigen Beziehungen zwischen Menschen und Kulturerbe eine Rolle spielen. Nicht zuletzt wird dabei beleuchtet, in welcher Weise Transformationsprozesse durch die Person in materielle und immaterielle Kulturgüter eingeschrieben werden.
Zarkashat kommt aus dem Arabischen und bedeutet ?unterschiedliche Dekorationen?. Die Dekorationen können dabei materieller oder immaterieller Natur sein. Turathia ist ein Adjektiv, das sich vom arabischen Wort turath für ?Kulturerbe? ableitet. Zarkashat Turathia verweist also auf unterschiedliche Dekorationen von Kulturerbe.
Die Grundlage für Zarkashat Turathia ? Kulturerbe ?Dekorationen? ? bildet die Idee der Mobilität aus unterschiedlichen Gesichtspunkten und die Verbindung von individuellen Geschichten der Projektbeteiligten mit bestimmten Sammlungsobjekten. Auf dynamische und aktive Weise sind die Individuen mit dem materiellen beziehungsweise immateriellen Kulturerbe verknüpft. Zarkashat Turathia deutet nicht nur auf Kulturerbe im Sinne von wertvollen Schätzen hin, sondern stellt die individuelle und kollektive Bedeutung in den Mittelpunkt.
Paul Gauguin (Paris 1848 ? 1903 Atuona/Hiva Oa) gehört zu den einflussreichsten Wegbereiter*innen der künstlerischen Moderne, dessen bekannteste Gemälde in den Jahren zwischen 1891 und 1901 auf der Südseeinsel Tahiti entstanden. ?Why are you angry?? in der Alten Nationalgalerie betrachtet die von der westlichen Sehnsucht nach Exotik und Erotik geprägten Gemälde Gauguins vor dem Hintergrund aktueller Diskurse und konfrontiert seine Werke mit Positionen zeitgenössischer Künstler*innen.
Gauguin verließ 1891 die Kunstmetropole Paris, seine Frau und fünf Kinder, um sich auf eine spirituelle und künstlerische Suche nach Französisch-Polynesien zu begeben. Hier lebte er mit einer Unterbrechung bis zu seinem Tod 1903. In dieser Phase entsteht unter anderem eines der Hauptwerke Gauguins aus der Sammlung der Nationalgalerie, das Gemälde ?Tahitianische Fischerinnen? von 1891.
Vor dem Hintergrund historischer Vorbilder und postkolonialer Debatten stellt die Ausstellung den von Gauguin selbst erschaffenen Mythos des ?wilden Künstlers? zur Diskussion. Gauguin griff seinerseits bereits auf einen kolonialen Traum vom irdischen Paradies zurück, der ihm zugleich den Aufbruch zu einer völlig neuartigen Kunst ermöglichte. ?Why are you angry? nähert sich Gauguin aus verschiedenen Perspektiven und eröffnet aktuelle Blicke auch durch Werke zeitgenössischer Künstler*innen wie Angela Tiatia (NZ/AUS), Yuki Kihara (WS/JP) oder Nashashibi/Skaer (UK) und den thaitianischen Aktivisten und Künstler Henri Hiro (PF).
?Paul Gauguin ? Why are you angry?? entstand in Kooperation mit der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen, die einen bedeutenden Bestand an Werken Gauguins besitzt, und wurde von Anna Kærsgaard Gregersen, Ny Carlsberg Glyptotek, mit Ralph Gleis, Leiter der Alten Nationalgalerie, kuratiert.
Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie.
Zur Ausstellung ist ein Katalog in englischer Sprache mit 160 Seiten und zahlreichen Abbildungen erschienen.
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin in Kooperation mit der Ny Carlsberg Glyptotek.
Digitale Eröffnung am 20. April 2021, 18 Uhr: Live-Tour durch die Ausstellung auf Instagram @broehan_museum
Wie kein anderes Unternehmen in der deutschen Nachkriegszeit steht die Firma Braun für einen ästhetischen Neuanfang. Ob Rasierapparate, Hifi-Anlagen, Uhren oder Küchengeräte, sie alle verbindet eine Formensprache, die in Kombination mit ihrer Handhabung als Höhepunkt des gestalterischen Funktionalismus bis heute Schule macht. Bedeutende Designer wie Wilhelm Wagenfeld, Hans Gugelot und Dieter Rams waren für Braun tätig. 100 Jahre nach Gründung der Firma Braun zeigt die Ausstellung im Bröhan-Museum alle Spitzenstücke des Braun-Designs. Die Entwicklung der funktionalistischen Gestaltung der Geräte, die nachhaltig auch andere Firmen wie Bang und Olufsen und Apple beeinflusst hat, wird ebenso thematisiert wie die Verflechtungen von Design, Kunst und Politik in der 100-jährigen Unternehmensgeschichte.
In unserer neuen Reihe „Braun Icons“ stellen wir in kurzen Videoclips auf Deutsch und Englisch die ikonischsten Designs der Firma Braun vor. Die Clips werden immer donnerstags auf unseren Social-Media-Kanälen veröffentlicht (Instagram, Facebook, Youtube).
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Wienand Verlag. Für Kinder gibt es ein kostenfreies Entdeckerheft.
Eine Kooperation mit der Braun-Sammlung Ettel.
Der Sommer kehrt zurück nach Spandau! Das Gotische Haus zeigt Arbeiten von sechzehn bildenden Künstler*innen, die den Gutspark Neukladow in den ersten beiden Juniwochen des Jahres 2020 zum Freiluftatelier gemacht und damit eine Tradition zu neuem Leben erweckt haben, die der Impressionist Max Slevogt vor rund hundert Jahren in Neukladow begründete: das Malen en plein air! Unsere Ausstellung zeigt eine Auswahl von rund 200 Werken, die während der von der Guthmann Akademie in Kooperation mit dem Kulturamt Spandau initiierten Sommerakademie 2020 beim Pleinair im Park entstanden sind. Zu sehen sind unter anderem Gemälde, Zeichnungen und Grafiken von ARATORA (Frank W. Weber), Antonia Bisig, Matthias Koeppel, Christopher Lehmpfuhl, Ulrike Pisch, Sibylle Prange, SOOKI, Frank Suplie sowie Kunststudent*innen der Universität der Künste Berlin.
Im Mai 2019 eröffnete im Obergeschoss des Gotischen Hauses eine neu überarbeitete Ausstellung zur Geschichte des städtischen Lebens und Wohnens in Spandau. Die Ausstellung für die ganze Familie gehört zum Stadtgeschichtlichen Museum Spandau, das im Zeughaus auf der Zitadelle beheimatet ist.
Die historische Ausstellung im Gotischen Haus beleuchtet zunächst die Geschichte dieses einzigartigen Hauses. Archäologische Fundstücke wie glasierte Ofenkacheln und Münzen, aber auch die originale Baustruktur halten so manches Geheimnis bereit. Der anschließende Rundgang erzählt vom Alltag in der Stadt und lädt vor allem zum Mitmachen ein: zum Singen, Raten und Theaterspielen.
Vor einem schimmernden Poolhintergrund fallen riesige, goldene Bitcoin-Münzen, während ein junger Mann lässig auf einem der Goldstücke durch das Bild surft. Die deutsch-albanische Medienkünstlerin Anna Ehrenstein entwirft futuristische Bildwelten und bedient sich dabei mit großer Leichtigkeit digitaler Medien, um die Betrachter*innen zu einer kritischen Reflexion über Stereotype und deren Repräsentation anzuregen. Durch einen multiperspektivischen Ansatz hinterfragt Tools for Conviviality gleichzeitig die europäische Perspektive auf Lebensentwürfe im westafrikanischen Raum. An Stelle eines klassischen dokumentarischen Blicks von außen rückt eine kollektive Methode der oralen und visuellen Recherche in der senegalesischen Hauptstadt Dakar, in welche dort ansässige Kunst- und Kulturschaffende eingebunden werden. Für diese visionäre Strategie des Visual Storytellings erhält die Künstlerin ein Preisgeld und wird mit der Einzelausstellung Anna Ehrenstein . Tools for Conviviality bei C/O Berlin geehrt. Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Publikation bei Spector Books (hrsg. von Dr. Kathrin Schönegg für die C/O Berlin Foundation) mit Texten der parallel ausgezeichneten US-amerikanischen Theoretikerin Emily Watlington.
Verwuscheltes Haar, türkisfarben geschminkte Augen tanzen mit Sommersprossen auf dem Gesicht um die Wette, eine Zahnlücke rundet das charmante Lächeln zu einem Kunstwerk ab, während ein filigran-androgyner Körper sich an eine Hibiskusblüte schmiegt: Mit ihrer Serie Ugly, die 2017 in der italienischen Ausgabe der Vogue veröffentlicht wurde, stellt die britische Modefotografin Nadine Ijewere bekannte Schönheitsideale auf den Kopf. Und zeigt, wie reizvoll Unvollkommenheit sein kann. In ihren fotografischen Serien wiedersetzt sie sich der inszenierten Makellosigkeit von Models und den sich darin permanent widerspiegelnden Schönheitsnormen. Vielmehr liefert sie einen farbenfrohen, identitätsstiftenden Gegenentwurf, der universelle Geschichten über menschliche Anmut erzählt. Ihre Arbeiten gelten somit bereits heute als Korrektiv in der Modefotografie, um ein weltweit vielfältiges Publikum zu repräsentieren. Dieser neuartige Ansatz hat Nadine Ijewere Erfolg und Anerkennung zuteil werden lassen – kommerziell wie künstlerisch. Mit ca. 80 Bildern und 3 Filmen zeigt C/O Berlin mit Nadine Ijewere . Beautiful Disruption weltweit die erste institutionelle Einzelausstellung der 28-jährigen Modefotografie-Pionierin. Kuratiert von Felix Hoffmann, C/O Berlin.
Eine riesige Bilderwelle schlägt auf die Ausstellungswand bei C/O Berlin. Der niederländische Künstler Erik Kessels zwingt mit seiner Installation 24HRS in Photos Besucher*innen durch ein Meer von 350.000 wild übereinandergeworfenen Standardfotoabzügen zu waten, welches vor 15 Jahren tagtäglich auf die Image-Sharing-Seite Flickr geladen wurde. Heutzutage wachsen die digitalen Bilderberge auf Instagram und Facebook täglich um viele Millionen Schnappschüsse an. Fotografie war immer schon ein soziales Medium, das ge- und verteilt wurde. Aber warum kommunizieren Menschen miteinander über Bilder? Die Themenausstellung Send me an Image . From Postcards to Social Media zeichnet die Entwicklung von Fotografie als Kommunikationsmittel vom 19. Jahrhundert bis zu ihren heutigen digitalen Repräsentanten nach. Dabei liegt der Fokus auf einem Dialog zwischen reisenden Bildern aus der Fotogeschichte mit zeitgenössischen künstlerischen Positionen ab den 1970er-Jahren. Der Wandel der Fotografie von einem Medium der Abbildung hin zu einem der bedeutendsten sozialen Kommunikationsmittel unserer Zeit wird auch von globalen Phänomenen wie Zensur oder algorithmischer Regulation begleitet. Diese soziale Dimension der Bildkommunikation bildet den zweiten thematischen Schwerpunkt von Send me an Image . From Postcards to Social Media bei C/O Berlin, welche von Felix Hoffmann und Dr. Kathrin Schönegg konzipiert wurde. Begleitet wird die Ausstellung von einer beim Steidl Verlag veröffentlichten Publikation.
Zur Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie präsentiert die in Berlin lebende Künstlerin Rosa Barba verschiedene Arbeiten unter dem Titel ?In a Perpetual Now?. Neben zentralen Stücken ihres Gesamtwerks der Jahre 2009 bis 2021 wird auch ein neuer Film gezeigt, der anlässlich der Ausstellung entstanden ist.
Die raumgreifende Stahlkonstruktion nimmt in ihrer architektonischen Struktur Bezug auf Mies van der Rohes frühes Projekt ?Landhaus aus Backstein? und zeigt insgesamt 15 filmische und skulpturale Werke. Die eigens für die Architektur der Neuen Nationalgalerie entwickelte räumlich-architektonische Konstruktion folgt dem Prinzip der filmischen Montage, die eine Schlüsselrolle im Werk der Künstlerin einnimmt.
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie ? Staatliche Museen zu Berlin.
Die Neue Nationalgalerie präsentiert nach sechs Jahren sanierungsbedingter Schließung erstmals wieder die Hauptwerke der Klassischen Moderne aus der Sammlung der Nationalgalerie. ?Die Kunst der Gesellschaft? zeigt circa 250 Gemälde und Skulpturen aus den Jahren 1900 bis 1945, unter anderem von Otto Dix, Hannah Höch, Ernst Ludwig Kirchner, Lotte Laserstein und Renée Sintenis.
Die in der Ausstellung versammelten Kunstwerke reflektieren die gesellschaftlichen Prozesse einer bewegten Zeit: Reformbewegungen im Kaiserreich, Erster Weltkrieg, ?Goldene? Zwanziger Jahre der Weimarer Republik, Verfemung der Avantgarde im Nationalsozialismus sowie Zweiter Weltkrieg und Holocaust spiegeln sich in den Werken wieder. Über eine reine Geschichte der Ästhetik hinaus führt die Sammlung eindrücklich den Zusammenhang von Kunst und Sozialgeschichte vor Augen. Dabei bietet der offene Grundriss der ikonischen Architektur von Mies van der Rohe vielfältige Perspektiven auf die unterschiedlichen Strömungen der Avantgarde.
Zur Ausstellung wird eine von Joachim Jäger, Dieter Scholz und Irina Hiebert Grun herausgegebene Publikation erscheinen: Die Kunst der Gesellschaft. 1900-1945, Ausstellungskatalog Neue Nationalgalerie, DCV Verlag, Berlin 2021. Preis: ca. 27 Euro.
Eine Sammlungspräsentation der Nationalgalerie ? Staatliche Museen zu Berlin.
Alexander Calder (1898?1976) ist durch sein Hauptwerk ?Têtes et Queue? (1965) seit Jahrzehnten eng mit der Neuen Nationalgalerie verbunden. Die Außenskulptur wurde zur Eröffnung von Mies van der Rohes Architekturikone aufgestellt und kehrt nun mit der Wiedereröffnung auf die Terrasse des Museums zurück.
Die raumgreifenden und oft beweglichen Objekte des US-amerikanischen Vertreters der kinetischen Kunst reichen von winzigen Miniaturen bis hin zu monumentalen Stabiles und Mobiles. Die Ausstellung spürt dem besonderen Verhältnis von Größe, Maßstab und Räumlichkeit nach und eröffnet durch die Konfrontation der organischen Formen von Calders Kunst einen besonderen Dialog zur strengen Geometrie von Mies van der Rohes Gebäude.
Der offene, experimentelle Ansatz der speziell für die Glashalle der Neuen Nationalgalerie konzipierten Ausstellung setzt dabei auf die Einbeziehung der Besucher*innen, die Calders Werke teilweise in Aktion erleben können.
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie ? Staatliche Museen zu Berlin.
Sinnsprüche aus der ganzen Welt, interpretiert in farbgewaltigen Kompositionen, kennzeichnen das Werk des Künstlers Hassan Massoudy. Der international bekannte und renommierte Künstler der Gegenwart lebt und arbeitet in Paris. Seine visuelle Umsetzung der Sinnsprüche verbindet die kreativen Potenziale der arabischen Schrift mit Ausdrucksformen, Ideen und Techniken aus dem europäischen und ostasiatischen Raum.
Seine erste Ausbildung in klassischer arabischer Kalligraphie erhielt Massoudy in seinem Geburtsland Irak. Dort betrieb er bis zum Ende der 1960er Jahre sein eigenes Kalligraphiestudio. Sein Wille zu künstlerischen Experimenten führte ihn schließlich an die Académie des Beaux Arts nach Paris. Hier entwickelte er seinen ikonischen Stil: Inspiriert von einem Sinnspruch und den anknüpfenden Assoziationen und Emotionen schafft Massoudy intuitiv geschwungene Formen in kräftigen Farben um ein zentrales Wort des Sinnspruches. Dabei lässt er die Regeln der klassischen Kalligraphie weit hinter sich. Neben einem Schreibrohr ? dem Kalam ? verwendet Hassan Massoudy selbst entwickelte Malwerkzeuge und Farben für seine einzigartige Technik. Diese Utensilien sind zusammen mit seinem Werk in der Ausstellung zu sehen.
Eine Sonderausstellung des Museums für Islamische Kunst ? Staatliche Museen zu Berlin.
Welche Menschen fliehen aus welchen Gründen? Welche Verantwortung trägt Europa bei der Entstehung von Fluchtursachen oder der Aufnahme von Migrant*innen? Die Suche nach Antworten gelingt Hand in Hand mit einer Betrachtung europäischer Außen- und Grenzpolitik. “Migration im Fokus” ist eine Analyse dieser Zusammenhänge und erklärt unsere Einwanderungsgesellschaft als kontinuierlichen Prozess.
“Flucht nach vorn” knüpft daran auf der individuellen Ebene an: Geflüchtete sind Teil unseres Miteinanders und prägen unser Leben so vielfältig und tiefgreifend, dass ein pauschaler Blick ihnen nicht gerecht wird. Die Ausstellung porträtiert verschiedene Menschen mit Migrationserfahrungen im Hinblick auf ihre Wünsche, ihre Leistungen und ihren Kampf um Anerkennung in Deutschland.
Die Existenz und die Beiträge von Menschen afrikanischer Herkunft werden in Deutschland noch immer unzureichend zur Kenntnis genommen, sowohl in der Geschichtsschreibung als auch in öffentlichen Diskursen. Wenn doch, so wird häufig von anderen über sie gesprochen, anstatt sie zu Wort kommen zu lassen. Damit bricht Homestory Deutschland: 27 Biographien erzählen von Rassismus und Ausgrenzung in Deutschland, aber auch von der Vielseitigkeit und dem Schaffen von Schwarzen Menschen – im Lauf unserer gemeinsamen Geschichte und in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Diese Zeitzeugnisse entwerfen einen Blick ohne Stigma auf Schwarze Menschen, der der Bedeutung afrikanischer Herkunft gerecht wird.
Der Ausstellungsbesuch läuft unter Beachtung der aktuellen pandemiebedingten Maßnahmen und nur nach vorheriger Online-Anmeldung per E-Mail an: station-urbaner-kulturen@ngbk.de
Außerdem ist die Vorlage eines tagesaktuellen und zertifizierten negativen Testergebnisses erforderlich.
https://test-to-go.berlin/
Einstündige Besuche: Donnerstag und Samstag zwischen 15 und 19 Uhr (Zeitslots: 15-16 Uhr; 16-17 Uhr; 17-18 Uhr; 18-19 Uhr)
Arne Schmitt. Fotografie, Video, Text
Der mit Fotografie und Video arbeitende Künstler Arne Schmitt ist vornehmlich in Westeuropa unterwegs und untersucht die »Grauen Architekturen« (Benedikt Boucsein). Die häufig schwarz-weißen Aufnahmen sind aufgeklärte Statements zu einer Welt aus Konsumzonen, Verwaltungseinheiten und Bildungslandschaften. Sie scheinen auslaufende Modelle einer Nachkriegsmoderne zu sein, gekoppelt an die autogerechte Stadt, und leben doch immer neu auf. Dabei zelebriert Schmitt nicht die Baukörper und städtische Formationen, sondern schält in ihrer ruppigen Spröde heraus, was die Versorger-Moderne der kapitalistischen Wohlfahrtsstaaten hinterlassen hat.
Arne Schmitts Erinnerungen, die bis in die Gegenwart reichen, zeigen einen gebauten und in den Videos gelebten Gestaltungswillen nach, eine bessere Welt zu erschaffen. Das partielle Scheitern ist darin eingeschrieben, doch die Hoffnungen nicht ganz abgeschrieben. Er streunt als belesener und faszinierter Betrachter durch eine gebaute Umwelt voller Ideen und Absichten, die er mit ihren Menschen, Autos, Vegetationen und Beschilderungen kenntlich fixiert. Das Medium Video hilft, sich auf die dabei eintretenden Ernüchterungen einen Reim zu machen. Seine urbane Archäologie der jüngsten, Stein gewordenen Vergangenheit gibt die Stadtgesellschaft nicht auf. Doch: »Der Verkauf geht weiter.«
Zum Gedanken der aktiven Minderheit
»Man ist sich dessen bewußt, daß hier, alles in allem, eine Minderheit am Werk ist. Doch das ist immer so gewesen. Nur, diese Minderheit ist effektiv, kann sich artikulieren, es sind Eiferer, und die Ideen, die sie der Mehrheit kundtun, sind keine Luftgespinste und finden Gehör.« Cees Nooteboom zum Mai 68 in Paris
Der offene Konflikt, den Student_innen und Staat im steinernen Zentrum der europäischen Stadt ausfochten und der zeitweise weite Teile der Bevölkerung aktivierte, hatte seinen Anfang in der Pariser Peripherie genommen: auf den modernen Campusanlagen von Nanterre. Genauso in Bordeaux: die ersten studentischen Proteste spielten sich in den Wohnheimen der weitläufigen suburbanen Universitätszone ab, die seit den 1950er Jahren umgesetzt wurde. Nur die Geisteswissenschaften waren 1968 noch im Zentrum verblieben und wurden zum Hauptquartier der Student_innenbewegung. Nach Ende der Unruhen forderte der zuständige Präfekt die schnellstmögliche Verlegung der Fakultät an den Stadtrand.
Die Bezüge sind reich, die sich hier zwischen Zentralismus und Marginalisierung, zwischen Stadtplanung und technokratischer Gesellschaftssteuerung auftun. Aktive Minderheiten agieren nicht selten vom Rand aus – doch der Weg ins Zentrum ist unerlässlich, wenn sich nachhaltige Veränderung einstellen soll. Dasselbe gilt auch für jenes in jüngster Zeit umkämpfte Terrain, das sich zwischen Sprache, Denken und Handeln eröffnet.
Student_innen in Berlin-Hellersdorf äußerten Kritik an einem Gedicht, das von der Leitung ihrer Hochschule an der Fassade angebracht worden war. Sie forderten Beteiligung, gingen demokratisch durch alle Gremien der Hochschulselbstverwaltung – und erreichten so Veränderung. Eine Mehrheit aus Politik und Gesellschaft, vor allem durch ein Mehr an Macht gekennzeichnet, empörte sich darüber dermaßen, dass sie autoritäres Einschreiten forderte – nicht selten Bezug nehmend auf ihre eigenen 68er-Werte. Der Vorwurf: Die Student_innen sprächen lediglich für eine Minderheit.
Was heißt es für diese Debatte, dass diese empörte Mehrheit die betreffende Fassade, diesen Teil der Stadt kaum je aus der Nähe gesehen hat? Und welchen Blick wirft die hochschulexterne Nachbarschaft auf die Fassade - als die wohl größte Gruppe von Betrachter_innen?
Arne Schmitt
nGbK-Projektgruppe station urbaner kulturen: Jochen Becker, Fabian Bovens, Eva Hertzsch, Margarete Kiss, Constanze Musterer, Adam Page
Finanziert mit Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Die Ausstellung eines zentralen Werks von Gerhard Richter ist dem übergeordneten Thema der Möglichkeiten und Grenzen von Malerei gewidmet. Der aus vier großformatigen, abstrakten Bildern bestehende Zyklus ?Birkenau? von 2014 stellt das Ergebnis einer langen und tiefen Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Holocaust dar. Intensiv beschäftigte Gerhard Richter dabei die Frage, ob und wie der beispiellose Völkermord überhaupt darstellbar sei.
Bereits unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in Deutschland über die Frage, ob und wie der Holocaust künstlerisch darstellbar sei, sehr offen diskutiert. Angesichts des bis heute schier unfassbaren Völkermordes, den die Nationalsozialisten an bis zu 6 Millionen Juden verübt hatten, sprachen zahlreiche Kunstschaffende von einem nichtangemessenen Unterfangen und lehnten eine künstlerische Darstellung des Holocaust kategorisch ab.
Gerhard Richter näherte sich diesem Thema immer wieder. Angefangen mit Zeichnungen zum Tagebuch der Anne Frank (1957) folgten in den 60er Jahren die inzwischen zerstörten Bilder ?Erschießung? und ?Hitler? und danach die Bilder ?Tante Marianne?, ?Onkel Rudi? und ?Herr Heyde?. Gleichzeitig nahm er zahlreiche Fotos zum Holocaust in seinen ?Atlas? auf. Dreißig Jahre später machte Gerhard Richter Entwürfe mit diesem Thema für die Eingangshalle des Bundestages, die er aber doch verwarf und dafür die Glasarbeit ?Schwarz-Rot-Gold? vorschlug, die seit 1997 dort platziert ist. Der Kontakt zu Georges Didi-Huberman und seinem Buch ?Bilder trotz allem (2008)?, speziell zu den vier Fotografien, beschäftigte Gerhard Richter lange und führte 2014 zu den vier ?Birkenau?-Bildern.
Die Fotografien, die ein Häftling heimlich machte, zeigen unter anderem Leichen der zuvor in Gaskammern ermordeten Lagerinsassen in einem Waldstück sowie nackte, auf dem Weg zur Gaskammer befindliche Frauen. Im künstlerischen Prozess übertrug Gerhard Richter im ersten Schritt die Fotografien auf vier Leinwände, schuf damit vier figurative Bilder, um sie dann nach und nach zu übermalen. Dabei verwandte er die seit Jahren von ihm eingesetzte Maltechnik, bei der er zunächst mit Pinseln Farbe aufträgt und diese anschließend mit einer Rakel verteilt, oder wieder abkratzt. Dieser Vorgang wurde mehrfach wiederholt.
Mit jeder weiteren Farbschicht verschwand die gemalte fotografische Vorlage etwas mehr, bis sie schließlich nicht mehr sichtbar war. Angesichts des Grauens und des unfassbaren Verbrechens gegen die Menschlichkeit, das mit dem Holocaust verbunden ist, entsteht bei Gerhard Richter also ein Abstraktionsprozess, der in eine Weigerung der direkten Abbildung mündet. Mit diesem Prozess fand Gerhard Richter einen Weg, auf dokumentarisches Material zurückzugreifen, ohne es direkt zu zeigen. Seine abstrakte Malerei bietet Form- und Farbklänge, erzeugt, gerade mit den zahlreichen schwarz-grauen Flächen, eine melancholische, nachdenkliche Stimmung. Das Figurative und das Abstrakte schließen sich in diesen Werken jedoch nicht aus. Vielmehr eröffnet Richter einen entstehenden Raum zwischen Zeigen und Nicht-Zeigen. Es ist ein Art Zwischenraum, der malerisch, ästhetisch und gedanklich ein weites Feld an Reflexionen ermöglicht.
Zur Präsentation in der Alten Nationalgalerie gehört neben den vier malerischen Bildern und Abbildungen der vier Fotovorlagen auch ein großer, vierteiliger Spiegel. Fast von Anfang an begleiteten Glas- und Spiegelarbeiten die Malerei von Gerhard Richter, weil sich seine Bilder nicht als reine Ansichten oder als Blicke durch ein Fenster begreifen lassen, sondern immer zugleich auf eine Realität vor dem Bild verweisen. In diesem Sinne verfolgt Gerhard Richter mit dem Grauen Spiegel, der gegenüber der vier ?Birkenau?-Bilder platziert ist, eine weitere Ebene der Auseinandersetzung. Auf diese Weise werden aber nicht nur die vier Gemälde und die damit aufgerufenen Kontexte reflektiert, sondern auch wir selbst, die Betrachtenden der Bilder und des Spiegels.
Die Vielschichtigkeit von Abbildung und Darstellung, die mit diesem Zyklus aufgerufen wird, berührt Grundfragen der Malerei, wie sie uns über alle Zeiten hinweg beschäftigt haben. Gerade deshalb hat sich Gerhard Richter für die Präsentation des ?Birkenau?-Zyklus die Alte Nationalgalerie als Ort gewünscht.
Anlass für die Präsentation des ?Birkenau?-Zyklus ist eine langfristige Zusammenarbeit der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, mit der GERHARD RICHTER KUNSTSTIFTUNG. Der ?Birkenau?-Zyklus und weitere Arbeiten des Künstlers (ungefähr 100 Werke aus mehreren Schaffensphasen), werden ab 2023 permanent in einem Gerhard Richter-Raum in einem der Häuser der Nationalgalerie gezeigt werden. Eigentlicher Bestimmungsort des Konvoluts ist ein eigener großer Raum im ?Museum des 20. Jahrhunderts, dem Neubau am Kulturforum.
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin.
Präsentiert mit Unterstützung des Kuratoriums Preußischer Kulturbesitz.
1957 brachte die Sowjetunion einen Satelliten in die Erdumlaufbahn und gewann so die erste Etappe im „Wettlauf ins All“. Der Westen reagierte auf den „Sputnik-Schock“ mit einer nie dagewesenen Bildungsoffensive, die bald die gesellschaftliche Debatte beherrschte.
Bildungsschock blickt auf die Jahrzehnte nach dem Sputnik-Schock, in denen Bildung im globalen Maßstab expandierte. Die Ausstellung und zwei Publikationen zeigen, wie die Räume des Lernens unter dem Druck demografischer und technologischer Entwicklungen, des Kalten Krieges und der 1968er-Bewegungen permanent neu gedacht und geplant wurden.
In Zusammenarbeit mit Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Architekt*innen untersucht Kurator Tom Holert diese Epoche der Experimente und Konflikte. Mitten in der Coronakrise, die drängende Probleme des Bildungssektors akut sichtbar werden lässt, schlägt er vor, die Ansätze der 1960er und 1970er Jahre als Archiv und Ressource für aktuelle Debatten zu entdecken.
Begleitend zur Ausstellung geht das Projekt Bildung in Beton an acht Berliner Schulen. Schüler*innen setzen sich hier gemeinsam mit Künstler*innen mit ihren Schulgebäuden aus den 1960er und 1970er Jahren auseinander und spekulieren über die Lernumgebungen der Zukunft.
Das Arsenal – Institut für Film und Videokunst entwickelt ein umfangreiches Filmprogramm zu den Themen der Ausstellung.
Ausstellung mit Beiträgen von Michael Annoff, BARarchitekten (Antje Buchholz, Jürgen Patzak-Poor), Elke Beyer, Sabine Bitter, Antje Buchholz, Arne Bunk, Evan Calder Williams, Fraser McCallum, Filipa César, Inga Danysz, Nuray Demir, Christopher Falbe, Dina Dorothea Falbe, Gregor Harbusch, Marshall Henrichs, Claudia Hummel, Ana Hušman, Jakob Jakobsen, Ana Paula Koury, Larry Miller, Maria Helena Paiva da Costa, Silke Schatz, Dubravka Sekuli?, Lisa Schmidt-Colinet, Alexander Schmoeger, STREET COLLEGE in Kooperation mit Käthe Wenzel, Maurice Stein, Alexander Stumm, Oliver Sukrow, Ola Uduku, Clemens von Wedemeyer, Sónia Vaz Borges, Helmut Weber, Florian Zeyfang, Francesco Zuddas
Kuratiert von Tom Holert
Intuitiv möchte man die Redewendung ?nothing ever happened? angesichts gegenwärtiger globaler Konfliktlagen, die das Gegenteil nahelegen, zurückweisen. Massive Umbrüche in den Parteienlandschaften, nationalistische Tendenzen, Hetze von Verschwörungstheoretikern, Gewalt von Rechts, autoritär agierende Regime, die zunehmende Abschottung Europas an den Außengrenzen etc. beschreiben nur einen kleinen Ausschnitt gefährlicher politischer Entwicklungen. Man möchte mit der eigenen Stimme ? und mit Bildern ? dagegenhalten. Und dennoch stellt sich die Frage: Was kann mit Bildern tatsächlich gesagt und gewusst werden?
Die Beiträge der Ausstellung stehen für ein politisches Engagement ? zugleich aber misstrauen sie dem Evidenzcharakter des fotografischen Bildes. Vielmehr spielen sie provokativ mit der Potenzialität von Bedeutungszuweisungen, mit der vorschnelle Behauptungen brüchig werden. So ist die Ausstellung "nothing ever happened (yet)" Ausdruck einer Suchbewegung jenseits vermeintlicher Gewissheiten, die sich mit dem Gebrauch des Mediums Fotografie noch immer ? oder gerade heute, im digitalen Jetzt ? nach vorne spielen.
Welche Strategien können wir als Künstler*innen entwickeln, um die Fotografie (wieder) als ein Projekt zu entwerfen, mit der soziale Realität beschreibbar wird? In dem Versuch der Beantwortung dieser Frage gerät man schnell in einen Konflikt, der irgendwo angesiedelt ist zwischen der Zurückweisung eines traditionell-dokumentarfotografischen Gebrauchs des Mediums einerseits und der Vergegenwärtigung einer mittlerweile ungehemmten Nutzung der Social Media Formate mit ihren eigenen Mechanismen der Bedeutungsgenerierung andererseits.
?nothing ever happened (yet)? ist der Versuch, mit bildnerischen Mitteln entgegen den zunehmend transitorischen Eigenschaften der Fotografie für ihre Präsenz oder Dauerhaftigkeit einzutreten. Oder anders: der Versuch, mit bildnerischen Mitteln so präzise wie nur möglich zu werden ? auch wenn dies in der Konsequenz bedeutet, eine Offenheit der Bezüge zuzulassen.
Mit Arbeiten von: Om Bori, Samet Durgun, Max Fallmeier, Friederike Goebbels, Miji Ih, Johannes Jakobi, Jeanna Kolesova, Sina Link, Finja Sander, Maximilian Schröder
Kuratiert von Maren Lübbke-Tidow
Das Projekt ?nothing ever happened (yet)? wird von einer Posteredition in kleiner Auflage begleitet.
Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek ? Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit der Universita?t der Ku?nste Berlin
Seen By #15 ist Teil der Ausstellungskooperation ?Seen By? der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin und der Universität der Künste Berlin im Museum für Fotografie. Sie hat zum Ziel, kuratorische und künstlerische Strategien im Umgang mit zeitgenössischer Fotografie neu zu denken. Mehr Informationen: www.smb.museum/seenby
Die Werkbund-Firma Braun war das erste Unternehmen in Deutschland, das eine umfassende Corporate Identity (CI) entwickelt hat: Die Gestaltung der Produkte, der Auftritt bei Messen, die Werbung auf dem Markt und die Kommunikation mit den Kunden folgten einem einheitlichen, in allen Details abgestimmten Konzept, mit der die Firma weltweit Erfolg hatte.
Dieses Konzept, die so genannte Braun Idee, wurde ab 1954 Schritt für Schritt von Fritz Eichler in Zusammenarbeit mit verschiedenen Gestaltern entwickelt. Selbst nicht als Designer, sondern als Kunsthistoriker ausgebildet, leitete er den Geschäftsbereich Gestaltung der Firma bis 1972, wirkte in dieser Funktion aber eher im Hintergrund. Indem Eichler die Projekte des Unternehmens reflektierte, formulierte und kommunizierte, bildete er zusammen mit den beiden Firmeninhabern Artur und Erwin Braun die ideale Dreiheit von Künstler, Techniker und Kaufmann, die Friedrich Naumann, einer der Initiatoren des Deutschen Werkbunds, schon 1906 beschworen hatte. So war Fritz Eichler dafür verantwortlich, dass Gestaltung als gleichberechtigter Faktor in den Produktions- und Vertriebsprozess der Firma integriert wurde.
Anlässlich des 100jährigen Bestehens der Firma Braun skizziert die Ausstellung die wichtigsten Aspekte und Strategien der Braun Idee, mit der das Unternehmen nicht nur als klar profilierte Markenpersönlichkeit etabliert werden konnte, sondern auch die innere Unternehmenskultur miteinbezog. Dies war ebenfalls der Grund dafür, dass die Firma bis zu ihrem Verkauf (1967) trotz ihrer Größe als ein Familienunternehmen geführt werden konnte.
Die Ausstellung baut im Wesentlichen auf den Beständen des Werkbundarchiv – Museum der Dinge auf.
Die meisten erinnern sich an Ingeborg Meyer-Rey als Schöpferin der Bummi-Figur, der Titelgestalt der gleichnamigen Zeitschrift für Vorschulkinder in der DDR. Aber sie malte auch Wandbilder, kratzte Sgraffiti in Mauern. Vor allem aber illustrierte sie zahlreiche Kinderbücher. Unterschiedlich in Format und Stil – mit feinem, klaren Strich oder in eindrucksvoller Farbintensität, mit lebhaften Figuren von zeitlosem Liebreiz. Sie gestaltete stets dicht am Charakter der Vorlage und am kindlichen Empfinden. Ihre Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet und erreichten im In- und Ausland ungewöhnlich hohe Auflagen.
Die seit 1945 in Mahlsdorf lebende und arbeitende Künstlerin Ingeborg Meyer-Rey verstarb 2001, im Dezember 2020 wäre sie 100 Jahre alt geworden. Im „Beltz | Der KinderbuchVerlag“ erschienen in den letzten zwanzig Jahren mehr als dreißig ihrer Titel neu. Im Jubiläumsjahr wurde „Die bunte Mütze“, geschrieben und illustriert von Ingeborg Meyer-Rey, erstmals in Buchform herausgegeben.
Die Ausstellung Rembrandts Orient untersucht vom 13. März bis 27. Juni 2021 anhand von 110 Arbeiten, darunter Schlüsselwerken von Rembrandt, Ferdinand Bol, Jan van der Heyden, Willem Kalf, Pieter Lastman und Jan Lievens, wie die Maler des niederländischen Goldenen Zeitalters auf Einflüsse des Nahen, Mittleren und Fernen Ostens reagierten.
Rembrandt und seine Zeitgenossen waren fasziniert von den fernen Ländern, deren Waren erstmals im 17. Jahrhundert in großer Zahl in die Niederlande importiert wurden. Die Begeisterung für das Fremde wurde zu einer Mode, die eine neuartige Kunst entstehen ließ: Der Realismus der Malerei verband sich mit Wunschbildern und phantastischen Projektionen. Auch biblische Geschichten wurden mit exotischen Elementen angereichert. Wie uns heute auffällt, wurde die Kehrseite dieser Weltaneignung nicht dargestellt: das Machtgefälle zwischen den Kulturen, das sich auch in Sklaverei, Gewalt, Ausbeutung und Handelskriegen zeigte.
Die Ausstellung thematisiert die damaligen Bilder des Fremden. Die Levante, der östliche Mittelmeerraum, und Asien wurden noch in Rembrandts Zeit Orient genannt. Heute ist der Begriff belastet, weil der Orientalismus des 19. und 20. Jahrhundert seine eurozentrische Haltung durchsetzte. Im Titel der Ausstellung Rembrandts Orient signalisiert der Genitiv, dass es um die damals mit diesem Begriff verbundenen Vorstellungen geht.
Der Orient und das Orientalische waren ein Konstrukt aus Versatzstücken, Stereotypen und Imagination. Das Fremde wurde geschätzt und in den Lebensstil integriert, doch das Interesse galt weniger den anderen Kulturen als dem neuen Motivschatz und dem damit verbundenen Prestige. Die westöstliche Begegnung fand nicht auf Augenhöhe statt. An dieser Einstellung hat sich bis heute in weiten Teilen der westlichen Welt nichts geändert. Die Aktualität dieser Ausstellung liegt in der Möglichkeit, diesen bis heute andauernden Eurozentrismus zu hinterfragen.
Zu den mehr als 50 internationalen Leihgebern gehören u. a. das Rijksmuseum in Amsterdam, die Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen, Dresden, der Prado, Madrid, die National Gallery of Art in Washington, die National Gallery London und das Kunsthistorische Museum Wien.
Eine Ausstellung des Museums Barberini, Potsdam, in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Basel, unter der Schirmherrschaft von S. E. Wepke Kingma, Botschafter des Königreichs der Niederlande in Deutschland. Die Schau war für Sommer 2020 in Potsdam geplant, wurde pandemiebedingt auf Frühjahr 2021 verschoben. In Basel war die Ausstellung vom 31. Oktober 2020 bis 14. Februar 2021 zu sehen.
mit Soundarchiv, Rauminterventionen, Veranstaltungen
Künstler_innen und Teilnehmer_innen (Ausstellung):
Maria Thereza Alves, Gustavo Artigas, Arts of the Working Class, Marylin Boror Bor, Andressa Cantergiani, Victor de la Rocque, Andrés Durán, Valeria Fahrenkrog & MITKUNSTZENTRALE, Galería CIMA, Manuela García Aldana, Zoltan Kunckel, Jaime Lauriano, Cheril Linett, Julia Mensch, Ana María Millán, Marcela Moraga & Salvemos el río Renaico, Daniela Ortiz, Dulce Pinzón, PSJM, Matheus Rocha-Pitta, Doris Salcedo, Carolina Saquel & Camila Marambio, Julia Weist & Néstor Siré, Michael Wesely, Kiyoshi Yamamoto
Künstlerische Beiträge im Veranstaltungsprogramm:
Ana Alenso, Marilyn Boror Bor & VOCES de Guatemala en Berlín, Sara Buraya Boned, Cora Hegewald & Erik Göngrich, Fernando Llanos, Eva-Christina Meier, Grace Passô
Im April und Juni 2021 präsentiert das museo de la democracia seine temporäre Sammlung und öffentliches Programm. Eine fiktive Institution. Hier sollen Güter, Dokumente und Praxen der Demokratie konserviert und ausgestellt werden, so als handle es sich um ein Phänomen der Vergangenheit oder eine bedrohte Art. Die aktuelle Präsentation des Museums ist in drei Kapitel unterteilt:
1. Plaza del Kiosco [Platz des Kiosks]
2. Departamento de Oportunismos y Oportunidades
[Abteilung für Opportunismus und günstige Gelegenheiten]
3. Oficina de Sueños [Büro der Träume]
Das museo de la democracia reflektiert in seiner Sammlungs- und Ausstellungspraxis die ästhetische Unabhängigkeit und die politische Co-Abhängigkeit der Länder Lateinamerikas in Bezug auf unterschiedliche politische Diskurse und Narrative. Die museale Arbeit konzentriert sich auf einen Zeitraum, der sich grob von der prähispanischen Vergangenheit über die Befreiungskämpfe der lateinamerikanischen Unabhängigkeitskämpfer_innen und –denker_innen bis zum Erfolgsmoment der ›Kontrollgesellschaften‹ (Gilles Deleuze) spannt. Die Mission des museo de la democracia ist es, den allmählichen Prozess der Erosion des Begriffs ›Demokratie‹ und seine Institutionen zu untersuchen. Das museo de la democracia präsentiert Werke und Kollaborationen, die zu isolierten, fabelhaften, traumhaften und notwendigerweise kritischen Perspektiven auf demokratische Prozesse in ewiger Disposition führen. In Zusammenarbeit mit Künstler_innen, Denker_innen, Aktivist_innen, Museolog_innen und anderen Akteur_innen entsteht die Sammlung des Museums: Aktuell widmen sich 23 Kunstwerke der Erhaltung, Interpretation und Vermittlung unterschiedlicher Relikte des Gedächtnisses einer postdemokratischen Gesellschaft. Die Museografie strahlt von der ›Plaza del Kiosco‹ heraus – dem ›Platz des Kiosks‹, wo Videos, Bücher, unterschiedliche Publikationen verwahrt werden und auf dem ein Wissensproduktions-Programm angeboten wird, das aus Gesprächen, einem Video-Forum, Konferenzen und Workshops besteht.
Das museo de la democracia ist eine Institution, die für fast zwei Monate zu Gast in den Räumlichkeiten der nGbK sein wird. In einer transdisziplinären Dramaturgie werden Verbindungen zwischen historisch und theoretisch forschungsrelevanten Materialien herstellt: Eine hybride Dramaturgie zwischen dem Analogen und dem Digitalen, zwischen dem öffentlichen Raum und dem Ausstellungsraum, der Realität und der Fiktion. Sie thematisiert Ereignisse der jüngeren Geschichte und der Gegenwart Lateinamerikas – als Spiegelfläche unterschiedlicher globaler Realitäten.
Vorstand des museo de la democracia und nGbK-Projektgruppe:
Valeria Fahrenkrog, Daniela Labra, Teobaldo Lagos Preller, Marcela Moraga, Paz Ponce Pérez-Bustamante
Die Newton-Retrospektive konnte aufgrund der Corona-Krise nicht wie geplant an Helmut Newtons 100. Geburtstag am 31. Oktober 2020 in seiner Berliner Stiftung im Museum für Fotografie eröffnet werden, sondern wird erst ab 31. Oktober 2021 gezeigt, begleitet von einer umfangreichen neuen Monografie.
Der Stiftungsdirektor Matthias Harder, gleichzeitig Kurator dieser Retrospektive, legt hier den Fokus auf Newtons Modefotografie, inklusive zahlreicher bislang unbekannter oder vergessener Bildmotive. Selbstverständlich werden auch die vielen ikonischen Newton-Bilder aus den beiden anderen Hauptgenres Porträt und Akt nicht fehlen. Diese werden durch Polaroids und Kontaktbögen ergänzt, die uns einen Einblick in Newtons finale Bildauswahl für das Zeitschriften-Editorial oder für Couturiers und Werbekunden ermöglichen und sein bekanntes Bildwerk interessant paraphrasieren.
Nach der Berliner Präsentation wird die mehr als 300 Fotografien umfassende Ausstellung ab Sommer 2022 in anderen musealen Institutionen international gezeigt.
Die Wiener Library in London ist weltweit die älteste Institution zur Dokumentation der NS-Herrschaft und ihrer Verbrechen. Im Jahr 2016 erhielt die Bibliothek eine private Schenkung, das Privatarchiv des verstorbenen Geschäftsmannes Bernd Simon (1921–2015). Bernd Simon stammte aus einer jüdischen Familie in Berlin und emigrierte während der 1930er Jahre mit seinen Eltern nach Großbritannien. In diesem Nachlass entdeckte das Team der Wiener Library das fast vollständige Archiv der in Vergessenheit geratenen Fotografin Gerty Simon (1888–1970), der Mutter von Bernd Simon. Dies bestand aus über 350 originalen Gelatinesilberabzügen dazu Ausstellungskatalogen, Einladungen und Zeitungsausschnitten.
Dieser beachtliche Fund bezeugt Gerty Simons erfolgreiche Karriere hinter der Kamera. Die auf den Abzügen abgebildeten Personen konnten sofort erkannt werden: dazu zählen berühmte deutsche Persönlichkeiten wie die Physiker Albert Einstein und Max Planck, sowie die Künstler*innen Käthe Kollwitz und Max Liebermann – neben britischen Persönlichkeiten wie der Schauspielerin Peggy Ashcroft oder der Politiker Aneurin Bevan.
2019 veranstaltete die Wiener Library die erste Ausstellung von Gerty Simons Fotografien seit ihrem Tod 1970. Recherchen für die Ausstellung ergaben einige Erkenntnisse über Gerty Simons Leben, von ihrem Karriereanfang und ihren vielen Erfolgen im Berlin der 1920er Jahre bis hin zur NS-Machtergreifung und ihrer Emigration nach England.
Als Fortführung dieser erfolgreichen Londoner Präsentation wird die Liebermann-Villa Gerty Simon dem Berliner Publikum vorstellen. Ausgehend von Gerty Simons 1929 hergestelltem Fotoporträt Max Liebermanns werden Besucher*innen die Chance bekommen, mehr über diese bemerkenswerte deutsch-jüdische Fotografin zu erfahren: von ihren Karriereanfängen in Berlin der 1920er Jahre, über eine erfolgreiche Karriere als Porträtfotografin, der darauffolgenden Verfolgung, das Exil, und ihre anschließende Zeit in Großbritannien.
Jetzt verlängert bis 21. Juni 2021
Ursprüngliche Laufzeit: 4. Oktober 2020 bis 11. Januar 2021
Das Jahr 2020 ist ein wichtiges Jahr für die Liebermann-Villa. Vor 100 Jahren – am 1. Oktober 1920 – begann Max Liebermanns Amtszeit als Präsident der Akademie der Künste in Berlin, eine der bedeutendsten Positionen im Kulturleben der Weimarer Republik. Und vor 25 Jahren – am 16. März 1995 – wurde die Max-Liebermann-Gesellschaft in Berlin gegründet, um das künstlerische Vermächtnis Liebermanns in Deutschland zu sichern.
Zum 25-jährigen Jubiläum der Max-Liebermann-Gesellschaft veranstaltet die Liebermann-Villa eine kleine Liebermann-Retrospektive über alle Phasen seiner künstlerischen Karriere. Gezeigt werden in den Privaträumen des Malers eine Auswahl von Selbst-und Familienbildnissen, von Bildern mit Motiven aus Holland und Berlin sowie Arbeiten aus seinem Spätwerk, die den Wannseegarten darstellen.
Gemeinsam mit Ihnen möchten wir diesen bahnbrechenden und einflussreichen Künstler, dessen Arbeit die moderne europäische Kunst grundlegend änderte, feiern. Zudem feiern wir die Max-Liebermann-Gesellschaft, die in der aktuell schwierigen Corona-Pandemie erneut ihre Leidenschaft, ihre Leistungsfähigkeit und ihre Beharrlichkeit deutlich beweist!
Die Ausstellung „die frühen jahre. mart stam, das institut und die sammlung für industrielle gestaltung“ widmet sich der Aufbruchsphase der industriellen Gestaltungskultur in der DDR und insbesondere dem dortigen Engagement des niederländischen Architekten Mart Stam für eine konsequente Modernisierung der Produktwelt.
Das von Stam 1950 an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee gegründete Institut für industrielle Gestaltung prägte das ostdeutsche Design nachhaltig. Alltagsgegenstände sollten sowohl funktionsgerecht gestaltet, industriell herstellbar sowie von hoher Qualität sein. Die Ansätze Mart Stams und seines Kreises bestechen dabei durch eine an der funktionalistischen Tradition orientierte Klarheit.
Das kurzzeitige, jedoch nachhaltige Wirken Mart Stams an der Berliner Hochschule stand unter ungünstigen Vorzeichen. Seitens der SED-gelenkten Kulturpolitik der DDR sah sich Stam – als Verfechter der modernen Form in der Bauhaus-Tradition – schon bald mit dem Vorwurf des "Formalismus" konfrontiert. Mitte 1952 wurde er seines Postens als Institutsleiter enthoben und verließ kurze Zeit später die DDR.
Die Einrichtung wurde im selben Jahr unbenannt in Institut für angewandte Kunst und darauf ausgerichtet, den verordneten Prinzipien der so genannten „nationalen Tradition“ zu folgen und vorrangig kunsthandwerkliche Arbeiten mit Dekorschmuck zu propagieren und zu fördern. Die von Stam und seinen Kolleg*innen angestoßene Entwicklung moderner serieller Industrieerzeugnisse war aber nicht rückgängig zu machen, Ende der 1950er Jahre rückte die industrielle Gestaltung wieder ins Zentrum des kulturpolitischen Interesses.
Erstmals in diesem Umfang und thematischen Kontext zeigt die Ausstellung kaum bekannte Entwurfszeichnungen, Modelle und Produkte aus jener Aufbruchsphase des ostdeutschen Designs: Entwürfe für verschiedene Produkte aus Steingut, Porzellan und Glas, Leuchten, Spielmittel und andere Haushaltsgegenstände, darunter Originalskizzen von Mart Stam und dessen Mitarbeiter*innen am Institut wie Marianne Brandt und Max Gebhard. Das Umfeld, der zeitliche Kontext und die Verflechtungen des Instituts für industrielle Gestaltung mit der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee werden sichtbar gemacht mit Objekten von Architekt*innen und Gestalter*innen wie Selman Selmanagi?, Rudolf Vogenauer, Margarete Jahny sowie mit Dokumenten zum Bau der Stalinallee.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Stiftung für Industrie- und Alltagskultur und des Werkbundarchiv – Museum der Dinge und wird vom Hauptstadtkulturfond gefördert.
Die Ausstellung betrachtet das Zusammenspiel von Mensch, Technik und Natur anhand von Beispielen aus der jüngeren Kunstgeschichte. Die Bandbreite der in den Rieckhallen versammelten Positionen reicht von historischen Entwicklungen seit den 1960er-Jahren, wie etwa Land Art, Arte Povera und Konzeptkunst, bis hin zu zeitgenössischen künstlerischen Auseinandersetzungen mit den Themen Ökologie und Umwelt.
Über die ökologischen Krisen unserer Zeit entwickelte sich in den letzten Jahren eine breite und dringliche öffentliche Diskussion. Phänomene wie Klimawandel, Artensterben, Übernutzung von Ressourcen und die Ausbreitung von Kunststoffen werden in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen als Indiz für den Anbruch eines neuen geologischen Zeitalters verstanden: des Anthropozäns. Der Begriff beschreibt, dass der Mensch (griechisch anthropos) die Entwicklungen auf der Erde maßgeblich prägt. Die in ?Scratching the Surface? ausgestellten Kunstwerke thematisieren, wie sich das Verständnis von Konzepten und Vorstellungen von Landschaft und Umwelt in den vergangenen sechs Jahrzehnten verändert hat.
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin
Die Zukunft ist zirkulär ? dieser Vision folgend widmet das Kunstgewerbemuseum sein achtes Design Lab dem Thema ?Kreislaufwirtschaft?. Auf dem Weg hin zu einer zirkulär agierenden Gesellschaft und Wirtschaft kommt dem Material eine Schlüsselrolle zu. In enger Kooperation mit der Hans Sauer Stiftung bietet das ?Design Lab #8: Material Loops ? Wege in eine kreislauffähige Zukunft? diesem Diskurs eine Plattform und stellt kreislauforientiertes Denken und Handeln anhand einer Auswahl von zukunftsweisenden Designprojekten vor. Das Netz von Akteur*innen spannt sich von Berlin aus über Deutschland ? bis nach Italien zur Circular City Prato.
Die Nutzung von Ressourcen und Dingen folgt im gegenwärtigen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell weitgehend einem linearen Muster, dem des ?take, make, waste?: Ressourcen sowie natürliche Rohstoffe oder auch verarbeitete Produkte werden zu einem überwiegenden Teil deponiert oder thermisch verwertet und nicht etwa konsequent wieder- und weiterverwendet. Dabei hat sich der weltweite Materialverbrauch in den vergangenen 100 Jahren verachtfacht und dürfte bis 2050 um weitere 17 % steigen. Die direkten Folgen der Wegwerfmentalität sind neben deutlich spürbaren ökologischen Problemen auch eine Verstärkung sozialer Ungleichheit und Ausbeutung entlang globalisierter Produktionsketten.
Anders als das lineare Wirtschaftsmodell möchte die Kreislaufwirtschaft Stoffströme miteinander vernetzen, so dass ein zirkuläres System entsteht. Produkte und Materialien sollten zukünftig so gestaltet und konstruiert werden, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus? eine neue Nutzung finden oder in technische oder biologische Kreisläufe zurückgeführt werden können. Wichtige Faktoren sind ein langlebig ausgerichtetes Design, Reparierbarkeit, Zerlegbarkeit, der schonende Umgang mit jeglichen in der Produktion beteiligten Ressourcen, aber auch der Materialeinsatz an sich.
Das Modell der Circular Society geht noch einen Schritt weiter und versucht Herangehensweisen anzuregen, die über technologische und marktorientierte Ansätze hinausgehen. Es ist als Vision einer grundlegenden, am Konzept der Zirkularität orientierten sozial-ökologischen Transformation zu verstehen. Mit diesem Erweiterungsvorschlag soll aufgezeigt werden, dass der Übergang zu einem zirkulären System eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Konkret bedeutet dies unter anderem, dass Zirkularität zu einem Leit-, Strukturierungs- und Handlungsprinzip in zahlreichen Gesellschaftsbereichen werden muss und dabei immer das gesellschaftliche Wohl im Blick bleiben sollte. Nur über Kooperation, Beteiligung, Aufbau und Teilen von Wissen, Transparenz und Zugänglichkeit können lineare Regeln, Organisationsformen, Wissensordnungen aber auch und vor allem Wert- und Zielvorstellungen in der Gesellschaft überwunden und neu ausgerichtet werden.
Material und Materialverbrauch stehen im Zentrum der beschriebenen Problematik eines linearen Wirtschaftssystems. Man geht davon aus, dass 80 Prozent des Ressourceneinsatzes bereits in der Produktentwicklung festgelegt werden. Damit besitzen Designer*innen, aber auch Produzent*innen in der sozio-ökonomischen Transformation zu einem zirkulären System durch die Wahl des verwendeten Materials eine große Verantwortung. In den Händen der Konsument*innen kann das Material schließlich zum kreislauffähigen Produkt werden.
Die Ausstellung vereint Beispiele für kreislauffähiges Material und dessen Anwendung aus der ?Biosphäre? und der ?Technosphäre?.
Das Material der biologischen Sphäre lässt sich nach der Nutzung als Nährstoff nahtlos zurück in den natürlichen Kreislauf führen ? darunter fallen zum Beispiel die Kleider aus ugandischem Barkcloth von der Londoner Designerin José Hendo oder das lederähnliche Material Sonett155 entwickelt von Johanna Hehemeyer-Cürten und Lobke Beckfeld, welches aus Zelluloseabfällen aus der Textilindustrie und dem Pektin aus Apfelschalen gewonnen wird.
In der technischen Sphäre kursiert Material, das der Natur nicht mehr zugeführt werden kann, wie Neuschrott aus der Metallindustrie, den die Metallgestalterin Lilli Gruber in ihrem Projekt ?Stahlwandel? zu hochwertigem Werkzeug schmiedet. Plastik ? ein die Technosphäre dominierendes Material ? ist in der Ausstellung unter anderem von cirplus vertreten, einem globalen Onlinehändler für recyceltes Plastik. Auch der ?X-Chair? von Hermann August Weizenegger wurde entsprechend des Prinzips des Cradle to Cradle entworfen. Hier gilt es, die Lebensdauer der Materialien zu maximieren, indem sie so oft wie möglich in den technischen Kreislauf zurückgeführt werden.
Nach einer Einführung in die Grundzüge eines kreisläufigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems begegnen den Besucher*innen des Design Lab #8 verschiedenste Materialien und ihr spezifischer Einsatz ? von Ziegelsteinen aus Myzelium, über recyceltem Plastik bis Tierinnereien aus dem Schlachtbetrieb ? entlang des Produktions- und Verwertungskreislaufs.
Die ausgestellten Projekte reichen von in der Industrie bereits implementierten Materialien und Best-Practice-Beispielen bis zu spekulativen Experimenten von Designstudent*innen, u. a. von der Kunsthochschule Weißensee, der Universität der Künste Berlin, der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Kunst Hildesheim und der Folkwang Universität der Künste Essen.
Die Stadt Prato liegt im nördlichen Teil der Toskana und ist seit dem 19. Jahrhundert weltweit für ihr Textilindustrie bekannt. Prato knüpft an eine lange Tradition nachhaltiger Ressourcennutzung an und ist heute auf dem Weg, eine Circular City ? eine Stadt, die ganz nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft funktioniert ? zu werden. Durch die Innovation von Produktionsprozessen, die Regeneration des urbanen Raums und der Stärkung von sozialem Zusammenhalt soll der Übergang zu einer Circular City bis 2030 gelingen. Das Design Lab #8 stellt die konsequente Anwendung zirkulärer Prinzipien Pratos anhand exemplarischer Projekte aus dem Textilsektor und darüber hinaus vor.
Die Ausstellung selbst ist ein museales Experiment in Materialoptimierung und Schonung von Ressourcen. Die Ausstellungsarchitektur stammt vollständig aus den Beständen des Museums. Druckprodukte werden größtenteils vermieden.
Das Design Lab #8 wird von Claudia Banz (Kunstgewerbemuseum), Barbara Lersch (Hans Sauer Stiftung) und Kaja Ninnis (Kunstgewerbemuseum) kuratiert.
Die Reihe ?Design Lab? wird kuratiert von Claudia Banz, Kuratorin für Design am Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin. Sie wird gefördert durch das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz.
Eine Sonderausstellung des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin.
Kultur und Traditionen überstehen historische Umbrüche oft auf erstaunliche Art. Die Sonderpräsentation „Die Strahlkraft der Alhambra“ im Buchkunstkabinett des Museums für Islamische Kunst zeigt, wie die islamisch geprägte Kultur das westliche Mittelmeer auch nach dem Ende des muslimischen Spanien 1492 bereicherte: Fein verzierte Buchseiten, raffinierte Keramiken, Fotografien und weitere faszinierende Objekte vom 15. bis ins 20. Jahrhundert belegen in der Ausstellung das Überdauern traditioneller Kulturpraktiken.
Die Alhambra in Granada ist eines der bedeutendsten Monumente islamischer Kunst im Süden des heutigen Spanien. Wie kaum ein zweiter Ort steht diese Palastburg für die Entwicklung der Künste in al-Andalus – so die arabische Bezeichnung der iberischen Halbinsel. Die Alhambra war der Herrschersitz des letzten muslimischen Reichs, das 1492 von christlichen Königreichen erobert wurde. Das politische Ende dieser Ära führte aber keineswegs zu einem Bruch mit den kulturellen Wurzeln.
Hier setzt die Sonderpräsentation an und versammelt 55 Objekte, die das Überdauern islamisch geprägter kultureller Praktiken und künstlerischer Formen auf der iberischen Halbinsel eindrücklich belegen: Anhand von Keramikarbeiten, wie sie heute noch oft im Süden Spaniens zu finden sind, zeigt sich dies besonders. Künstlerische Ausdrucksformen wurden nicht „nur“ weitergegeben, sie wurden weiterentwickelt und adaptiert, sich zu eigen gemacht und blieben somit lebendiger Teil der Kultur.
Aber auch im Maghreb wurde über Jahrhunderte das kulturelle Erbe al-Andalus weiter gepflegt: Eine auf der iberischen Halbinsel und in Nordwestafrika gemeinsam entwickelte Ornament-Tradition, ähnliche Schriftarten und Gestaltungsvorlieben in der Buchkunst verdeutlichen, wie kulturelles Erbe auch außerhalb enger geografischer Grenzen weiterbesteht.
Nicht zuletzt die noch junge Fotografie rückte im 19. Jahrhundert die Kultur al-Andalus’ in den Fokus der Aufmerksamkeit und sorgte für ein weltweites Interesse am Kulturerbe des muslimischen Spaniens. Auf den vielleicht ältesten Fotografien des Museums für Islamische Kunst von 1852 hält Felix Alexander Oppenheim die Alhambra und weitere Kulturdenkmäler Spaniens in Bildern fest. Im Dialog mit rund 50 Jahre jüngeren Aufnahmen eines lokalen Fotostudios werden die Veränderungen in der Alhambra sichtbar und belegen, wie stark das 19. Jahrhundert unsere Sicht auf die Geschichte al-Andalus auch weiterhin prägt.
Eine Sonderausstellung des Museums für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin.
Die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa hat für 2020 fünf Stipendien an Berliner Comic-Künstler*innen vergeben. Das Museum für Kommunikation Berlin und der Deutsche Comicverein präsentieren in einer Ausstellung die Projekte, mit denen sich die Gewinner*innen für das Stipendium beworben haben.
Die Ausstellung wird im Rahmen der COMICINVASION BERLIN 2020 mit einer Podiumsveranstaltung virtuell eröffnet:
28. November 2020, 12:00 bis 13:00 Uhr
Das Berliner Comicstipendium 2020. Podiumsdiskussion mit den Stipendiat*innen
Gespräch mit Nele Brönner, Sophie Artz, Philipp Deines, Aisha Franz, Mazen Kaerbaj. Moderation Lars von Törne, Der Tagesspiegel.
Begrüßung durch Anja Schaluschke, Direktorin Museum für Kommunikation Berlin, und Lilian Engelmann, Referentin für Literatur und Bildende Kunst bei der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Die Veranstaltung wird vom Deutschen Comicverein e. V. im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Europa in Kooperation mit dem Museum für Kommunikation Berlin durchgeführt.
Wir sind von Buchstaben umgeben – nicht nur von TypografInnen entwickelte, sondern auch vom Alltag geschaffene. Wenn wir genauer hingucken, sind die vertrauten Formen des ABC überall zu finden: in einem Riss in der Wand, im Schwung eines Treppengeländers oder in einer Wolkenformation. In einem Tischgestell sehen wir auf einmal ein X, ein rundes Fenster wird zu einem O. Das Buchstabenmuseum Berlin und das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung laden euch ein, eure Umgebung zu erkunden und diese unwillkürlichen Alphabete des Alltags zu fotografieren. Es geht weniger um die vom Menschen geschriebenen Buchstaben in Form von Schildern oder gemalten Schriftzügen, sondern um Buchstaben, die entstehen, wenn wir unseren Blick wandern lassen.
Bis zum 22.4.2021 könnt ihr einzelne oder mehrere Buchstaben zur Challenge auf Instagram unter dem Hashtag #myabc2021 einreichen. Schreibt im Post mit dazu, wo ihr die Buchstaben gefunden habt. Eine Jury entscheidet über die PreisträgerInnen. Bewertet werden die Originalität der Motive und die ästhetische Qualität der Fotos. Für jeden der 26 Buchstaben des Alphabets vergeben wir ein Preisgeld von je 150 Euro.
Ein/e TypografIn wird die 26 prämierten Buchstaben als Font umsetzen und wir stellen die Schrift auf bauhaus.de und buchstabenmuseum.de zum kostenlosen Download bereit.
Teilnahmebedingungen unter www.bauhaus.de
Parallel zur Instagram Challenge zeigen wir im temporary bauhaus-archiv eine Buchstaben-Installation als Schaufensterausstellung.
Eine Kooperation des Buchstabenmuseum Berlin und des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung.
Parallel zur Instagram Challenge MyABC zeigen wir im temporary bauhaus-archiv eine Buchstaben-Installation, die durch das Schaufenster zu besichtigen ist. Die über 100 Lettern stammen aus Schriftzügen, die einst in verschiedenen Städten leuchteten und vom Buchstabenmuseum Berlin bewahrt wurden. Massiv oder zart, von kniehoch bis menschengroß, beleuchtet mit Neon oder LED, ergeben sie eine poetische Schau urbaner Typografie aus über sechs Jahrzehnten, gehalten in schwarz-grau-weiß. Vertreten sind z.B. kleine Zetts und Esse von einem Wiener Optikergeschäft, große weiße Es vom Tagesspiegel an der Potsdamer Straße in Berlin, wuchtige Bs von der Deutschen Bahn, ein elegantes B und Zett von Mercedes Benz oder ein Neon-M vom Berliner Kaffeemitte.
Die Exponate stammen aus der über 3.000 Buchstaben umfassenden Sammlung des Berliner Buchstabenmuseums, das als erstes Museum weltweit Typografie aus dem öffentlichen Raum sammelt und als Teil der Stadtgeschichte präsentiert.
#myabc2021
Eine Kooperation des Buchstabenmuseum Berlin und des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung.
1939 begann für 140.000 republikanische Flüchtlinge des Spanischen Bürgerkrieges eine siebenjährige Odyssee durch die Konzentrations- undArbeitslager des faschistischen Europa. Sie wurden Opfer von Internierung, Ausbeutung und Deportation durch das NS-Regime und durch das Vichy-Regime, in Frankreich, in Deutschland, in Nordafrika und auf den Kanalinseln.
Die dreisprachige Ausstellung präsentiert erstmals die Geschichte dieser vergessenen Zwangsarbeiter des Zweiten Weltkrieges einem europäischen Publikum.
Der Transformationsprozess in Ostdeutschland in Folge der Friedlichen Revolution ist 30 Jahre nach der Vereinigung umstritten wie nie zuvor. Die umfassenden Umwälzungen von Diktatur und Planwirtschaft hin zu Rechtsstaat, Demokratie und Marktwirtschaft waren beispiellos. Alle Beteiligten betraten damals Neuland. Trotz aller Erfolge ist die Debatte zu den Transformationsjahren heute von Berichten über erlebte Verluste, Unsicherheiten und Traumatisierung geprägt, ebenso von einem Überstülpen des westdeutschen Systems auf die Neuen Bundesländer. Dabei war das Transformationsgeschehen vielschichtig und auch ganz erheblich geprägt vom Engagement zahlreicher Ostdeutscher die sich vor Ort einbrachten, die Entwicklungen mit gestalteten und die neuen Möglichkeiten aktiv nutzten.
Den Mittelpunkt der Ausstellung bilden deshalb vierzehn Frauen und Männer und ihre Erfahrungen in der Übergangsgesellschaft. Sie stehen beispielhaft für zahlreiche andere Engagierte auch über Berlin und Brandenburg hinaus. Ihre Erfolge und Misserfolge, Ermutigungen und Rückzüge ermöglichen einen neuen, anderen Blick auf die Transformationszeit.
Eine Wanderausstellung von exhibeo (www.exhibeo.de), Kuratiert von Eva Fuchslocher und Nina Burkhardt
Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Landeszentrale für politische Bildung Brandenburg und entstanden in Kooperation mit dem Museum Pankow Berlin und der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur