Die Ausstellung präsentiert rund 60 gezeichnete Werke des Künstlers und Architekten James Wines (*1932), der sich bereits in den 1980er Jahren mit „grüner“ Architektur beschäftigt hat – in einer Zeit, in der Begriffe wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien oder der menschliche Maßstab in der Welt des Bauens noch nicht so eine zentrale Bedeutung hatten wie heute. Schon damals ging es James Wines beim Gestalten darum, die zeitgenössische Kunst und insbesondere die Bildhauerei, oft unter gesellschaftskritischen Gesichtspunkten, mit der Architektur zu verbinden. So entstanden seine bekanntesten Werke für sein Architekturbüro SITE (Sculpture in the Environment), darunter die Filialen der BEST-Stores und Ghost Parking Lot. Das Leitthema der Ausstellung ist „Context as Content“ – der Bezug auf den räumlichen wie inhaltlichen Kontext ist ein Hauptanliegen der gesamten Arbeit von SITE. So sind die BEST-Stores beispielsweise inspiriert von der Wegwerfkultur und den schachtelförmigen Einkaufszentren sowie der allgemeinen Billigung ihrer Allgegenwart. Die Einbeziehung einer unterschwelligen Akzeptanz der alltäglichen Materialität eröffnete die Möglichkeit, Kunst dort einzusetzen, wo das Publikum sie am wenigsten erwartete – in diesem Fall entlang sich endlos erstreckender Highways mit Geschäften. Vor dem Eingriff von SITE in das Straßenbild wurden diese Strukturen nie als etwas anderes als unscheinbare Orte für Einkäufe betrachtet. Die Aufnahme der Banalität des Supermarktes als Rohstoff für die Transformation eröffnete eine Vielzahl von nicht-formalistischen Interpretationen: die Einbeziehung der instinktiven Reaktionen der Menschen auf alltägliche Orte als Interpretationsquelle für Kunst im öffentlichen Raum; die Verwendung der Architektur selbst als Gegenstand der Kunst (und nicht als Ziel eines konventionellen Entwurfsprozesses); die Interpretation von Gebäuden als Kritik an sich selbst; die Verschmelzung von Landschaft und Architektur, bei der es oft schwierig wird, zu erkennen, wo das eine beginnt und das andere endet; die Einfügung von sozial, psychologisch und physisch aktivierenden „Auslöseelementen“ in Parks, auf Plätzen und Gärten, die die Fußgänger zur Interaktion miteinander und mit ihrer unmittelbaren Umgebung anregen.
Viele gezeichnete Werke von James Wines, wie Highrise of Homes und Ghost Parking Lot, befinden sich heute in namhaften musealen Sammlungen, unter anderem im Museum of Modern Arts in New York und im San Francisco Museum of Modern Art. Der Künstler lebt und arbeitet in New York.
"Raum malen" versammelt eine Vielzahl von zeitgenössischen künstlerischen Positionen, die die materiellen Essenzen von Malerei und deren Verhältnis zum Raum untersuchen. Speziell für die Ausstellung entstandene sowie existierende Arbeiten laden die Besucher*innen ein, Malerei nicht nur visuell, sondern auch physisch zu erfahren.
Auch nachdem abstrakte Kunst und Performance den westlichen Malerei-Begriff in Frage gestellt und neue Formate etabliert haben, wird Malerei meist mit Farbe auf Leinwand gleichgesetzt. Was passiert aber, wenn sich diese Farbe von der Leinwand löst und ganze Räume sowie Objekte einnimmt? Viele der in der Ausstellung vertretenen Künstler*innen gehen dieser Frage nach, indem sie Malerei in ihre einzelnen Komponenten zerlegen, auf ein Minimum an Elementen reduzieren, mit Oberfläche und Farbe experimentieren, im gesamten Raum erlebbar machen und so letztlich die Grenzen zwischen Malerei, Installation und Skulptur auflösen. Die Ausstellung fordert die Besucher*innen dazu auf, „mitten ins Bild“ zu treten – und dabei neue Perspektiven auf die Architektur des Gropius Bau zu entdecken.
Kuratiert von Julienne Lorz (Hauptkuratorin, Gropius Bau)
Als In House: Artist in Residence 2020 beschäftigte sich der Künstler und Theoretiker Zheng Bo mit der Frage, wie Pflanzen Politik machen. Seine Ausstellung "Wanwu Council ???" knüpft 2021 an die Themen an, die Zheng Bo während seines einjährigen Aufenthalts im Gropius Bau entwickelt hat.
Der daoistische Begriff Wanwu lässt sich als „zehntausend Dinge“ oder „Vielzahl von Ereignissen“ übersetzen und steht so für die unendlichen Möglichkeiten des Lebens in all seinen Formen. Im Rahmen der Ausstellung wird das erste Kapitel seines in Berlin und Brandenburg gedrehten Films "The Political Life of Plants ???????" (2021) zu sehen sein, der Gespräche mit Ökolog*innen dokumentiert und mit experimentellen Szenen kombiniert. Die Serie "Drawing Life ??" (2020–21) versammelt Zeichnungen von vermeintlichem Unkraut und Bäumen, denen Zheng Bo in den 24 Halbmonaten des Lunisolarkalenders begegnet ist. Die Praxis des regelmäßigen Zeichnens zielt darauf ab, sich diesen verwandten Wesen anzunähern. "Wanwu Council ???" setzt diese Annäherung fort: Die Ausstellung wuchert über den Gropius Bau hinaus in den „Gropius Hain“, wie Zheng Bo die Gemeinschaft von Platanen auf der Westseite des Gebäudes nennt.
Kuratiert von Stephanie Rosenthal mit Clare Molloy
Im Mittelpunkt von Hella Jongerius’ künstlerischer Praxis steht die Verknüpfung von Industrie und Handwerk, von traditionellem Wissen und Technologie. Der Gropius Bau widmet der Künstlerin und Designerin im Frühjahr eine Einzelausstellung, die sich während der Laufzeit prozesshaft weiterentwickeln wird.
Eine besondere Bedeutung kommt in Hella Jongerius’ Arbeit dem Weben zu, das eine der ältesten Kulturtechniken und gleichzeitig Grundlage für den digitalen Code ist. Die unter dem Titel "Kosmos weben" gezeigte Ausstellung bezieht die Besucher*innen durch interaktive Elemente in Jongerius’ offene und prozesshafte Arbeitsweise ein und schafft so einen Rahmen, sich kritisch mit Fragen nach Produktion und Nachhaltigkeit, Gegenwart und Zukunft auseinanderzusetzen.
Neben Jongerius’ Recherchen zu Innovation und zukunftsgerichteten experimentellen Praktiken liegt ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung auf ihrer andauernden Auseinandersetzung mit der Frage, welches Verhältnis wir zu Gegenständen einnehmen – und wie diesen eine heilende Funktion zukommen kann. Die Ausstellung knüpft dabei an die Geschichte des Gropius Bau an, der als Kunstgewerbemuseum und -schule mit eigenen Werkstätten ein Ort der Verbindung von Kunst und Handwerk war. In dieser Tradition wird Hella Jongerius mit ihrem Studio Jongeriuslab in den Monaten vor der Ausstellungseröffnung im Gropius Bau neue Werke produzieren.
Kuratiert von Stephanie Rosenthal mit Clara Meister in Zusammenarbeit mit dem Studio Hella Jongerius
2021 werden die Berliner Festspiele 70 und organisieren aus diesem Anlass ein fünftägiges Programm, das die unterschiedlichen Disziplinen der Festivals im Gropius Bau zusammenbringt und miteinander resonieren lässt.
Internationale bildende Künstler*innen, Musiker*innen und Performer*innen präsentieren Arbeiten zwischen Improvisation und Partitur und schaffen so ein Programm, das als Tages- oder Nachtversion zu erleben ist. Es vereint Jazz und zeitgenössische Musik, Theater über Pflanzenintelligenz, Suiten von J. S. Bach im Dunkeln, humanoide Roboter im Dialog, eine performative Landschafts-Szenografie, historische Filme, Gespräche und Archivmaterial zur Festspielgeschichte.
Die Werke thematisieren Momente der Metamorphose, der Intimität und Verletzlichkeit. Wie kann der Umgang mit einer unsicheren Gegenwart zu einem Akt der Kreativität werden? Wild Times, Planetary Motions will unserem rissigen Ist-Zustand einen Funken Wildheit und Rebellion gegenüberstellen, einen Schaltkreis der Erneuerung schaffen.
Mit Monira Al Qadiri & Raed Yassin, Nikhil Chopra mit Yuko Kaseki, Doris Dziersk, Alexander Hawkins & Siska, Manuela Infante, Augustin Maurs, Jimmy Robert, SERAFINE1369, The Monochrome Project, Olivia Wenzel u. a.
Kuratiert von Natasha Ginwala, Jeroen Versteele mit den Festivalleiter*innen der Berliner Festspiele und Thilo Fischer (Archiv)
Das nGbK-Jahresprogramm 2022 wird gewählt!
Innerhalb der »Auftakt«-Woche werden die eingereichten Projektvorschläge für 2022 auf der Webseite der nGbK öffentlich vorgestellt: Multimediale Präsentationen geben Einblick in die Ideen für Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Publikationsvorhaben. Die nGbK ist die einzige Kunstinstitution, die ihr gesamtes Jahresprogramm in einem transparenten, öffentlichen Prozess auswählt. Dabei werden alle eingereichten Projekte von Gruppen umgesetzt – so die Vereinsregel.
Die Mitglieder stimmen basisdemokratisch über die Inhalte eines jeden Jahresprogramms ab. Während der »Auftakt«-Woche wählen sie die Projekte und damit die thematische Ausrichtung der nGbK für das Folgejahr.
Für 2022 soll der Fokus u.a. auf den anstehenden Transformationsprozess des Vereins hinsichtlich des Umzugs in die Karl-Marx-Allee und auf inhaltliche sowie räumliche Kooperationen liegen.
Die Assemblagen des beninischen Künstlers Georges Adéagbo (* 1942 in Cotonou) zeichnen Lebenslinien und Schicksale von Menschen anhand hinterlassener Spuren nach: Objekte und Dokumente zeugen von Begegnungen und individuellen Entscheidungen. Indem er auf Reisen gesammelte Fotos und Drucksachen von Handwerkern in Benin in Bilder und Skulpturen umsetzen lässt, eröffnet der Künstler neue Perspektiven auf scheinbar Gewohntes. Für seine Ausstellung im KINDL entwickelt Adéagbo eine den gesamten Ausstellungsraum einnehmende Installation, in der er auf Elemente aus zentralen Werken wie "Tout de moi à tous" (2007) oder aus "Un espace avec le monde" (2007) zurückgreift, und durch Fundstücke aus Neukölln und aus dem KINDL-Archiv aktualisiert.
Kuratiert von Kathrin Becker in Zusammenarbeit mit Stephan Köhler
Eli Cortiñas (* 1979 in Las Palmas / Gran Canaria) verwendet in ihren Videoarbeiten gefundenes Material aus Filmen, YouTube-Videos, Werbung, Animationen und Bildarchiven, das sie vervielfacht, rhythmisiert und neu vertont. In dem bildgewaltigen Video-Essay "Walls Have Feelings" (2019) befasst sie sich unter anderem mit den Konzepten von Arbeit und Wertschöpfung. Cortiñas entwirft ein dystopisches Bild unserer Gegenwart, das historische, politische und ästhetische Aspekte miteinander verknüpft. Dabei befragt die Künstlerin Architektur als Erscheinungsform und Instrument politischer Macht sowie die Rolle vermeintlich unschuldiger Objekte und Interieurs in ihrer Funktion als stumme Zeugen, Bewahrer und Verstärker von Macht.
Kuratiert von Kathrin Becker
Künstler*innen: Pierre Bismuth, Claus Föttinger, Julia Lazarus, Erik van Lieshout, Marina Naprushkina, Oliver Ressler, Anja Schrey, Jonas Staal, Joulia Strauss, sowie Assembly RST (Nadira Husain, Daniel Johnston, Markus Schinwald u.a.) und Migrant*innen aus einem Lager Geflüchteter auf Lesbos (Hossini, Masoumeh, Nazgol u.a.)
Weltweit befinden sich Demokratien vielfach in einer Krise: Freiheitsrechte und die Optionen auf politische Partizipation werden eingeschränkt oder immer weniger in Anspruch genommen. Die gastkuratierte Ausstellung nimmt die Störanfälligkeit der demokratischen Grundordnung in gegenwärtigen Systemen als Ausgangspunkt und beleuchtet Problemfelder wie die Medialisierung von Politik, das Spannungsfeld von In- und Exklusion bei Entscheidungsprozessen, neue Formen der politischen Teilhabe und das Verhältnis von außerparlamentarischem Protest und offizieller Politik.
Kuratiert von Raimar Stange
Das menschliche Leid, die Erschütterung der Sinne und die schutzlose Kreatur sind zentrale Themen im Werk der Berliner Bildhauerin und Grafikerin Louise Stomps (1900–1988). Nach dem Besuch der Preußischen Akademie der Bildenden Künste zu Berlin und der Bildhauerklasse des Vereins der Berliner Künstlerinnen bei Milly Steger hatte sie ab 1930 ihr eigenes Atelier. Von den Arbeiten der 1930er Jahre sind infolge von Bombenangriffen auf das Atelier während des Zweiten Weltkriegs nur wenige erhalten. Im Herbst 1945 beteiligt sich Louise Stomps mit Werken unter anderem an der ersten Bildhauer*innen- Ausstellung der Galerie Rosen in Berlin. 1960 bezieht die Künstlerin eine alte Kumpfmühle in Bayern. Hier lässt sie sich von den Hölzern der Umgebung inspirieren, darunter Buche, Föhre oder Inn-Eiche. Holz wird zum Hauptakteur ihres Spätwerks, und Naturstoffe sind die wichtigsten Komponenten ihrer Arbeit. Stomps Auffassung von der Natur als Urquelle alles Lebendigen inspiriert sie formal zur organischen Abstraktion. In den 1970er Jahren entstehen drei bis vier Meter hohe Skulpturen wie »Eos«, »Pilger«, »Asket« oder »Gilgamesch«.
Ausstellung und Katalog setzen sich erstmals mit dem Werk dieser außergewöhnlichen Bildhauerin auseinander und stellen es in den internationalen Kontext.
Ausstellung und Katalog werden ermöglicht durch den Hauptstadtkulturfonds.
Marc Brandenburgs ins Negativ verkehrte Bleistiftzeichnungen halten alltägliche, ephemere Motive fest: kostümierte Demonstrant*innen, eine Bank im Berliner Tiergarten, Müll, Graffiti, Werbung, Schlafplätze von Obdachlosen. Der 1965 geborene Künstler durchstreift Städte wie Berlin, London oder Barcelona als Flaneur, fotografiert seine Eindrücke, um sie dann "wie ein menschlicher Kopierer" abzuzeichnen. Er findet in diesem fast meditativen Prozess Schönheit in sozialen Zuständen, die in unserer Gesellschaft immer mehr zum Gegenstand von Hass werden: dem Sensiblen, Gefährdeten, Traumatisierten, Prekären. Brandenburg interessieren hierbei die Momente, in denen innere und äußere Zustände ineinander übergehen, in denen der Mensch mit seiner Kostümierung, seiner Kleidung oder seiner Behausung verschmilzt. Dabei sind ihm die formalen und konzeptionellen Aspekte der Zeichnung, die grundsätzliche Auseinandersetzung mit Repräsentation bedeutsamer als die Motive selbst: „Die Leere hinter den Abbildern, das durchscheinende Weiß ist wichtig." Hirnsturm II ist ein visueller Essay, der Zeichnungen aus über 25 Jahren mit jüngeren Arbeiten wie der Videoinstallation Camouflage Pullover (2018) verbindet. Zusätzlich werden eigens für die Ausstellung im PalaisPopulaire zahlreiche neue Arbeiten entstehen.
Künstler_innen: Osamah Abouzor, Najwa Ahmed, Ahmad Alali, Anwar Alatrash, SharPuta Alatrash, Richard Khaldon Al Halah, Rula Ali, Fadi Aljabour, Mayada Alkayal, Sana Al Kurdi, Marwa Almokbel, Aram Al Saed, Mohanad Alsneeh, Akhil Amer, Ulf Aminde, Markues, Reem Awad, Amel Alzakout, Anoush Azizi, Yemisi Babatola, Tewa Barnosa, D'Andrade, Annabel Daou, Mira Debaja, Max Grau, Mohamad Halbouni, Diwali Hasskan, Nadira Husain, Mahmoud Ismail, Azad Ibrahim, Eva Karduck, Katharina Kersten, Serena Khan, Cam-Anh Luong, Roda Mehrez, Hami Mehr, Dyaa Naim, Marina Naprushkina, Nour Nasreddine, Ayham Omarin, Ramin Parvin, Krishan Rajapakshe, Can Rastovic, Dachil Sado, Miriam Schickler, Batoul Sedawi, Oula Soleman, Hatef Soltani, Yara Sulaiman, Ghaith Tahsen, Aref Torkaman, Vera Varlamova, Noor Yasin
»from within the cracks« ist eine audiovisuelle Installation, eine Baustelle, eine Methode, ein Raum zur Neuformulierung von Machtverhältnissen – entstanden im Miteinander des Kollektivs der *foundationClass. Ein ›crack‹ [Riss] ist eine Bruchstelle, ein Zeichen der Zerstörung, aber auch ein unbestimmter Raum, von dem Möglichkeiten ausgehen. Von dieser Bruchstelle aus, die sich in der Kunstinstitution befindet, aber nicht zu ihr gehört, sind die Mitglieder des Kollektivs der *foundationClass mit der Abwesenheit konfrontiert, mit dem Unmöglichen, den Hürden – mit allen Mechanismen von struktureller Diskriminierung.
Im aktuellen Projekt in der nGbK stellt das *foundationClass-Kollektiv diese Machtstrukturen auf den Kopf: Das Konzept der Begrenzung und Marginalisierung wird selbst zum Forschungsgegenstand gemacht und in widerständige Energie und kreatives Potential umgewandelt. In einer raumfüllenden Installation in der nGbK wird eine digitale Werkstatt für kollektives Lernen eingerichtet. Die virtuellen Angebote umfassen eine kollaborative Podcast-Serie, ein Online-Archiv und eine digitale Präsentation künstlerischer Beiträge auf der Website der nGbK. Hier teilt die *foundationClass ihre Arbeitsmethoden, Perspektiven und Fragen, die sich aus den Einschränkungen im sozialen analogen Raum für kollektive Lernzusammenhänge ergeben.
Für das Projekt sind die künstlerischen Arbeiten der beteiligten Künstler_innen Ausgangspunkt der kollektiven Arbeit. Dies sind neue Arbeiten der *foundationClass sowie Reenactments der vorherigen größeren Produktionen des Kollektivs, wie »TRUST US« (Maxim Gorki Theater/Herbstsalon), »untoured« (nach dem Europe Festival/Sophiensaele), »The *foundationClass’ non-Cafeteria of the Academy of Misery« (Begleitprogramm der Berlin Biennale, Akademie der Künste), »WEST« (West Den Haag).
Die *foundationClass ist sowohl ein Studiengang an der weißensee kunsthochschule berlin als auch ein Künstler_innenkollektiv. Als Studiengang soll die *foundationClass Menschen, die nach Deutschland migriert und von Rassismus betroffen sind, den Zugang zu Kunstakademien erleichtern. In seiner künstlerischen Praxis hat das Kollektiv den Anspruch, einschließende Lehr- und Bildungsformen zu entwickeln und die Ausschlussmechanismen Weißer Kunstinstitutionen zu dekonstruieren.
Trotz der Hindernisse, die in der Akademie zugegen sind, bildet die *foundationClass darin eine eigene Gemeinschaft. Sie bietet einen sozialen Raum, in dem Wissen, künstlerische und gestalterische Praktiken nicht konsumiert, sondern kollektiv hinterfragt werden.
Das Buch zum Projekt erscheint im nGbK-Verlag und erzählt, was die *foundationClass für die vielen Menschen war, ist und sein wird, die sie seit 2016 prägen. Es ist eine Geste der Anerkennung und Solidarität mit all jenen, auf deren Arbeit wir aufbauen sowie jenen, mit denen wir zusammenarbeiten und die uns unterstützen. Das Buch soll die *foundationClass in breiteren Zusammenhängen zeigen und die erprobten emanzipatorischen Praktiken im Bereich der Kunst und Bildung einordnen.
(ISBN: 978-3-938515-83-9)
nGbK-Projektgruppe: *foundationClass
Unterstützt von der weißensee kunsthochschule berlin
Anhand von ausgewählten Arbeiten aus den 1960er Jahren bis in die jüngste Gegenwart zeigt die Ausstellung Ways of Seeing Abstraction die Vielfalt und aktuelle Entwicklungen der abstrakten Kunst. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war die ungegenständliche Kunst ein wesentliches Ausdrucksmittel für die Ideen der Moderne. Die mehr als 100 Bilder, Zeichnungen und Graphiken aus der Sammlung der Deutschen Bank zeigen: Abstraktion ist auch heute weit mehr als nur reine Form. Viele der im PalaisPopulaire präsentierten internationalen Künstler*innen nutzen eine reduzierte Formensprache, um sich über zeitliche, historische und politische Begrenzungen hinweg mit anderen Formen und Traditionen auseinanderzusetzen und dabei die eigene Kultur und Perspektive zu hinterfragen. Auch gesellschaftliche Diskurse werden so „transportiert“ und im wahrsten Sinne transformiert.
Ferdinand Hodlers ausdrucksstarke Figurenbilder, Berglandschaften und Porträts sind Ikonen der Moderne. Bereits zu Lebzeiten fand das Werk des Schweizer Malers (1853–1918), der den Symbolismus mitgeprägt hat, international große Beachtung. Zeitgenoss*innen sahen in Hodler vor allem den Menschendarsteller, „der durch den Körper die Seele zu gestalten weiß“, so der Künstler Paul Klee 1911. Was heute kaum bekannt ist: Hodlers Weg zum Ruhm führte auch über Berlin. Neben Paris, Wien und München hatte sich die Reichshauptstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer der wichtigsten europäischen Kunstmetropolen entwickelt. Diese Städte boten Hodler die Chance, sein Werk über die Schweizer Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen. Die Ausstellung „Ferdinand Hodler und die Berliner Moderne“ zeichnet seine Erfolgsgeschichte an der Spree nach. Von 1898 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs stellte der Künstler nahezu jährlich hier aus: zunächst in der Großen Berliner Kunstausstellung, dann in der Berliner Secession und in verschiedenen Galerien.
Die Präsentation in der Berlinischen Galerie versammelt rund 50 Gemälde von Hodler aus deutschen und Schweizer Sammlungen, darunter allein 30 Bilder aus dem Kunstmuseum Bern, das Kooperationspartner der Schau ist. Hinzu kommen weitere Werke von Künstler*innen, die mit Hodler zusammen in Berlin ausgestellt haben, darunter Lovis Corinth, Walter Leistikow, Hans Thoma und Julie Wolfthorn.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Schweizerischen Botschafters in der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Paul R. Seger. Sie wird gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds 2021, die Kulturstiftung der Länder und die Ernst von Siemens Kunststiftung.
Die erste Ausstellung im Jahr 2021 im Kunstforum der Berliner Volksbank ist ein gemeinschaftliches Experiment. „WIR. Nähe und Distanz - Jubiläumsausstellung mit Werken aus der Kunstsammlung der Berliner Volksbank“ steht im Zeichen des 75-jährigen Jubiläums der Berliner Volksbank eG, und auch von drei Jubiläen der Stiftung KUNSTFORUM der Berliner Volksbank gGmbH: des Kunstforums, der Kunstsammlung und der Werkstatt für Kreative. Aus diesem Anlass gestalten zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Berliner Volksbank eG die Ausstellung gemeinsam mit den zwei Kunsthistorikerinnen der Stiftung KUNSTFORUM.
Gemeinschaft entsteht auch durch die Balance zwischen Nähe und Distanz. Zwischen Abwesenheit und Abstand, zwischen Anwesenheit und Anziehung ist ein vielfältiges Zusammenspiel möglich.
Inhaltlich geht es in der Ausstellung einerseits um einen persönlichen Ansatz aus dem Blickwinkel der Gastkuratorinnen und -kuratoren. Andererseits rücken auch historische wie zeitaktuelle Themen, unterschiedliche Perspektiven auf Stadt und Gesellschaft, ins Blickfeld. Im Ergebnis zeigt die Ausstellung zugleich die Vielfalt der Positionen innerhalb der Kunstsammlung der Berliner Volksbank.
Zu sehen sind Werke aus der Kunstsammlung der Berliner Volksbank von Hermann Albert, Gerhard Altenbourg, Rolf Biebl, Christa Dichgans, Klaus Fußmann, Sylvia Hagen, Angela Hampel, Werner Heldt, Thomas Hornemann, Ingeborg Hunzinger, Karl-Ludwig Lange, Wolfgang Leber, Markus Lüpertz, Wolfgang Mattheuer, Harald Metzkes, Silke Miche, Kurt Mühlenhaupt, Roland Nicolaus, Wolfgang Peuker, Erich Fritz Reuter, Cornelia Schleime, Ludwig Gabriel Schrieber, Ruth Tesmar, Christian Thoelke, Hans Uhlmann und Ulla Walter.
In seiner siebten Ausgabe richtet das Design Lab den Fokus erstmals auf die eigene Sammlung des Kunstgewerbemuseums. Unter dem Slogan „Sprich mit mir! Die Sammlung befragen“ wird das Publikum in einer interaktiven Plakatausstellung mit begleitendem Reader auf eine Reise der multiperspektivischen Betrachtung von Museumsexponaten eingeladen. Im Sinne einer „entagled history of objects“ werden in zwölf Tiefenbohrungen die komplexen Vernetzungen zwischen Objekt, Material, Religion, Politik, Umwelt, Konsum, Geschmack, Museum und Design quer durch die Jahrhunderte aufgezeigt.
Ausgehend von der Frage: „Welche Geschichten erzählen eigentlich die Objekte, die in der Dauerausstellung präsentiert werden, jenseits hegemonialer musealer Deutungen?“ wählte das sechsköpfige Projektteam aus der Fülle der Sammlung insgesamt zwölf Exponate aus und befragte sie aus unterschiedlichen Perspektiven:
Ist der Taschenglobus der Vorläufer von Google Earth? Was hat er mit Machtstrukturen des Glaubens und Wissens zu tun? Welcher Bogen lässt sich von einem Schachspiel der Renaissance zur Schulung des menschlichen Geistes und der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz schlagen? Wie konnte ein ägyptischer Hocker, der vermutlich fast 2000 Jahre alt ist, in die Sammlung des Kunstgewerbemuseums gelangen, und was sagt dies über die Sammlungsstrategien aus? Wieso wurden im 19. Jahrhundert ganz offiziell Kopien von wichtigen Stücken als Galvanoplastik angefertigt und im Unterschied zu heute sogar ausgestellt? Wo lassen sich Prunkpokale im Netzwerk von Propaganda und Fake News verorten? Welche Geschichten von Ausbeutung und kolonialer Macht, aber auch von technischer Innovation und Fortschritt, sind in ein Paisleykleid aus Baumwolle eingeschrieben? Wieso werden kaputte Stücke im Depot aufbewahrt? Welche Materialien lassen sich nur schwierig restaurieren? Wie wandelt sich die Bedeutung von Materialien wie etwa Eisen oder Kunststoff?
Die zentrale Idee des Design Lab #7 bestand darin, die ausgewählten Objekte in einer eigens entwickelten Ausstellungsszenografie in der Art eines U-Bahn-Fahrplans zu vernetzen. Die imaginären Haltestellen tragen Namen wie Form, Gesellschaft, Glaube, Konsum, Kunstgewerbemuseum, Material, Umwelt und Weltbild. Beim Stichwort „Kunstgewerbemuseum“ geht es nicht zuletzt auch um die Befragung der eigenen Institution: Welche Bedeutung haben Kunstgewerbemuseen als kulturelles Archiv? Inwiefern können sie als Impulsgeber für den positiven Wandel der Gesellschaft agieren?
Das Design Lab #7 resultiert aus der gemeinsamen Recherchearbeit mit vier Studierenden, die ursprünglich in eine Ausstellung münden sollte. Aufgrund der durch die Covid-19-Pandemie bedingten Schließung des Kunstgewerbemuseums wurde die Ausstellung in das Format eines Readers sowie einer interaktiven Plakatausstellung transformiert. Der Titel „Sprich mit mir!“ verweist auf den Fokus des Design Lab #7: Im Zentrum stehen die Sammlungen des Kunstgewerbemuseums und jede Menge Fragen, die die hegemonialen Deutungshoheiten und Wissensdiskurse betreffen:
Wie entstehen Sammlungen in Museen? Wer entscheidet, was gesammelt wird? Nach welchen Kriterien wird gesammelt? Wer entscheidet, was und wie etwas ausgestellt wird? Welche Objekte werden ausgestellt und welche verbleiben im Depot? Auf welchen Ordnungskriterien basieren Sammlungen und ihre Präsentationsformen? Kunstgewerbemuseen spiegeln bis heute überwiegend Sammlungsstrategien, Systematisierungen und Epistemologien des 19. Jahrhunderts wider.
Neben der Publikation erhalten Besucher*innen in der Dauerausstellung des Kunstgewerbemuseums Zugang zu den Forschungsinhalten: Dort erwartet sie eine interaktive Pop-up-Plakatausstellung, in der die verschiedenen Zugänge zu den Exponaten mithilfe Ihres Smartphones erfahrbar werden.
Der Reader „Design Lab #7: Sprich mit mir! Die Sammlung befragen“ erscheint Mitte Dezember 2020.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Claudia Banz, Kuratorin Design Kunstgewerbemuseum und Angeli Sachs, Leiterin des Masterstudiengangs Art Education, Curatorial Studies an der Zürcher Hochschule der Künste gemeinsam mit den Studierenden Yulia Fisch, Christian Imhof, Brooke Jackson und Hannah Spillmann.
Die Reihe „Design Lab“ wird kuratiert von Claudia Banz, Kuratorin Design Kunstgewerbemuseum. Sie wird gefördert durch das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz.
„Unterirdisches Leben“, „Erdweh” oder „Raumkonzept. Natur“ von Jean Dubuffet, Roberto Matta bzw. Lucio Fontana – diese und andere Werke stehen im Zentrum der neuen Sonderpräsentation in der Sammlung Scharf-Gerstenberg. Sie alle umkreisen das Thema des Organischen und Vegetabilen.
Viele von ihnen sind in Zusammenhang mit Krisenzeiten entstanden, seien es die 1930er- oder die späten 1940er- und frühen 1950er-Jahre. Keines von ihnen zeigt einen Menschen, allenfalls nicht näher definierte Wesen sind zu erkennen. Was hier wächst und gedeiht, scheint wie von selbst entstanden.
„Pflanzen brechen aus der Erde“ ist eine Ausstellung über das geheime Leben der Natur, das sich dem gewohnten Blick verschließt und nur im Zauberspiegel der Kunst gelegentlich zum Vorschein kommt.
Schüler*innen der Klasse 5c der Otto-Wels-Grundschule haben sich die Frage gestellt, was das Spiel im öffentlichen Raum heute bedeutet. Angeleitet wurden sie bei dem Vermittlungsprojekt des URBAN NATION Museums von dem Kunstvermittler und Fotografen Markus Georg. Eine Auswahl der Aufnahmen ist nun im Rahmen einer Outdoor-Ausstellung vom 27. November 2020 bis zum 31. Januar 2021 rund um den Kastanienplatz, im Quartier Wassertorplatz, in Kreuzberg zu sehen. Das Konzept von „Spiel-Strasse“ ist im Rahmen der aktuellen Ausstellung Martha Cooper: Taking Pictures im URBAN NATION Museum entstanden. Die Ausstellung findet nicht im Museum, sondern rund um den Kastanienplatz statt.
Noch deutlicher als die Kunst ist die Mode ein Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen und individueller Bedürfnisse. In der Sammlung der Berlinischen Galerie ist das Thema Mode überraschend und auf vielfältige Weise präsent.
Neben einer großen Zahl von Modefotografien quer durch das 20. Jahrhundert sprechen ebenso viele Gemälde und Zeichnungen von der Rolle der Mode als Ausdrucks- und Repräsentationsmittel einer Zeit: vom Reformkleid um 1900 über die Dada-Dandies der 1920er Jahre bis zu avantgardistischen Kleidungsentwürfen in der heutigen Kunst. Auf dieser breiten Basis und mit Leihgaben ausgewählter Kleidungsstücke beleuchtet die Ausstellung das Verhältnis von Künstler*innen zur Mode. Welche Rolle spielt die Mode in Malerei, Zeichnung und Fotografie der letzten 100 Jahre? Nach welchen Regeln werden Kleidung und Kostüme in der Bildenden Kunst eingesetzt? Wie kleiden und inszenieren sich Künstler*innen damals und heute? Wie wird Mode als Medium in der zeitgenössischen Kunst genutzt? Die Ausstellung ermöglicht einen neuen Blick auf die Werke der Sammlung der Berlinischen Galerie und stellt aktuelle Positionen aus der zeitgenössischen Kunst vor.
Künstler*innen (Auswahl):
Karl Arnold, Martin Assig, Elvira Bach, Sibylle Bergemann, Rolf von Bergmann, BLESS, Tabea Blumenschein, Marc Brandenburg, Hans-Peter Feldmann, Rainer Fetting, Lieselotte Friedländer, Ulrike Grossarth, George Grosz, F.C. Gundlach, Gerd Hartung, Raoul Hausmann, Hannah Höch, Alexandra Hopf, Käthe Kruse, Alyssa De Luccia, Jeanne Mammen, Anna Muthesius, Helmut Newton, Ulrike Ottinger, Lilla von Puttkamer, Rafael Rheinsberg, Frieda Riess, Ursula Sax, Rudolf Schlichter, Wiebke Siem, Franz Skarbina, Claudia Skoda, Eugen Spiro, Herbert Tobias, Yva
Die Arbeit von Alicja Kwade (*1979) ist inspiriert von naturwissenschaftlichen, philosophischen und gesellschaftlichen Fragestellungen. In ihren raumgreifenden Installationen verhandelt sie Modelle und Konstruktionen zur Wahrnehmung von Realität, um die Möglichkeiten objektiver und subjektiver Erkenntnis zu hinterfragen.
In der Ausstellung in der Berlinischen Galerie stellt die Künstlerin sich erstmals selbst ins Zentrum. „In Abwesenheit“ basiert auf neueren Arbeiten von Alicja Kwade, die sich im weiteren Sinn als Selbstporträts lesen lassen. Kwade geht der Frage nach, wie sich ein Mensch und seine physische Präsenz im Raum beschreiben lässt: über den eigenen Herzschlag, den individuellen DNA-Code oder mit den chemischen Elementen, aus denen sich der Mensch zusammensetzt.
Mit Kwades ortsspezifischer Installation setzt die Berlinische Galerie das erfolgreiche Format von in-situ-Projekten in Berlin arbeitender Gegenwartskünstler* innen fort. Kwade studierte von 1999 bis 2005 an der Universität der Künste Berlin und gehört heute international zu den gefragtesten Künstler*innen. Zuletzt stellte sie unter anderem in New York, Tours, Helsinki, Kopenhagen, Zürich, Barcelona, Shanghai, Reykjavik, Venedig und London aus.
Wo enden die Ränder des Individuums und wo beginnen die der Gemeinschaft? Wie kann diese reflexive Beziehung genutzt werden, um Wissen und Techniken wiederzuerlangen, die den Korruptionen unterdrückender Systeme widerstehen und sie verändern können?
In Hands Full of Air erforscht Monilola Olayemi Ilupeju Verletzlichkeit und Intuition als Ausgangspunkt für eine Praxis der kollektiven Für/Sorge. Bezugnehmend auf den ephemeren Charakter eines blanket forts, einer improvisierten ‚Festung‘ aus Stoffen, entsteht eine immersive Rauminstallation aus Bettlaken und Textilien, die ihre Freund:innen und Künstler:innen aus der ganzen Welt beisteuern. Jeder Stoff verkörpert einen affektiven Moment, eine Spur von Intimität oder eine Geste der Liebe. In diese gemeinschaftlich getragene Struktur verwebt Ilupeju ihre Videoarbeiten, Bilder, Stoffe und Objekte, in denen sie sich mit der Formierung des Selbst innerhalb gesellschaftlicher Konstruktionen von Sexualität, Geschichte und Repräsentation auseinandersetzt.
Die Installation stellt den Versuch dar, im ambivalenten Raum zwischen Entblößung und Isolation zu verweilen, um im Unbehagen der gemeinsamen Verletzbarkeit Anerkennung zu finden. Im Verschwimmen der Grenzen von Autor:innenschaft wird die Konstitution von Identität hinterfragt und Empathie als Form des Widerstands erprobt. Ilupejus subversive Form einer ‚Festung‘ zeigt auf, inwiefern kollektive Zerbrechlichkeit und Porosität Räume schaffen kann, in denen ein anderes Sehen und Zuhören möglich ist und sich Verwundbarkeit in Widerstandskraft und Selbstermächtigung verwandelt.
Mit Beiträgen von Sharmeen Anjum, Peter Basma-Lord, Anguezomo Mba Bikoro, Lu Rose Biltucci, Ellie Lizbeth Brown, Federica Bueti, Lucia Pedroso Cabrera, Olivia Chou with Ally Zhao, Binta Diaw, Nathan Storey Freeman, Bambi Glass, Danny Greenberg, Riya Hamid, Nile Harris, Samhita Kamisetty, Avantika Khanna, Byron Kim, Eleanor Kipping, Beverly „KöTA WALi“, Kelly Krugman, Cooper Lovano, Markues, Adam Milner, Emily Velez Nelms, Luiza Prado, Thomias Radin, Elliot Reed, Djibril Sall, Lorenzo Sandoval, Lili Somogyi und anderen.
kuratiert von Jorinde Splettstößer
Monilola Olayemi Ilupeju ist eine transdisziplinäre nigerianisch-amerikanische Künstlerin, die in Berlin lebt und arbeitet. Ilupeju erwarb 2018 ihren Abschluss an der New York University, wo sie Studiokunst (Honors Studio) sowie Sozial- und Kulturanalyse studierte. In ihrer künstlerischen und multimedialen Praxis beschäftigt sie sich mit Entwicklungsprozessen von Sexualität im Zusammenhang mit Perversion, Intimität, Traumata, Körperbildern, sowie mit queeren und antikolonialen Methodologien. Sie interessiert sich für Praktiken der Improvisation und Intuition und der Wiederentdeckung des kindlichen Selbst. In ihrer künstlerischen Betrachtung der porösen Ränder und Risse konstruierter Realitäten eröffnet sie Räume, die einen Ort der Heilung, Befreiung und Regeneration bieten.
Hands Full of Air bildet den Auftakt der Ausstellungsreihe MY WORKING WILL BE THE WORK. on self/care, labour and solidarity kuratiert von Linnéa Meiners und Jorinde Splettstößer.
Ilupejus neue Arbeit für Hands Full of Air entstand während ihres Aufenthalts am TIER – Institute for Endotic Research im Rahmen der Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe Maintenance! Domestics as Institutional Becomings.
Der Besuch der Ausstellung sowie Veranstaltungen finden unter strenger Beachtung der derzeit geltenden Hygiene- und Abstandsregeln statt.
www.galerie-im-turm.net | @galerie_im_turm
www.monilola.com | @monilola
Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa: der spartenoffenen Förderung, Präsentationsförderung, Ausstellungsfond Kommunale Galerien und Fonds Ausstellungsvergütung für bildende Künstlerinnen und Künstler. Die Galerie im Turm ist eine Einrichtung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg.
Ein weitgehend unbekanntes Kapitel Berliner Stadtgeschichte ist die Untertageverlagerung von Rüstungsproduktion zum Ende des Krieges 1944 / 1945. Die Ausstellung „In den Kellern Berlins“ widmet sich nun diesem Thema am Beispiel der Firma Telefunken, die das größte deutsche Röhrenwerk in der Sickingenstraße in Moabit betrieb.
Ab 1944 wurden Teile der Röhrenproduktion aus der Moabiter Sickingenstraße in drei große Brauereikeller in Kreuzberg und Prenzlauer Berg, sowie in einen U-Bahntunnel am Reichstag verlagert. Mit dem Frauennamen Lore sollte die unterirdischen Anlagen getarnt werden:
· Lore 1 - heutige Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36, Prenzlauer Berg
· Lore 2 - Bockbrauerei, Fidicinstraße 3, Kreuzberg
· Lore 3 - Königstadt-Brauerei, Saarbrücker Straße 24, Prenzlauer Berg
· Lore 4 - U-Bahntunnel, Reichstag, Mitte
Die Ausstellung begibt sich auf eine Spurensuche zu diesen vier historischen Orten. Thematisiert werden die Umbauten von Brauereikellern zu Rüstungsfabriken, die Rolle von Zwangsarbeit oder der Konflikt um die Frage, ob die Keller für den Schutz der Zivilbevölkerung oder die Rüstungsproduktion genutzt werden sollen.
Ohne das Hightech-Produkt Elektronenröhren konnten keine Funk- und Radaranlagen, Störsender oder Funksteuerungen für Raketen betrieben werden.
Nach der Präsentation im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit geht die Ausstellung Ende April auf Wanderschaft. Geplant ist, vorbehaltlich aktueller Entwicklung in der Corona-Pandemie, sie auch an den historischen Orten, in den genannten Berliner Brauereien zu zeigen.
Ein Epochen und Kontinente umspannender Überblick über die Kunst und Kulturen der Welt ab Spätsommer 2021
Rund 20.000 Exponate aus den weltweit bedeutenden Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums fu?r Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin eröffnen in der zweiten und dritten Etage neue Blicke auf die vergangenen und gegenwa?rtigen Kulturen Afrikas, Amerikas, Asiens und Ozeaniens.
Ein mit Schnitzereien reich verziertes Haus aus Palau, eindrucksvolle Boote aus Ozeanien und Tondokumente aus aller Welt im Berliner Phonogramm Archiv: Die Dauerausstellung des Ethnologischen Museums ru?ckt materielles wie immaterielles Erbe gleichermaßen in den Fokus.
An einer japanischen Teezusammenkunft teilnehmen, in die Scho?nheit indoislamischer Ga?rten eintauchen oder vor Buddha-Statuen meditieren: All das bietet die Präsentation des Museums fu?r Asiatische Kunst.
20.000 Objekte auf 17.000 Quadratmetern
Der Besuch macht neugierig auf Sammlungsgeschichte, religio?se Fragen, zeitgeno?ssische Kunst und die Bedeutung von Handwerkstechniken, thematisiert Rituale, Inszenierungen und Perspektiven indigener Communities, um sich mit dem Erbe des Kolonialismus und der Rolle Europas kritisch auseinanderzusetzen.
Afrika
Bronze- und Elfenbeinreliefs aus dem Königreich Benin, Holzfiguren und Masken aus Kamerun, ästhetisch herausragende Skulpturen aus dem Kongo sowie mit Eisen- und Glasperlen geschmückte Lederkleidung aus Namibia gehören zu den bekanntesten und außergewöhnlichsten Werken aus Afrika in Berlin. Gleichzeitig verließen viele von ihnen den afrikanischen Kontinent als Folge kolonialer Eroberung und Herrschaft. Die Ausstellungen der Afrika-Sammlungen des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum werfen drängende Fragen auf: nach den Gesellschaften in Afrika, aus denen die Artefakte stammen, nach den Bedingungen, unter denen sie gesammelt wurden, nach den Dilemmata, in denen sich die Akteure*innen in Afrika befanden, und nach der kooperativen Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kolonialismus und seinen Auswirkungen bis in die Gegenwart.
Amerika
Der Ausstellungsbereich zeichnet ein umfangreiches Bild der historischen und gegenwärtigen indigenen Kulturen Amerikas. Highlights sind unter anderem die Bestände aus dem zentralen und südlichen Andenraum, die beindruckenden Cotzumalhuapa-Stelen aus dem heutigen Guatemala, die beiden Wappenpfähle von First Nations in British-Columbia oder die Sammlungen früher Forschungsreisender aus der Amazonasregion. Die Vielfalt der Keramiken aus Nord-, Meso- und Südamerika sowie die Sammlungen der Ebenen und Prärien Nordamerikas werden in einem separaten Schaumagazin erlebbar
Asien
Das dritte Obergeschoss ist den Künsten und Kulturen des größten Kontinents der Erde gewidmet. Hier treten die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst erstmals in einen direkten Dialog, trifft zeitgenössische Kunst auf jahrhundertealte Meisterwerke. Sie erlauben es, chinesische Hofkunst in einem spektakulären Thronsaal zu erleben, eine japanische Teezusammenkunft zu verfolgen, rekonstruierte, vor 1500 Jahren ausgemalte buddhistische Höhlentempel zu bewundern, in die Welt indo-islamischer Gärten einzutauchen, der Faszination religiöser Rituale um die göttlichen Skulpturen Indiens nachzuspüren oder fantastische Theatertraditionen Südostasiens und die Vielfalt islamischer Lebenswelten kennenzulernen.
Ozeanien
Der Pazifik ist der größte Ozean der Welt und in der Weite des Meeres erscheinen die Inseln Ozeaniens klein und isoliert. Für die indigene Bevölkerung aber war das Meer nie trennend. Bis heute ist es für viele Teil ihrer Identität. Ihre Vorfahren legten große Entfernungen zurück und entdeckten als erste Menschen die pazifischen Inseln. Von ihren herausragenden Navigations- und Bootsbaukünsten zeugen die Wasserfahrzeuge im Humboldt Forum. Weitere Highlights des Ausstellungsbereichs Ozeanien sind die Häuser aus Palau und die der Abelam aus Papua-Neuguinea.
Zeitgenössische Kunst
In allen Ausstellungsbereichen des Ethnologischen Museums und Museums für Asiatische Kunst finden sich zeitgenössisches Kunstwerke und Interventionen. Neben António Oles Township-Wall und dem raumgreifenden Kunstwerk von Marianna Castillo Deball beeindrucken vor allem Installationen, die sich mit den Auswirkungen der Kolonialzeit in der afrikanischen Gegenwart auseinandersetzen.
Der Berliner Architekt und Stadtplaner Werner Düttmann wäre am 6. März 2021 hundert Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum soll durch die großangelegte Ausstellung Werner Düttmann. Berlin.Bau.Werk gewürdigt werden. Als Architekt, Senatsbaudirektor (1960–66), Professor an der Technischen Universität Berlin (1966–70) und Präsident der Akademie der Künste, Berlin (1971–83) war Düttmann zu Lebzeiten eine der zentralen Persönlichkeiten im Stadt- und Kulturleben von West-Berlin. Wirkmächtig prägte er in seinen unterschiedlichen Funktionen das Gesicht und die Struktur dieser Stadt – von Reinickendorf bis nach Dahlem, von Neukölln bis nach Spandau. Das Spektrum seiner Arbeiten umfasst dabei Wohn- und Kulturbauten, öffentliche Plätze, Gemeinschafts- und Verkehrsbauten.
Ganz im Sinne der äußerst kommunikativen Persönlichkeit Düttmanns ist das Projekt netzwerkartig angelegt. Rund 30 seiner heute noch existierenden Bauten und Plätze in Berlin werden in die Ausstellung aktiv einbezogen und als „real size“-Objekte kostenlos vor Ort erfahrbar gemacht. Neben der Akademie der Künste im Hansa-Viertel und der Hansabücherei zählen hierzu unter anderem die Verkehrskanzel am Ku’Damm und der Ernst-Reuter-Platz, die Kirchen St. Agnes/Galerie König in Kreuzberg und St. Martin im Märkischen Viertel sowie die dortigen Wohnbauten des Architekten und die U-Bahnhöfe entlang der U7 Blaschkoallee, Parchimer Allee und Britz-Süd.
Parallel zur Ausstellung entsteht die Website wernerduettmann.de als digitales und zentrales Informations- und Navigationstool. Sie öffnet virtuell Türen, beispielsweise zu geschlossenen Wohnbauten, gibt einen Überblick über Düttmanns Schaffen in Berlin und navigiert die Besucher*innen durch und an die Orte der Ausstellung im Stadtgebiet.
Die Präsentation im Brücke-Museum bietet einen chronologischen Überblick über alle Berliner Gebäude und gibt so Impulse, die Bauten und den Stadtraum aktiv zu entdecken. Sie stellt ferner Düttmanns wenig bekannte künstlerischen Anfänge vor, ebenso wie Teile seiner eklektischen Kunstsammlung. Nicht zuletzt würdigt die Präsentation das Brücke-Museum selbst als Gebäude und als vorbildlichen Raum für Kunst. Ein Ausstellungsraum wird dafür in den historischen Zustand zurückgeführt und ausgewählte Meisterwerke der Sammlung in der ursprünglichen Hängung gezeigt.
Werner Düttmann. Berlin.Bau.Werk ist eine Kooperation mit der Akademie der Künste Berlin, dem Landesdenkmalamt Berlin und der Technischen Universität Berlin. Ein umfassender Katalog erscheint im Wasmuth & Zohlen Verlag in deutscher und englischer Sprache.
Die Ausstellung wird gefördert durch die LOTTO-Stiftung Berlin und den Hauptstadtkulturfonds.
Die Publikation wird gefördert durch die Wüstenrot Stiftung.
Die sogenannte Gottbegnadetenliste wurde im August 1944 von Adolf Hitler und Joseph Goebbels zusammengestellt: 1.041 „Künstler im Kriegseinsatz“, unter ihnen 104 Bildhauer und Maler, galten als „unabkömmlich“ und blieben vom Fronteinsatz verschont. Bis auf wenige Ausnahmen lebten und arbeiteten hochrangige Künstler des Nationalsozialismus wie Arno Breker, Hermann Kaspar, Willy Meller, Werner Peiner, Richard Scheibe und Adolf Wamper auch nach 1945 in der Bundesrepublik. Sie übernahmen Lehrtätigkeiten, beteiligten sich an Preisverleihungen und Wettbewerben, erhielten Aufträge aus Politik und Wirtschaft und produzierten vielfach Kunst im öffentlichen Raum. Ihre Gestaltungen von Denkmälern, Brunnen, Standbildern auf Plätzen, Fassaden und Foyers prägten und prägen das Gesicht prominenter Orte in westdeutschen Städten.
Die Ausstellung des Deutschen Historischen Museums nimmt nun erstmals die Nachkriegskarrieren sogenannter gottbegnadeter bildender Künstler, deren Rezeption und die damit verbundene Kontinuität einer antimodernen Kunstauffassung in den Blick. Begleitend zur Ausstellung „documenta. Politik und Kunst“ konterkariert sie das Bild des radikalen ästhetischen Neuanfangs, das seit ihrer Premiere 1955 mit der Großausstellung verbunden wird.
Die Ausstellung wird von kuratiert von Wolfgang Brauneis.
Die ästhetisch-politische Geschichte der Bundesrepublik spiegelt sich in besonderer Weise in der documenta: Seit ihrer Gründung 1955 wurde sie immer wieder zu einem Ort, an dem sich zentrale Aspekte der deutschen Nachkriegsgeschichte, die Spuren des Nationalsozialismus, die Blockbildung des Kalten Krieges und das Selbstverständnis der bundesrepublikanischen Gesellschaft widerspiegelten. Die Ausstellung macht die kulturpolitischen Netzwerke sichtbar ebenso wie die Impulse, die die international angelegte Großausstellung zwischen 1955 und 1997 auf die bundesrepublikanische Gesellschaft hatte. Erstmals kommen in Interviews die Künstler*innen und Ausstellungsmacher*innen selbst zu Wort.
Begleitend dazu konterkariert die Ausstellung „Die Liste der Gottbegnadeten. Künstler des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik“ das Bild des radikalen ästhetischen Neuanfangs, das seit ihrer Premiere 1955 mit der Großausstellung verbunden wird.
Die Ausstellung wird kuratiert von Lars Bang Larsen, Julia Voss und Dorothee Wierling.
1985 trug Joseph Beuys an den Münchner Kammerspielen zu der Reihe ?Reden über das eigene Land: Deutschland? bei. In seiner Rede hielt er fest, dass er seine Werke ?von der Sprache aus? entwickle. Bildnerischen Gestaltungsmitteln ebenbürtig, verstand er die Sprache als plastisches Material, durch das jede Einzelne und jeder Einzelne körperlich, intellektuell und kommunikativ an der Neuordnung der Gesellschaft teilhaben könne. So reicht seine Auseinandersetzung mit Sprache vom Schweigen bis zur stundenlangen Diskussion, von animalisch klingenden Lauten bis zu präzisen Begriffserörterungen und verrätselten Schriften.
Zu Beuys? 100. Geburtstag rückt der Hamburger Bahnhof die Sprache in den Mittelpunkt einer Ausstellung, die Skulpturen, Zeichnungen, Installationen, Filme, Plakate und Dokumente ? darunter der Zyklus ?The secret block for a secret person in Ireland? und die Installation ?Das Kapital Raum 1970?1977? ? aus den Beständen der Nationalgalerie, der Sammlung Marx, des Kupferstichkabinetts und der Kunstbibliothek umfasst.
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie ? Staatliche Museen zu Berlin
Anlässlich des 700. Todesjahrs des italienischen Dichters und Philosophen Dante Alighieri (1265-1321) zeigt das Kupferstichkabinett eine Auswahl aus zwei Holzschnittfolgen der 1920er-Jahre.
Diese stammen von der Dänin Ebba Holm und dem Deutschen Klaus Wrage. Beide setzen sich facettenreich mit Dantes literarischem Hauptwerk, der „Göttlichen Komödie“, auseinander – und damit mit Dantes virtueller Wanderung durch die Hölle über den Läuterungsberg bis hin zum Paradies.
Ergänzend werden nicht nur Werke von Odilon Redon, Wilhelm Lehmbruck und Willy Jaeckel gezeigt, sondern auch farbige Computerzeichnungen des Berliner Künstlers Andreas Siekmann (geb. 1961) aus seinem 94-teiligen Werkkomplex „Die Exklusive – Zur Politik des ausgeschlossenen Vierten“ (2002-2011). Siekmann schildert in „Die Exklusive“ in mehreren Serien besonders gegenwärtige Höllenfahrten, die Dante und sein Wegführer, der antike Dichter Vergil, unternehmen.
Eine Sonderausstellung des Kupferstichkabinetts – Staatliche Museen zu Berlin
Als sich 1964 die europäische Fluxus-Gruppe auflöste, zog sich Tomas Schmit (1943–2006), der sich als Performer an den Aktivitäten der Gruppe beteiligt hatte, allmählich von der Aufführungspraxis zurück. Ab 1966 widmete er sich vorrangig dem Schreiben und Zeichnen.
Doch die Idee der Bühne als einem Ort, an dem eine Handlung vor einem Publikum zur Aufführung gelangt, war damit nicht aus seiner Kunst verschwunden: Das Zeichenpapier avancierte zum neuen Schauplatz seines künstlerischen Credos „sachen machen“. Auf dem Papier inszenierte Schmit fortan „die Aufführung des Zeichnens“.
Während sich die Ausstellung im Kupferstichkabinett auf Schmits zwischen 1966 und 2006 entstandene Arbeiten auf Papier konzentriert, werden die Fluxus-Aktivitäten des Künstlers parallel im Neuen Berliner Kunstverein beleuchtet.
Eine Sonderausstellung des Kupferstichkabinetts – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) und dem tomas schmit archiv, Berlin
Unsichtbares sichtbar machen ? das steht im Fokus der bereits weit gereisten Wanderausstellung, kuratiert von der Anthropologin Ewa Klekot und dem Keramikkünstler Arkadiusz Szwed aus Poznán.
Sie ließen von den Arbeiter*innen der Porzellanfabrik in ?mielów das Tafelservice ?Die menschliche Spur? anfertigen, das ihr handwerkliches Können und ihr umfassendes Erfahrungswissen für die Fabrikproduktion durch einen ungewöhnlichen Kunstgriff sichtbar werden lässt: Während der Fertigung trugen sie Handschuhe, an deren Spitzen Kobaltsalze hafteten. Erst nach dem Brennen zeichneten sich ihre Fingerabdrücke in Dunkelblau auf dem Porzellan ab. Porträts und Zitate der beteiligten Fabrikarbeiter*innen umrahmen diese eingebrannten Spuren ihrer Arbeit. Damit rücken der ?menschliche Faktor? und seine Wertschätzung bei der industriellen Herstellung vermehrt in den Fokus ? ein Themenfeld, das auch bei Verbraucher*innen zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Eine Sonderausstellung des Adam Mickiewicz Instituts in Kooperation mit dem Museum Europäischer Kulturen ? Staatliche Museen zu Berlin
Mit der Ausstellung »Vergesst uns nicht …« leistet das Museum einen weiteren Beitrag, sogenannte vergessene Opfer des Vernichtungskrieges in Erinnerung zu rufen. Der gezielte und grausam effektiv durchgeführte Mord an den Patienten psychiatrischer Kliniken und an Kindern mit Behinderungen in der Region Nordkaukasus innerhalb der sehr kurzen Zeit deutscher Besatzung ist ein hierzulande unbekanntes Kapitel. Während der Recherche zur Ausstellung geriet eine zweite Opfergruppe in den Fokus. Zahlreiche jüdische Mediziner im Nordkaukasus wurden Opfer des Holocaust. Auch an sie möchte die Ausstellung erinnern. Der dritte Abschnitt der Ausstellung beschäftigt sich mit derErinnerungskultur gegenüber den vergessenen Opfergruppen im Nordkaukasus.
Der Historikerin Irina Rebrova ist es gelungen, in Russland dieses bislang unberücksichtigte Thema mit einer Wanderausstellung einem breiten Publikum im Nordkaukasus näherzubringen. Seit 2018 wurde die Ausstellung an zahlreichen Orten in der Region gezeigt. Sie stieß auf große Resonanz beim Publikum und in den Medien. Mit Unterstützung durch die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", dem Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin sowie dem Verein Kontakte-Kontakty präsentieren wir nun für das deutsche Publikum eine in Zusammenarbeit mit der Kuratorin erarbeitete Adaption dieser Ausstellung.
Paris war vor 1900 der Anziehungspunkt für russische Künstler. Hier begegneten sie den Werken von Claude Monet und Auguste Renoir und ließen sich von den Themen und der Malweise der französischen Impressionisten anregen. Zurück in Russland malten sie en plein air und spürten der Flüchtigkeit des Moments in Portraits der Szenen des russischen Alltags nach. Auch Maler, die später die russische Avantgarde bildeten, entwickelten aus dem impressionistischen Studium des Lichts ihre neue Kunst. Die Ausstellung im Museum Barberini widmet sich der bislang kaum erforschten Rezeption französischer Lichtmalerei in Russland. Sie zeigt anhand von über 80 Werken die Internationalität der Bildsprache um 1900 und integriert die russischen Künstler der damaligen Zeit – von Ilja Repin bis Kasimir Malewitsch – in das Projekt der künstlerischen Moderne.
Das Foto des flüchtenden DDR-Grenzpolizisten Conrad Schumann aus dem Jahr 1961 gilt als Ikone des 20. Jahrhunderts. Laut „Time“-Magazin zählt das Bild, das sich nach dem Ereignis weltweit verbreitete, zu den hundert Fotografien, die die Welt veränderten. Heute ist es Teil des Weltdokumentenerbes der UNESCO.
Am 15. August gegen 16 Uhr sprang der Bereitschaftspolizist Conrad Schumann an der Straßenecke Ruppiner-/Bernauerstraße über den Stacheldrahtzaun in den Westteil Berlins. Festgehalten wurde dieser Augenblick von dem jungen Fotografen Peter Leibing. Im Deutschen Historischen Museum führt der Regisseur Boris Hars-Tschachotin in einer 360° Virtual Reality-Installation aus dem wiedervereinigten Berlin zurück in das Jahr 1961. Mit Hilfe einer VR-Brille bieten sich den Besucher*innen drei Filmperspektiven: Die des fliehenden Conrad Schumann in NVA-Uniform (Anton von Lucke), die des Fotografen Peter Leibing (Max von der Groeben) und die des Westberliner Polizisten Manfred Klumm (Daniel Axt). Der 360°-Raum in Farbe erfasst den historischen Moment des Sprungs multiperspektivisch und sprengt erstmals den Rahmen des zugrundeliegenden ikonischen Schwarzweiß-Fotos. So erlebt das Publikum aus diesen subjektiven Blickwinkeln die Ereignisse unmittelbar – mal aus Westberliner, mal aus Ostberliner Sicht.
Die Ausstellung "zurückGESCHAUT" ist das Ergebnis einer vom Bezirksmuseum Treptow-Köpenick initiierten und auf Nachhaltigkeit angelegten Kooperation mit der Initiativer Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) und Berlin postkolonial e. V.
Bundesweit ist dabei erstmalig eine Dauerausstellung zur Geschichte von Kolonialismus, Rassismus und Schwarzem Widerstand erarbeitet worden. Die Beteiligung Schwarzer Menschen hatte dabei nicht nur Einfluss auf Details , sondern war entscheidend für die Entwicklung des Ausstellungskonzeptes, die Auswahl der Bilder und das Verfassen der Ausstellungstexte.
Die Erste Deusche Kolonialausstellung fand als eigenständiger Teil der Berliner Gewerbeausstellung von 1896 im Treptower Park statt. Von der deutschen Kolonialwirtschaft initiiert, wurde sie mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes zu einer aufwendigen Inszenierung des deutschen Kolonialstaates.
Im Mittelpunkt der Ersten Deutschen Kolonialausstellung und auch der Ausstellung "zurückGESCHAUT" standen und stehen die 106 in den deuschen Kolonien "angeworbenen" Kinder, Frauen und Männer. Einen Sommer lang mussten sie sich vom Publikum in Berlin anstarren lassen. Doch sie schauten auch aufmerksam zurück. Gemeinsam wehrten sie sich gegen die ihnen zugewiesene Rolle in der Kolonialausstellung und die Ungerechtigkeiten des Kolonialstaates.
Käthe Kollwitz verleiht in ihren Werken den Händen eine besondere Bedeutung. Sie stellt sie oft übermäßig groß dar, so dass sie das Bildmotiv dominieren. Anfassen, tasten, schützen, fordern, stützen, beten: Berührungen unterschiedlicher Art finden sich in ihren Darstellungen. Sie zeigen Geborgenheit und Liebe, oder aber künden von Leid und Gefahr.
Die Hand fand in der bildenden Kunst des öfteren Verwendung als Motiv. Zunächst war es anatomisches Interesse an diesem Wunderwerk der Natur, gefolgt von der Vorstellung, dass die Hand das Werkzeug des Künstlergenies sei, was sich zu surrealen Gestaltformen entwickeln konnte. Somit gehörte die Hand seit Jahrhunderten zu einem beliebten Darstellungsobjekt, als emotionales Bildelement wurde sie indes seltener verwendet. Bei Käthe Kollwitz wird sie zum zentralen Motiv.
Liebe, Geborgenheit, Schutz, Trauer, Angst – Im Leben von Käthe Kollwitz spielten Begegnungen und innige Beziehungen eine wichtige Rolle. Aus ihren Tagebucheintragungen erhalten wir oftmals Eindrücke, wie sie Nähe und Distanz erlebt hat. In ihren Werken beschäftigen sie gerade diese emotionalen Erfahrungen besonders intensiv. Dabei entstehen gefühlsstarke Bilderfindungen, die unabhängig von einem konkreten Erlebnis einen allgemeinen Gemütszustand wiedergeben. Als stärkstes Ausdrucksmittel wird dabei immer wieder die Hand verwendet, die sanft berührt oder kraftvoll fordert. Emotionen, wie Trauer, Resignation und Nachdenklichkeit werden durch Hände, die nicht selten das Gesicht verdecken, vermittelt. Durch die Lichtführung oder eine überproportionale Ausformung lenkt die Künstlerin den Blick des Betrachters auf das ihr so wichtige Motiv.
Derzeit ist physische Nähe aus unserem sozialen Leben fast vollständig verschwunden. Hände schütteln, umarmen, unter den Arm greifen, festhalten – eigentlich selbstverständliche Handlungen, die wir zurzeit nur selten wagen. Daher scheint es gerade jetzt ein guter Zeitpunkt zu sein, die Darstellung dieser Form der physischen Nähe in der Kunst genau anzuschauen. Das Werk von Käthe Kollwitz bietet eine Fülle von Ausdrucksmöglichkeiten, die es zu entdecken gilt. In ihren Bildern „sprechen“ die Hände und erzählen von großen Emotionen.
In über vierzig Arbeiten – Zeichnungen, Druckgrafiken und Plastiken – aus allen Schaffensperioden von Käthe Kollwitz folgt die Ausstellung diesem wichtigen Motiv.
Die Ausstellung „Postscriptum – ‚Ostarbeiter´ im Deutschen Reich“ der Gesellschaft Memorial erinnert an die sowjetischen Frauen, Männer und Kinder, die während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeit für das NS-Regime leisten mussten.
Die Nationalsozialisten verschleppten rund 8,4 Millionen Zivilistinnen und Zivilisten zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich. Die rund 3 Millionen Menschen aus der Sowjetunion – die „Ostarbeiter“ – bildeten unter ihnen die größte Gruppe. Die deutsche Kriegswirtschaft war auf diese Arbeitskräfte zwingend angewiesen. Zugleich bestanden die NS-Sicherheitsbehörden darauf, die slawischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter konsequent aus der deutschen Gesellschaft auszuschließen. Gekennzeichnet mit dem Abzeichen „OST“ waren sie extrem schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen ausgesetzt.
Die Ausstellung ist der ältesten Stadt Ägyptens gewidmet und stellt ihre 6000jährige Geschichte in verschiedenen Themeninseln vor, die den Landschafts- und Lebensraum einer religiös, politisch und kulturell bedeutenden Region in all ihren Facetten widerspiegeln.
Die heute fast unbekannte Stadt war im Altertum eines der wichtigsten religiösen Zentren. Schon seit der Frühzeit lag hier der Hauptkultort des Fruchtbarkeitsgottes Min, der später mit dem griechischen Gott Pan gleichgesetzt wird. Sein in ptolemäischer Zeit errichteter Tempel war einer der größten in Ägypten und wurde bis zu seiner Zerstörung im 14. Jh. n. Chr. von den arabischen Historikern als eine Art Weltwunder beschrieben. Nicht weniger gerühmt wurde die Stadt für ihre Steinmetzkunst und textilen Erzeugnisse. Bis heute gilt Achmîm als Zentrum der handwerklichen Textilproduktion.
Mit der Stadt sind zahlreiche bekannte Persönlichkeiten eng verbunden. Beispielsweise stammten Teje, die Mutter Echnatons, Pharao Eje, der Alchemist Zosimus von Panopolis und der Dichter Nonnos aus Achmîm. In dessen Umgebung hat der berühmt-berüchtigte Abt Schenute in frühchristlicher Zeit einen florierenden Klosterverband gegründet. Die von ihm verfassten Regularien, beeinflussten die Ordensregeln des Heiligen Benedikt und werden bis heute befolgt.
Die lange Besiedlungsgeschichte der Stadt lässt sich unter anderem an den weitläufigen Nekropolen der Umgebung ablesen, in denen sich Gräber aus sechs Jahrtausenden mit einem reichen Schatz an Funden erhalten haben. Etliche befinden sich heute in den Sammlungen des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung und der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst und werden zum Teil erstmals ausgestellt.
Leihgaben aus dem In- und Ausland ergänzen die Sonderausstellung. Abgerundet wird die historische Darstellung durch einen Blick auf die 100jährige Forschungsgeschichte.
Eine Ausstellung des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung und der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Fachbereich Ägyptologie der Universität Göttingen.
Das Reisen auf dem Papier kennt keine Beschränkungen, Beherbergungsverbote oder Risikogebiete. Umso entspannter macht man sich in dieser Kabinettausstellung auf den Spuren französischer Zeichner des 17. und 18. Jahrhunderts auf den Weg, um die unterschiedlichsten Orte in Nah und Fern zu entdecken: russische Landschaften ebenso wie die ewige Stadt oder ägyptische Tempel.
Künstler reisten nicht nur auf eigene Faust, sondern auch im akademischen Rahmen ihrer Ausbildung und begleiteten sogar Expeditionen. Nicht immer haben sie dabei mit ihrem Stift oder dem Pinsel in dokumentarischer Genauigkeit nur das festgehalten, was sie unterwegs sahen. Manch eine Ansicht ist auch inspiriert von künstlerischen Traditionen der Landschaftsdarstellung oder ihrer Phantasie.
Die etwa 20 Werke stellen eine kleine, aber feine Auswahl aus der insgesamt über 1000 Blätter französischer Zeichner umfassenden Sammlung des Kupferstichkabinetts dar, die zu den umfangreichsten und bedeutendsten außerhalb Frankreichs zählt. Wir treffen auf bekannte und weniger bekannte Künstler und auch auf einige Besonderheiten der Berliner Sammlung. Zum Teil handelt es sich dabei um Entdeckungen, die im Zuge des zweijährigen Forschungs- und Digitalisierungsprojekts ?Die Französischen Zeichnungen des Kupferstichkabinetts? gemacht wurden, das großzügig gefördert wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und nun zu Ende geht.
Eine Kabinettausstellung des Kupferstichkabinetts in der Gemäldegalerie.
Das Vorderasiatische Museum widmet sich in einer wissenschafts-historischen Kabinettausstellung im Pergamonmuseum einem der beliebtesten Wahrzeichen der Museumsinsel Berlin: dem Ischtar-Tor. Von der Grabung in Babylon (Irak) bis zur visionären Rekonstruktion in Berlin stellt die Sonderpräsentation die Herkunft des Ischtar-Tores in den Mittelpunkt und setzt die Grabungs-, Erwerbungs- und Museumsgeschichte in ihren historischen Kontext.
Die Rekonstruktion des Ischtar-Tores im Pergamonmuseum fasziniert die Besucher*innen der Museumsinsel Berlin seit rund 90 Jahren. Der babylonische König Nebukadnezar II. (604?562 v. Chr.) errichtete die spektakuläre Toranlage in Babylon (Irak). Nach dem Untergang des babylonischen Reichs im späten 6. Jahrhundert v. Chr. zerfiel das Tor nach und nach, sodass sich bei der Ausgrabung in Babylon nur kleine Bruchstücke fanden. Aus diesen wurde dann ein Teil der Toranlage in Berlin rekonstruiert. Heute fragen sich viele Museumsbesucher*innen, wie es in das Vorderasiatische Museum in Berlin kam.
Die Ziegelfragmente für die Rekonstruktionen stammen aus der Grabung der Deutschen Orient-Gesellschaft von 1899 bis 1917 in Babylon. Während das Britische Empire und Frankreich bereits seit den 1840er-Jahren Grabungen im Osmanischen Reich durchführten und zahlreiche Fundstücke öffentlichkeitswirksam in die heimischen Museen brachten, hatte Deutschland bis dato keine große Grabung vorzuweisen und die Wissenschaft zunehmend das Gefühl, ins Hintertreffen zu geraten. Ab den 1890er-Jahren baute das noch junge Deutsche Reich unter Wilhelm II. seinen Einfluss im Nahen Osten aus und erhielt mit Babylon ein prestigeträchtiges Grabungsprojekt.
Von Anfang an war neben der wissenschaftlichen Erforschung Babylons der Erwerb von Ausstellungsstücken für die Berliner Museen Ziel der Ausgrabungen. Die Ziegelfragmente bekamen die Museen in zwei Fundteilungen mit Istanbul (1903) und Bagdad (1926) zugesprochen. In Berlin begann die mühevolle Arbeit der Restaurierung und Rekonstruktion. Zuerst wurden die Ziegelfragmente entsalzt, dann die Glasuren mit Wachs gefestigt und die Bruchstücke nach Motiven und Farben sortiert. Danach setzte eine Arbeitsgruppe aus bis zu 30 Personen innerhalb von nur zwei Jahren 72 Relieftiere zusammen. Ergänzt mit modernen Ziegeln wurden aus diesen Relieftieren das Ischtar-Tor, die Prozessionsstraße und die Thronsaalfassaden im Pergamonmuseum errichtet. Zur Eröffnung des Pergamonmuseums 1930 waren sie erstmals für das Publikum zu sehen.
Die Sonderpräsentation im Pergamonmuseum zeichnet den Weg des Ischtar-Tores von der Ausgrabung kleinster Glasurziegelfragmente im Bauschutt von Babylon bis zur visionären Rekonstruktion im Museum nach. Archäologisches Forschungsinteresse, imperiale Ambitionen des deutschen Kaiserreichs und die kreative Schaffenskraft der damaligen Ausgräber und Museumsmacher wirkten im Wiederaufbau des Ischtar-Tores in Berlin zusammen. Die Geschichte des Ischtar-Tores spiegelt daher zugleich die Geschichte dieser Zeit und die Geschichte des Vorderasiatischen Museums wider, dass 1899 gegründet wurde.
Mit diesen Gesichtspunkten ergänzt die Sonderpräsentation die aktuelle Dauerausstellung und trägt dem vermehrten Wissensbedürfnis der Besucher*innen nach der Herkunft der Ausstellungsstücke Rechnung. Ausgehend von Fragmenten glasierter Ziegel wird so die Wiedererschaffung des Ischtar-Tores nachvollziehbar, so wie sie durch historische Fotos und Rekonstruktionszeichnungen sowie Archivdokumente überliefert ist.
Die Ausstellung wird ermöglicht durch den Förderverein Freunde der Antike auf der Museumsinsel Berlin e.V. und Museum&Location.
„Into Space“ thematisiert die Sehnsucht des Menschen nach dem Weltraum, nach Schwerelosigkeit, fernen Galaxien und den Glauben an bisher unfassbare Energien außerhalb unserer Wahrnehmung. Drei BildhauerInnen reflektieren die Schnittstellen zwischen Kunst und Wissenschaft über ein Jahrhundert hinweg und von Berlin aus. Nach der Ausstellung „Lynn Chadwick, Hans Uhlmann, Katja Strunz“, die 2019 im Haus am Waldsee dem Thema „Falte“ nachging, nehmen nun Björn Dahlem (*1974), Berta Fischer (*1973) und Naum Gabo (1890 – 1977) mit Installationen und Plastiken ein künstlerisches Gespräch über Raum und Zeit zwischen 1920 und 2020 auf.
Zwei Tage vor Weihnachten ertönt „Stille Nacht, heilige Nacht“ im Radio, intoniert von Klarinette, Harmonium, Streichinstrumenten und Klavier. Was heutzutage nichts Besonderes mehr ist, war vor rund 100 Jahren eine Sensation: Am 22. Dezember 1920 spielten Reichspostmitarbeitende der Hauptfunkstelle Königs Wusterhausen bei Berlin ein historisches Weihnachtskonzert – die erste öffentliche Rundfunkaussendung in Deutschland.
2020 jährt sich das historische Konzert zum 100. Mal. Die Ausstellung beleuchtet Erfolge, Brüche und Zukünfte des ersten elektronischen Massenmediums der Welt.
Eine Ausstellung im Museum für Kommunikation Berlin, gefördert von der Kulturstiftung der Länder. In Kooperation mit der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv und Deutschlandradio.
#100Jahre100Postings – Unser Countdown zu 100 Jahre Radio
Ein so bedeutendes Jubiläum wie der 100. Geburtstag des Radios will natürlich standesgemäß angekündigt werden. Auf Twitter, Facebook und Instagram können Sie daher einem ganz besonderen Countdown folgen.
Unter dem Hashtag #100Jahre100Postings schicken wir das ganze Jahr über 100 interessante Fakten rund um das Radio, Behind-the-scenes-Eindrücke von der Ausstellungsentwicklung und vieles mehr über den digitalen Äther zu Ihnen. Im Social Hub auf unserem Expotizer können Sie alle Postings verfolgen und sich bereits vorab über die Ausstellung informieren!
Aus 2.500 Jahren begegnet uns die Weiblichkeit auf Münzen und Medaillen. Den ewigen anthropoiden Göttinnen werden alsbald lebendige Frauen zur Seite gestellt. Zwischen Ursprungsvorstellung und Aktualität ? oder beispielsweise "Eva" und "Greta" ? eröffnen sich zahlreiche Facetten und Themenfelder. Neben Berühmtheiten wie Kleopatra werden in der Sonderausstellung ganz unterschiedliche Bilder und Bedeutungen von Frauen, wie sie anhand von Münzen, aber vor allem durch Medaillen erfahrbar sind, beleuchtet.
Frauen begegnen uns dabei nicht nur als Dargestellte oder Auftraggeberin, sondern etwa auch als Gestalterin, Sammlerin oder Wissenschaftlerin. Die Schau präsentiert neben Beständen aus den Tresoren des Münzkabinetts insbesondere zwei Künstlereditionen, die eigens für diese Ausstellung angefertigt wurden. Die Arbeiten zum Jahresthema des Berliner Medailleurkreises treffen hierbei auf Beiträge aus der Auslobung des Nachwuchspreises für eine Kunstmedaille ?Die Drei Grazien?. Die Ausstellung fragt, inwieweit Münzen und Medaillen durch andere Quellen geprägte Vorstellungen von Frauen in der Gesellschaft bestätigen oder herausfordern können.
Eine Sonderausstellung des Münzkabinetts in Kooperation mit der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst e. V.
9 Menschen aus Ost und West, die 1975 geboren sind, reden über ihre Erfahrungen mit der Teilung, dem Mauerfall und dem Zusammenwachsen. Sie kommen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen und haben verschiedene politische Präferenzen. Sie stammen aus Brandenburg, Baden-Württemberg und beiden Teilen Berlins und haben zusammen einen breiten Schatz an Erinnerungen und Erfahrungen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie 14 Jahre alt waren, als die Mauer fiel. Sie hatten schon Erfahrungen gemacht mit dem jeweiligen politischen System und sie erlebten den Mauerfall und den Transformationsprozess als Teenager in ihrer formativen Phase. Ihre Erinnerungen an das, was vor 1989 lag, sind immer noch frisch und sie sprechen darüber, weil sie frei von Verantwortung sind, sehr unbelastet.
Aus den umfangreichen Interviews mit diesen 9 auch heute noch jungen Frauen und Männern entstand eine Videoausstellung. In der Diskussion über das Vermächtnis der Teilung und des Transformationsprozesses, in der vielfach die seit 1989 diskutierten Argumente wiederholt werden, bieten die befragten Menschen pointierte Erin-nerungen, unverbrauchte Sichtweisen und erfrischend klare Standpunkte. Dabei ordnen die Befragten ihre Erfahrungen und Lebensverläufe in den Kontext der beiden politischen Sys-teme und der insbesondere im Osten auch chaotisch erfahrenen Phase des Zusammenwach-sens ein. Daraus entstand ein vielstimmiges Bild der Vergangenheit und Gegenwart des neu-en Deutschland.
Mit den Stimmen dieser Menschen, welche den Prozess des Umbruchs und der Neufindung in ihrem privaten Umfeld hautnah miterlebten und heute in der aktivsten Phase ihres Lebens stehen, eröffnet die Videoausstellung neue Perspektiven auf die Geschichte und die Gegenwart des Landes. Denn hier sprechen Menschen, die in den öffentlichen und medialen Debatten wenig gehört werden, deren Erfahrungen jedoch den Übergang zwischen Vergan-genheit und Zukunft besser verstehen lassen. Für die heutigen Diskussionen über die Chancen, Brüche und Verluste des Zusammenwachsens von Ost und West bilden sie eine unverzichtbare Ergänzung.
1920 entstand Berlin in seinen heutigen Grenzen und die selbstständigen Städte Charlottenburg und Wilmersdorf wurden zu Berliner Bezirken. In den Jahrzehnten zuvor hatte sich ein Metropolenraum entwickelt, den soziale Unterschiede prägten. Die „Wohnungsfrage“ war eine der drängendsten Herausforderungen im großstädtischen Zusammenleben. Bereits um 1900 forderten Reformbewegungen und Sozialpolitiker umfassende Veränderungen der Wohnverhältnisse. Die Ausstellung nimmt Reformideen dieser Zeit und die Anfänge kommunaler Wohnungspolitik in Charlottenburg und Wilmersdorf in den Blick. Dabei zeigen die Positionen, Maßnahmen und Bauten in dieser Ausstellung: Ging es um Wohnverhältnisse, wurde auch soziale Ungleichheit in der Industriegesellschaft, kommunale Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung und die Stellung von Frauen im öffentlichen Leben verhandelt.
Seit der Selbstenttarnung des NSU im Jahr 2011, den terroristischen Anschlägen von München, Halle und Hanau, dem Mord an Walter Lübcke und der massiven rassistischen Mobilisierung ist die extreme Rechte in der Bundesrepublik präsent wie nie zuvor. Tatsächlich ist sie jedoch kein neues Phänomen – auch nicht in Berlin. Die Ausstellung erzählt exemplarisch von acht Ereignissen, die unterschiedlichen Aktionsfeldern der extremen Rechten zuzuordnen sind sowie von dem gesellschaftlichen Widerstand dagegen.
Wenige Tage vor Inkrafttreten des Groß-Berlin-Gesetzes betonte der Köpenicker Baustadtrat Hugo Kinzer, die Stadt komme „nicht mit leeren Händen“ in die neue Einheitsgemeinde. Damit bezog er sich auf große Forstflächen, das 1914 eingeweihte Krankenhaus und eine gut ausgebaute städtische Infrastruktur. Köpenick hatte schon im Mittelalter Stadtrecht erhalten und blickte 1920 bereits auf eine lange Geschichte der kommunalen Selbstverwaltung zurück. Vergleichsweise jung waren Landgemeinden wie Treptow, Adlershof oder Oberschöneweide, als sie nach Groß-Berlin „eingemeindet“ wurden. Doch kamen auch sie vor 100 Jahre keineswegs „mit leeren Händen“ nach Groß-Berlin. Sie waren von strategischer Bedeutung für die neue Stadtgemeinde und brachten ausgedehnte Wald- und Wasserflächen, Einrichtungen der Daseinsvorsorge und bedeutende Industriestandorte mit ein. So versorgte das Wasserwerk Friedrichshagen, am Ufer des Müggelsees gelegen, Berlin seit 1893 mit Trinkwasser. Mit der Ansiedlung der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) wurde die Landgemeinde Oberschöneweide zu einem der wichtigsten Standorte von „Elektropolis“, der elektrifizierten Metropole.
Doch wie erlebten die Gemeinden im Südosten, vom urbanen Alt-Treptow bis zum ländlichen Schmöckwitz, die Zeit vor der Bildung von „Groß-Berlin“? Welche Haltungen nahmen die bis dahin selbstständigen Gemeinden in der Groß-Berlin-Frage ein? Über welche Ressourcen verfügten sie und auf welche Weise konnten sie von den Projekten und Einrichtungen der neuen Stadtgemeinde profitieren? Die Ausstellung richtet den Blick auf die 15 sehr unterschiedlichen Ortsteile des heutigen Bezirks Treptow-Köpenick und zeigt, wie die Verwaltungsreform von 1920 das Leben der Menschen veränderte.
Xinyi Cheng (* 1989 in Wuhan, lebt und arbeitet in Paris) wurde 2019 mit dem Baloise Kunst-Preis prämiert. Wie schon in den vergangenen beiden Ausgaben mit Sam Pulitzer und Lawrence Abu Hamdan ist diese Auszeichnung mit einem Ankauf der Baloise Group für die Sammlung der Nationalgalerie verbunden. In ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung im Hamburger Bahnhof präsentiert Cheng rund 30 Gemälde, darunter eine Vielzahl neuer Werke sowie sechs Fotografien.
Zentral in Chengs künstlerischer Praxis ist die Malerei. In ihren Bildern stehen häufig Männerfiguren im Mittelpunkt. Neben Einzeldarstellungen zeigt sie ihre Modelle auch in Interaktion miteinander. Der Umraum bleibt zumeist unbestimmt und besteht häufig aus in sich strukturierten, einfarbigen Hintergründen. Dadurch treten die Körper der Figuren aus der Fläche hervor. Ihre Beziehung zueinander, die durch zärtliche Gesten und intime Momente, aber auch rätselhafte Tätigkeiten angedeutet wird, lässt Cheng dabei offen.
Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Wienand Verlag mit einem Text der Künstlerin sowie einem Essay von Sven Beckstette.
Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Baloise Group.
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin
Was haben das Erzgebirge, Rovaniemi am finnischen Polarkreis und Yiwu in China gemeinsam? Sie alle leben von Weihnachten! Weihnachten hat als saisonales Fest einen beispiellosen Siegeszug angetreten und wird heute auf der ganzen Welt gefeiert ? egal, ob christlich oder nicht.
Jenseits der religiösen Botschaft sind es vor allem die besondere Stimmung, der Familienbezug sowie der Konsum-Aspekt des Festes, die vielerorts anschlussfähig sind. Als ?Fest der Liebe? erzeugt es gleichzeitig hohe Erwartungshaltungen ? und damit auch Enttäuschungen. Weihnachten führt ebenso zu Ausschlüssen ? von denjenigen, die an Weihnachten allein sind, sich kein Festessen und keine Geschenke leisten können oder es aus religiösen oder kulturellen Gründen nicht feiern. Zudem lassen sich anhand des Weihnachtsfests verschiedene gesellschaftliche Konfliktfelder wie unter einem Brennglas untersuchen, so zum Beispiel die Debatten um Rassismus, die sich schon seit vielen Jahren am Zwarte Piet-Begleiter des Sinterklaas in den Niederlanden entzünden.
In einem Mix aus Objekten aus der Sammlung des MEK, Fotografien, Musik und Film umkreist die Sonderausstellung entlang des Alphabets Helles und Dunkles, Popkultur und Hochamt, Protest und Humor rund um Weihnachten. Typisch weihnachtliche Dinge wie Adventskalender und Pyramiden stehen neben aktuellen Musikvideos, Hollywood-Filmen und Selfies: Sie beleuchten so unterschiedliche Themen wie N wie Nachhaltigkeit am Beispiel der Weihnachtsproduktion in der chinesischen Großstadt Yiwu, F wie Fernsehen als ritualisierte familiäre Festtagspraxis oder auch T wie Tradition, die ganz unterschiedlich gelebt werden kann.
Diese neu konzipierte und überarbeitete Dauerausstellung stellt Friedrich den Großen (1712–1786) als Bauherrn des Neuen Flügels in den Mittelpunkt und präsentiert den bedeutenden Monarchen der preußisch-deutschen und europäischen Geschichte jenseits der gängigen Klischees. Ermöglicht wird das Projekt durch die großzügige Förderung der Deutschen Klassenlotterie Berlin (DKLB) und der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.
Die Besucherinnen und Besucher werden in jedem der 16 Räume des Obergeschosses eine andere Facette des Königs kennenlernen. So wird die Funktion Charlottenburgs als Ort höfischer Feste verdeutlicht, die teils problematischen Beziehungen des Monarchen zu seinen Hofkünstlerinnen und Hofkünstlern werden diskutiert und es wird erklärt, wie und von wem das Bild vom sparsamen und aufopferungsvollen Monarchen eigentlich in die Welt gesetzt worden ist. Zudem kann der Frage nachgegangen werden, wie der König seine Kunstankäufe eigentlich tätigte. Ein Thema soll aber auch die Fotodokumentation aller Deckengemälde Antoine Pesnes (1683–1757) sein, die zwei Wochen vor deren endgültiger Zerstörung im Winter 1943 abgeschlossen wurde.
Nur zwei Monate nachdem Friedrich der Große den Thron bestiegen hatte, ließ er den Grundstein für den ersten Schlossbau seiner Regierungszeit legen: den Neuen Flügel in Charlottenburg. Unter der Federführung von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699–1753) entstanden dort Wohnungen für den jungen König und seine Frau Elisabeth Christine (1715–1797), vor allem aber auch zwei neue Festsäle, da Friedrich den Neuen Flügel in erster Linie für Familienfeiern nutzte. Vor allem anlässlich der Hochzeiten seiner Geschwister, Nichten und Neffen richtete der König in Charlottenburg große Feiern aus.
Nach den schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau entschied man sich zu einer Rekonstruktion der meisten dieser friderizianischen Innenräume. Während sich von den hochkarätigen Gemälden, mit denen Friedrich vor allem das Konzertzimmer und die Gris-de-Lin-Kammer ausstatten ließ, ein wichtiger Teil erhalten hat, wurden sämtliche Möbel aus friderizianischer Zeit jedoch schon im 19. Jahrhundert aus Charlottenburg entfernt. Damit diese Interieurs dennoch wieder für die Besucherinnen und Besucher erlebbar werden, erfolgt die Ausstattung mit erhaltenen Möbeln, die Friedrich für das im Zweiten Weltkrieg ebenfalls schwer beschädigte und anschließend abgetragene Potsdamer Stadtschloss in Auftrag gegeben hatte. Diese entstanden zwischen 1745 und 1747 und damit zur gleichen Zeit, in der die zweite Wohnung des Königs im Neuen Flügel eingerichtet wurde. Auch in ihrer Funktion entsprachen sich die Räume der Friedrichwohnungen in Charlottenburg und Potsdam vollständig. Gleichzeitig werden die meisten Gemälde, die zur friderizianischen Originalausstattung gehören, nun wieder in den Räumen zu sehen sein, in denen sie sich nachweislich von Anfang an befanden. Für Besucherinnen und Besucher eröffnet sich damit ein „Seherlebnis“, das der Situation des 18. Jahrhunderts weitgehend entspricht und einen Eindruck friderizianischer Hofkultur vermittelt.
Die grundsätzliche Überarbeitung der Rokoko-Räume ist neben den bereits vor einem Jahr eröffneten Räumen zur Dynastiegeschichte der Hohenzollern Resultat des Projekts „Charlottenburg 2030“, das die erste vollständige und übergreifende museale Neukonzeption des Schlosses seit dem Wiederaufbau umfasst.