„Qi“ (wie „tchi“ ausgesprochen, im Japanischen „ki“) steht in der chinesischen Philosophie und Medizin sowohl für die bewegende als auch für die vitale Kraft des Körpers, aber auch der gesamten Welt. In der chinesischen Sprache hat es die Bedeutung von Atem, Energie und Fluidum.
Der Begriff umfasst viele Ausprägungsformen und Wirkungsweisen. „Gong“ als chinesischer Begriff bedeutet einerseits „Arbeit“, aber auch „Fähigkeit“ oder „Können“. Somit kann man Qigong übersetzen als „stete Arbeit am Qi“ oder auch als „Fähigkeit, Können, mit Qi umzugehen, es zu nutzen“.
Die Praxis des Qigong soll die Lebensenergie stärken, das Leben verlängern und zu einer gesunden geistigen Verfassung verhelfen.
Formen des Qigong
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Richtungen des Qigong, darunter Praktiken aus der Richtung des Buddhismus und Praktiken aus der Richtung des Daoismus. (Insgesamt wurden über eintausend verschiedene Richtungen beim Forschungsinstitut für Qigong in Peking angemeldet, von denen allerdings nur etwa einhundert anerkannt wurden.)
Qigong wird erst dann zu Qigong, wenn sich wenigstens zwei von vier Komponenten zu einer Einheit in der Übung verbinden: Entspannung - Ruhe - Natürlichkeit - Bewegung - Atmung - mentale Vorstellung - Ton.
Die unterschiedlichen Formen haben unterschiedliche Merkmale:
- Im Daoismus wird Waidan, das äußere Elixier, zu den Bewegungsübungen und Kampfkünsten gerechnet. Dazu gehört auch Taijiquan.
- Neidan, das innere Elixier, bezeichnet Atemübungen und innere (meditative und konzentrative) Qigong-Übungen. Innerhalb des Neidan gibt es noch Unterscheidungen zwischen Übungen mit Bewegung oder in bestimmten Körperhaltungen, Übungen des Nährens des „Qi“, Qigong-Massage, medizinischem Qigong und Heilmethoden mit Qi.
- Einige Qigong-Methoden wie das Shenjifa (Weg zu übernatürlichen Fähigkeiten) sind geheim und werden nur von Lehrern an Schüler vermittelt. Andere meditative Methoden werden auch als spirituelle Erleuchtungsübungen verstanden.
- Sehr verbreitet ist das Übungssystem Stehende Säule oder Zhan Zhuang welches als die älteste und ursprünglichste Qigong Form gilt. Zhan Zhuang wurde in den 1980er Jahren von Meister Lam Kam Chuen in den Westen gebracht. Er ist der Autor des einzigen in deutscher Sprache erhältlichen Buches über Zhan Zhuang.
Geschichte
Die nachvollziehbare historische Entwicklung des Qigong zeigt Veränderungen in Inhalten und Zielsetzungen. Die wichtigsten Einflüsse kamen dabei aus dem Daoismus, dem Buddhismus, den Kampfkünsten und der traditionellen chinesischen Medizin.
Hierbei lassen sich keine strengen Trennlinien ziehen, die verschiedenen Strömungen flossen ineinander, verzweigten sich und wurden wieder miteinander verflochten.
Nach der sogenannten Kulturrevolution in der VR China, während der alle Traditionen als revanchistisch verpönt waren und verfolgt wurden, erlebte die Kunst des Qigong langsam eine Renaissance.
Sie wird nun als ein einmaliger Schatz der chinesischen Kultur betrachtet und es gibt Bemühungen, die Wirksamkeit des Qi wissenschaftlich zu erforschen. Viele neue Systeme, vor allem im therapeutischen Bereich, wurden entwickelt, andere, angeblich sehr alte, tauchten auf und fanden oft spektakuläre Verbreitung.

© Manuel Joseph
Vor allem in den letzten dreißig Jahren, seit Qigong in China wieder öffentlich verbreitet und staatlich gefördert wird, hat sich auf diesem Gebiet viel getan. Es werden zum Teil erstaunliche Heilungserfolge gemeldet. Nicht unerwähnt bleiben darf jedoch in diesem Zusammenhang, dass in den letzten Jahren auch vermehrt Fälle von Erkrankungen durch falsch angewandtes Qigong aufgetreten sind und in einigen Kliniken Spezialabteilungen für solche Phänomene eingerichtet wurden.
Neben der Pflege altüberlieferter Übungen scheint eine Epoche des Experimentierens angebrochen zu sein, in der Techniken unterschiedlicher Herkunft vermischt werden. Auch im Westen werden Qigong-Übungen mit Methoden aus der eigenen therapeutischen Tradition, zum Beispiel der Bioenergetischen Analyse (nach Alexander Lowen), der Atemtherapie, dem autogenen Training, kombiniert.
Von einigen Praktizierenden wird diese Entwicklung als Synkretismus kritisiert, der auf schnelle Erfolge aus ist und ein über Jahrtausende gewachsenes Wissen über tiefgreifende energetische Vorgänge in Körper und Psyche respektlos assimiliere. Auch die chinesischen Bemühungen einer Verwissenschaftlichung des Qi-Phänomens nach abendländischen Maßstäben wird in diesem Zusammenhang genannt.
Die sinologische Dissertation des Arztes Thomas Heise Qigong in der VR China: Entwicklung, Theorie und Praxis (1999) beleuchtet hier im Detail neben den frühzeitlichen Ursprüngen insbesondere diese Phase der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Im Jahr 2003 stellte das chinesische Sport-Ministerium zusammen mit der Chinese Health QiGong Association (CHQA) das neustrukturierte Gesundheits-Qigong vor, das in China durch staatliche Unterstützung eine große Verbreitung gefunden hat.
Die althergebrachten Formen
Yì Jin Jing - Wu Qin Xi - Liu Zi Jue - Ba Duan Jin
wurden von der Sportuniversität Peking und medizinischen Fachleuten geprüft und standardisiert.
Im August 2007 organisierte die CHQA zeitgleich die 2nd International Health Qigong Demonstration and Exchange, die einen internationalen Wettkampf und die ersten Duan-Prüfungen der CHQA beinhalteten, sowie das International Symposium on Health Qigong Science, anlässlich dessen die gesammelten wissenschaftlichen Untersuchungen und Resultate zum Gesundheits-Qigong einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Im August 2009 wird in Shanghai die Veranstaltung 3rd International Health Qigong Tournament and Exchange stattfinden. Dabei wird auch die International Health Qigong Federation als internationale Vereinigung für das Gesundheits-Qigong gegründet.